Volltext: Der Völkerkrieg Band 7 (7 / 1917)

D i e Winterkämpfe am Jsonzo 
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Die planmäßige Beschießung der Stadt Görz dauerte vormittags vier, nachmittags über 
zwei Stunden an, 3000 Geschosse aller Kaliber waren diesem Zerstörungswerk gewidmet. Sie ver 
ursachten große Brände. Der militärische Schaden ist gering; dagegen ist die Einwohnerschaft durch 
Verluste an Menschenleben und Eigentum schwer getroffen. 
Den Nordabschnitt der Hochfläche von Doberdo griff der Feind abermals an. Am Nord 
hang des Monte San Michele drang er mehrmals in unsere Stellung ein; die erbitterten Nah 
kämpfe endeten jedoch für unsere Truppen mit der vollständigen Behauptung ihrer ursprünglichen 
Kampflinie; alle Vorstöße gegen den Abschnitt von San Martino scheiterten unter den schwersten 
Verlusten für die Italiener. Ebenso mißlangen an der Front nördlich des Görzer Brücken 
kopfes zwei starke Angriffe des Feindes bei Zagora, mehrere schwächere im Vrsicgebiete 
und im Raume von Flitsch. 
Aus der italienischen Meldung Nr. 177: Unsere Artillerie bombardierte die Kasernen 
von Görz. Sie bekämpfte auch eine zahlreiche feindliche Artillerie, die auf den Höhen östlich der 
Stadt aufgestellt war und andere Geschütze, die in den anliegenden Nutz- und Ziergärten verborgen 
waren. Endlich beschoß sie Truppenkolonnen, die sich in großer Eile von Görz zurückzogen. Auf 
dem Karst erneuerte unsere Infanterie gestern die Angriffe mit merklichen Erfolgen, besonders in 
der Zone des Monte San Michele. Dort gelang es der Brigade Perugia, den ganzen Berg 
hang zu erobern, der sich vom dritten Gipfel des Berges nach dem Jsonzo zwischen Peteano und 
den Gehölzen herabsenkt. Durch einen feindlichen Gegenangriff aus dieser Stellung wieder vertrieben, 
machte sie ihrerseits einen Gegenangriff und eroberte die verlorenen Gräben zurück. Die ganze Nacht 
hindurch erneuerte der Gegner wütend die Anstürme; siebenmal gelang es ihm, bis an unsere Linien 
heranzukommen; aber siebenmal durch das treffliche Geschütz- und Gewehrfeuer niedergemacht, wurde 
er in Unordnung und mit ungeheuren Verlusten zurückgeschlagen. Schließlich wickelten die tapfern 
Infanteristen vom 129. Regiment, ermattet, aber unbezwungen, ihre Füße in Sandsäcke und brachen 
in der Dunkelheit aus den Schützengräben auf den Gegner los und zerstreuten ihn vollständig. Sie 
machten dabei 175 Gefangene und erbeuteten reiches Kriegsmaterial. 
Heute morgen warf ein feindliches .Luftgeschwader fünfzehn Bomben auf Udine. Zwölf Ein 
wohner wurden getötet, neunzehn Einwohner und acht Soldaten verwundet. Der Schaden war gering. 
Die Behauptungen über die Notwendigkeit der Beschießung von Görz in den italienischen General 
stabsberichten vom 18. und 19. November 1915 sind am 22. November durch eine Mitteilung aus 
dem K. u. K. Kriegspressequartier richtig gestellt worden. Darin heißt es: „Die Angaben der 
italienischen Presseberichte sind eine absichtliche Fälschung der Tatsachen. Die eigenen Batterien sind 
nicht in der Stadt plaziert. Dies ist dem Feinde wohlbekannt. Die Kasernen von Görz wurden schon 
Ende Mai und Anfang Juni 1915 zum größten Teile zusammengeschossen und sind von Truppen nicht 
belegt. Die am 18. begonnene und am 19. November für einzelne Stunden fortgesetzte Beschießung 
der Stadt Görz hat mit der bisher gewohnten Bekämpfung der eigenen Batterien und militärischen 
Objekte, bei der nur einzelne Stadtteile in Mitleidenschaft gezogen wurden, nichts gemeinsam. Diesmal 
wurde die ganze Stadt, namentlich das Zentrum, planmäßig und zwar, wie nach der Wirkung an 
den betroffenen Häusern und an den vielen aufgefundenen Geschossen festgestellt, auch mit 30,5 Ka 
libern beschossen. 
Die von Cadorna gemeldete Beschießung von Truppen, die einmal vom Jsonzo zu den Höhen am 
Westufer hinaufstiegen, das andere Mal wieder eilig sich nach Görz zurückzogen, ist vollständig frei 
erfunden. Der freien Beurteilung eines jeden Lesers muß es anheimgestellt werden, ob die italienische 
Artillerie bei der Beschießung der Höhen die Stadt selbst mit mehreren Tausend Geschossen treffen kann." 
20. November 1915. 
Die Kämpfe im Görzischen dauern fort. Der Brückenkopf von Görz wurde wieder an meh 
reren Stellen vergeblich angegriffen, die Stadt eine Stunde lang lebhaft, dann mäßig beschossen. 
Im Nordteile der Hochfläche von Doberdo erneuerte der Feind seine Vorstöße mit starken 
Kräften sowohl gegen unsere Stellungen am Nordhang des Monte San Mich ele als auch gegen 
den Abschnitt von San Martino. Mehrfach kam es zum Handgemenge. Die Italiener wurden 
überall zurückgeschlagen; unsere Kampflinie ist nach wie vor in unseren Händen. Dasselbe gilt auch 
von unseren Stellungen bei Zagora, wo der Gegner nächst der Straßensperre eindrang, in erbittertem 
Nahkampf aber wieder vollständig vertrieben wurde. 
Unsere Flieger bedachten Trieesimo, Udine und Cervignano mit Bomben.
	        
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