Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

180 Die Ereignisse an der Ostfront nach der Wiedereroberung von Przemysl 
unter Beförderung zum Oberst zum Chef des Generalstabs des Gardekorps ernannt. Von 1899 bis 
1901 befehligte er das Alexander-Regiment und vom April 1901 bis Mai 1903 als Generalmajor 
die 2. Garde-Jnf.-Brigade, im Mai 1903 wurde er Oberquartiermeister und im Februar 1904 zugleich 
mit Wahrnehmung der Geschäfte des Chefs der Landesaufnahme betraut. Im Oktober 1904 ist er 
zum Generalleutnant, im Februar 1906 zum Kommandeur der 2. Gardedivision befördert worden, 
erhielt am 6. März 1908 unter Beförderung zum General der Infanterie das Kommando des 11. Armee 
korps (Kassel) und trat Ende 1913 in den Ruhestand, um sich bei der Mobilmachung im August 1914 
wieder zur Verfügung zu stellen. 
Zum Polizeipräsidenten von Warschau ist der Polizeipräsident der Stadt 
Köln a. Rh. v. Glasenapp ernannt worden. 
Herr v. Glasenapp ist 1861 in Buchwald i. Pommern geboren, studierte in Leipzig und Berlin 
die Rechts- und Staatswissenschaften und arbeitete dann als Referendar bei den Gerichten in 
Breslau und Berlin. Nachdem er bei dem Polizeipräsidium in Berlin als Regierungsassessor zwei 
Jahre in der politischen Abteilung tätig gewesen, wurde er 1892 zum Landrat des Kreises Tuchel 
ernannt, der zu den vorwiegend polnischen Kreisen der Provinz Westpreußen gehört. Im Jahre 1895 
als Landrat nach Marienburg versetzt, wurde er hier zum Mitglied des westpreußischen Provinzial- 
Landtags und vom Wahlkreise Elbing-Marienburg 1898 zum Mitglied des Abgeordnetenhauses gewählt. 
Im Abgeordnetenhause schloß er sich der konservativen Fraktion an und war namentlich bei der Be 
ratung landwirtschaftlicher Fragen tätig. Im Jahre 1901 wurde er zum Polizeipräsidenten von Rixdorf 
(Neukölln) befördert, in welcher Eigenschaft er länger als sieben Jahre gewirkt hat. Am 16. September 
1908 ist er unter Ernennung zum Königlichen Präsidenten zum Landesdirektor der Fürstentümer 
Waldeck und Pyrmont berufen und Anfang 1914 zum Chef der Polizei in Köln a. Rh. ernannt worden. 
Den Verwaltungsdienst und das Gerichtswesen leitete unter der Oberauf. 
sicht der deutschen Verwaltung selbständig das Bürgerkomitee, dem ausschließlich pol 
nische Bürger angehörten, darunter auch zwei nationalpolnisch gesinnte Juden, das Mit 
glied der ersten Duma Advokat Konic und der Großkaufmann Bergson. An der Spitze 
der gesamten städtischen Verwaltung stand ein Ausschuß, bestehend aus einem Vor 
sitzenden und fünf von den Mitgliedern des Bürgerkomitees frei gewählten Mitgliedern. 
Am 5. August 1915 haben auch die von den Russen geschlossenen Gerichtsbehörden ihre 
Tätigkeit wieder aufgenommen. Die vom Bürgerkomitee provisorisch ins Leben gerufenen 
Gerichtsbehörden waren: 1. Friedensgerichte, 2. Gerichtsbehörden erster Instanz, die gleich 
zeitig als Apvellationsgerichte für die Urteile der Friedensrichter fungieren, und 3. ein 
sogenanntes Hauptgericht als höchste Instanz; zum Präsidenten dieser Behörde wurde 
der Rechtsanwalt Tyszka ernannt. Eine ausgedehnte und weitverzweigte Schul- und 
Unterrichtsverwaltung hat gleichfalls sofort ihre Tätigkeit begonnen. Bei allen Be 
hörden wurde das Polnische als Amtssprache eingeführt. 
Am 10. August 1915, fünf Tage nach der Besetzung der Stadt, erschien die erste 
Nummer der „Deutschen Warschauer Zeitung", neben der „Deutschen Lodzer 
Zeitung" und dem „Weichselboten" das dritte reichsdeutsche Blatt im eroberten Rußland. 
Episoden 
Aus Warschaus letzten Russentagen 
Der Warschauer „Goniec" veröffentlicht folgende charakteristische Episoden über den 
Rückzug der Russen aus Warschau: „Um den Rückzug der Russen zu decken, wurden 
mehrere hundert Kosaken bereit gehalten. Ein Kosak ritt am Mittwoch um 10 Uhr 
Vormittags in die Konditorei von Semadeni am Theaterplatz hinein und vertrieb das 
Publikum mit den Rufen: „Hinaus, ihr aufrührerischen Polen!" In einem Hotel 
hatten sich zwei russische Offiziere in Begleitung von Damen vergnügt. Als sie um 
8 Uhr früh auf die Straße traten, wurden sie von einem Diener von dem Einzug der 
Deutschen in Kenntnis gesetzt. Ihr Erstaunen darüber äußerten sie wie folgt: „Tak 
skoro? Nu, plewatj, pojdiom w plen!" („So schnell? Nun, hol's der Teufel, gehen
	        
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