Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kundgebungen 
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mit seinen treuen Verbündeten den Krieg durchführen bis zur Vernichtung des deutschen Militarismus 
und bis zur gänzlichen Wiederherstellung Frankreichs. Ein momentanes Schwachwerden wäre eine 
Undankbarkeit gegen Frankreichs Tote und ein Verrat an der Nachkommenschaft. 
Das Schreiben schließt: „Wir werden nicht ermatten, Frankreich hegt Zuversicht, weil es euch auf 
dem Posten weiß. Eure Offiziere wiederholen, daß wir nie, zu keiner Zeit, eine schönere Armee 
besessen haben. Niemals waren Mannschaften von größerer Tapferkeit und von größerem Helden 
mut beseelt. Allenthalben, wo ich euch gesehen habe, fühlte ich mich bewegt von Bewunderung und 
Hoffnung. Ihr werdet siegen! Das Jahr, das heute beginnt, wird euch die stolze Genugtuung 
bringen, die Niederlage des Feindes zu vollenden, wird euch die Freude bringen, in eure Heim 
stätten zurückzukehren und das süße Glück, den Sieg inmitten eurer Lieben feiern zu können." 
Anläßlich des Jahreswechsels tauschte Präsident Poincare Glückwunschtelegramme 
aus mit dem Zaren, dem König von England und den Königen von Italien, 
Serbien und Belgien. Auf das Telegramm des Königs von England antwortete Poincare, 
daß er das Vertrauen des Königs in dem Triumph der geheiligten Sache teile, die nicht nur die 
Länder des Vierverbandes, sondern die Freiheit aller Völker interesfiere. 
27. Januar 1916. 
Anläßlich des serbischen Nationalfestes fand in der Sarbonne zu Paris unter dem Vorsitz 
des früheren Ministerpräsidenten Barthou eine feierliche Kundgebung der Alliierten statt, 
an der Präsident Poincare, alle Botschafter und Gesandten der alliierten Mächte, die Mitglieder der 
Regierung, sowie die Präsidenten von Kammer und Senat teilnahmen. U. a. sprachen Thomas 
Barclay im Namen Englands, der Mailänder Abgeordnete Agneli im Namen Italiens, Dr. Schihota, 
Professor an der Universität Tokio, im Namen Japans, und Dr. Metschnikow im Namen Rußlands. 
Der serbische Gesandte in Frankreich, Wesnitsch, dankte mit bewegten Worten. 
2. Februar 1916. 
Präsident Poincare hielt vor etwa 6000 Offizieren und Soldaten, den in Paris anwesenden 
Inhabern des Kriegskreuzes, die das Pariser „Journal" zu einem großen Feste in dem Theaterraum 
des Trocadero geladen hatte, eine Ansprache, in der er die Soldaten unter ungeheuerem Beifall 
zunächst daran erinnerte, wie Frankreich friedlich dahingelebt und noch im letzten Augenblick alle An 
strengungen gemacht habe, um die Katastrophe zu verhindern. Alles sei gegenüber dem Vorsatz des 
Gegners umsonst gewesen. Er habe Serbien den Krieg erklärt, sei in Belgien eingefallen und habe 
schließlich Frankreich den Krieg erklärt. Diese Tatsache könne keine Lüge aus der Welt schaffen. 
Im Herzen von Europa habe sich ein Kaiserreich erhoben, das sich durch irgend ein Wunder zur 
Weltherrschaft berufen glaubte. Frankreich wolle sein Opfer nicht sein, es wolle nicht nur seine 
politische Souveränität, sondern auch seine wirtschaftliche, moralische und intellektuelle 
Unabhängigkeit behalten. 
Großes stehe für Frankreich und seine Verbündeten auf dem Spiel. Nicht nur für sie, sondern 
auch für die Neutralen, die, wenn sie das klare Bewußtsein ihrer permanenten Interessen haben, 
diesem Konflikt gegenüber nicht gleichgültig sein können. „Alle diejenigen, die uns diskrete oder offene 
Sympathien zeigen, selbst die, deren Vorliebe unsicher erscheint, haben alle an unserem Siege ein 
vitales Interesse. Weder wir noch unsere Verbündeten hegen gegen irgend eines dieser Länder ein 
Vorurteil oder einen Hintergedanken; auf der andern Seite aber haben sie von den übergreifenden 
und perfiden Mächten alles zu fürchten, die in den von ihnen selbst unterzeichneten Verträgen nur 
Papierfetzen sehen und in der Zerschmetterung der kleinen Völker eine wilde Wollust finden." 
Nach diesem Wort an die Neutralen wandte sich Poincare wieder seinem engern Auditorium zu. 
Er dankte den Soldaten im Namen des Vaterlandes für ihre Tapferkeit. Er gab unter dem Jubel 
der ganzen Schar seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß sie sich niemals mit einem faulen Frieden be 
gnügen würden. „Damit sich unsere einmütigen Wünsche verwirklichen, muß uns der Friede, der 
den besiegten Feinden unsern Willen aufzwingen wird, die Provinzen zurückbringen, die man uns 
mit Gewalt geraubt hat, das zerstückelte Frankreich vollständig wiederherstellen und ernstliche Garan 
tien gegen den kriegerischen Wahnsinn des kaiserlichen Deutschlands bieten. Diesen siegreichen 
Frieden, diesen ruhigen und starken Frieden habt Ihr, meine Freunde, angebahnt, und am Tage, 
wo Ihr ihn uns durch die beflaggten Straßen bringen werdet, werden wir das Glück haben, in 
Euren Augen die Freude der erfüllten Pflicht leuchten zu sehen, und das dankbare Frankreich wird 
die Söhne, die es gerettet haben, an sein Herz pressen."
	        
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