Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

304 Frankreich während des dritten Kriegshalbjahres 
sprechenden Vorkehrungen getroffen. Bereits im Januar 1916 (vgl. S. 302) habe der Kriegs 
minister in Beantwortung der gleichen Anfrage der Kammer mitgeteilt, daß Inspektoren 
zu den Truppenkörpern entsandt wurden, die gegenwärtig mit der Durchführung ihrer 
Aufgabe beschäftigt feien. So habe es keinen Sinn, die Debatten wieder aufzunehmen. 
Wenn ste die Kammer gleichwohl beschließen sollte, so werde die Regierung nicht mehr 
auf ihren Bänken verbleiben. Die Kammer sprach sich denn auch mit 320 gegen 
153 Stimmen gegen die sofortige Besprechung aus. Immerhin ist bezeichnend, daß 
über 150 Abgeordnete den Mut fanden, selbst auf die Gefahr einer Ministerkrise hin, 
auf der Ueberordnung der bürgerlichen Gewalt über die militärische zu bestehen. 
Die Tagung des Senats eröffnete der Alterspräsident Latappy mit einer An 
sprache, in der er meinte: „Seien sie versichert, liebe Kollegen, daß „der alte deutsche 
Gott" sich darauf vorbereitet, die Garnison zu wechseln, um dem Endansturm unserer 
siegreichen Armeen beizuwohnen." Antoine Dubost, der wiederum zum Präsidenten 
gewählt wurde, hielt eine Ansprache, die ungewöhnliche Begeisterung hervorrief. Wenn 
der Feind auf die Schwächen des demokratischen Regimes gerechnet habe, so habe er sich 
verrechnet: „Zum zweitenmal im Zeitraum von 120 Jahren wird der Sieg der Sohn 
der Freiheit sein!... Schande denen, die, trotzdem sie wissen, daß das Leben und die Größe 
des Vaterlandes, der Friede der kommenden Generationen von einigen Monaten Zähigkeiten 
abhängt, in diesem entscheidenden Jahre schwach würden. Wenn sich solche Stimmen er 
heben sollten, soll der Feind im voraus wissen, daß sie von ganz Frankreich verleugnet 
werden; denn Frankreich erwartet nicht den Frieden, sondern den Sieg." 
Der Rücktritt des französischen Unterstaatssekretärs für das Flugwesen 
Nach den amtlichen Meldungen und ergänzenden Mitteilungen 
DerHeeresausschuß derKammer beschloß am 4. Januar 1916 den Bericht des Deputierten 
d'Aubigny, des Vorsitzenden der das Flugwesen bearbeitenden Unterkommission, der die Leitung des 
Luftschiffwesens heftig kritisierte und auch über die Tätigkeit des Flugzeugdepots beunruhigende Tat 
sachen mitteilte, ohne Berücksichtigung des Unterstaatssekretärs der Luftschiffahrt Besnard (vgl. S. 284) 
direkt dem Ministerpräsidenten und dem Kriegsminister zu unterbreiten. Auch der Heeresausschuß 
des Senats hat am 7. Januar 1916 beschlossen, die Berichte seiner Ausschußmitglieder unverzüglich 
der Regierung und dem Präsidenten der Republik zu übermitteln. 
In der Kammersitzung vom 21. Januar gelang es Briand, die Aussprache des Parlaments über 
die Mängel des Flugwesens mit der Versicherung, die Angriffe seien im guten Glauben übertrieben 
worden, vertagen zu lassen (vgl. auch S. 217 und 303). Aber bei einer Besprechung im Heeresausschuß 
des Senats am 8. Februar ergaben sich abermals Schwierigkeiten, so daß Besnard am 9. Februar 1916 
um seine Entlassung nachsuchte. Die Regierung beschloß darauf, eine Ersetzung Besnards nicht vorzunehmen 
und das Flugwesen wieder unmittelbar dem Kriegsminister zu unterstellen, der dann am 12. Februer 1916 
den Artillerieoberst Regnier, Direktor der Pyrotechnischen Militärzentralschule, zum Direktor des 
militärischen Flugwesens im französischen Kriegsministerium ernannte. 
„Im Lebenslauf des erst 36jährigen Rene Besnard fehlte," so schrieb die „Frankfurter Zeitung" 
(20. IX. 15), „jedes Anzeichen für eine besondere Eignung zum Beherrscher des Flugwesens. Es sei 
denn, daß sich sein Talent schlechtweg auf alle Gebiete menschlicher Betätigung erstrecke, was sich 
von einem Herrn, der im Verlauf von zwei Jahren der Reihe nach Unterstaatssekretär der Finanzen, 
Minister der Kolonien und der Arbeit und sozialen Fürsorge gewesen ist, allerdings vermuten läßt. 
Doch obwohl mit Grundsätzen, wie man steht, nicht mehr belastet als in der modernen französischen 
Politik dem Ehrgeiz dienlich ist, blieb Herr Besnard ein geschätztes Mitglied der radikal-sozialistischen 
Partei, die in Ansehung ihrer ziffermäßigen Stärke einige Ursache hatte, mit ihrem Anteil an der 
nationalen Regierung unzufrieden zu sein. Und in dieser Zugehörigkeit war ohne Zweifel das von 
Barrös beklagte „politische Manöver" zu suchen, über das sich Herr Clemenceau so sehr aufregte und 
das Herrn BeSnard zum Unterstaatssekretär für das Flugwesen machte."
	        
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