Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die große Offensive zwischen der unteren und oberenWeichsel bis zum Fall von Warschau 167 
gemäß nur schwach sind, in den Strom zurück, was gleichbedeutend mit Vernichtung 
ist. Die begreifliche Spannung wurde noch vermehrt durch das Dunkel der Nacht und 
den fehlenden Gefechtslärm, durch die völlige Lautlosigkeit, die dem Sprunge voraus 
ging. 1 Uhr 30 Minuten vormittags. Jetzt brechen überall die Truppen aus den letzten 
Deckungen am Ufer hervor. Höchste Krastanstrengung bringt die schweren Pontons 
schnell vorwärts. Jetzt wird das Wasser erreicht, jetzt stoßen sie ab. . . . Noch alles 
ruhig, ein gutes Zeichen.... 1 Uhr 45 Minuten. Plötzlich stark einsetzendes Artillerie 
feuer. Der Feind ist an einer Stelle also aufmerksam geworden, und bei seinen ersten 
Schüssen hat unsere bereitstehende Artillerie das Feuer gegen das feindliche Ufer aus 
genommen, dadurch der noch im Uebersetzen befindlichen Infanterie einen wirksamen 
Feuerschutz gebend. 
Endlich löste sich die Spannung: die erste Meldung trifft ein; soeben kehren die 
Pontons zurück, die erste Staffel ist hinüber. Man atmet auf. Nun sind wir drüben. 
Und wo die Armeeabteilung Woyrsch einmal Fuß gefaßt hat, da hält sie. 
Nun sind wir drüben. Dieser Gedanke kehrt immer wieder, verstärkt sich immer mehr 
bei jeder neuen Meldung, daß ein weiteres Bataillon übergesetzt ist. Es ist hell geworden, 
unsere Artillerie spricht jetzt entscheidend mit bei den Kämpfen, die den letzten Wider 
stand des überraschten Feindes brechen sollten. 
Die ersten 200 Gefangenen werden gemeldet. Alles geht gut. Aber ein unerwartet 
schwerer Kampf liegt noch vor uns. Wohl überraschten wir die feindlichen Sicherungs 
truppen unmittelbar am Ufer. Seine Reserven weiter rückwärts gilt es aber noch zu 
schlagen. Wie gefährlich dem Feinde unser Durchbruch seiner von ihm für unüber 
windlich gehaltenen Stromsperre erschien, erkannte man bald. Aus Jwangorod und 
Warschau und von Lublin raffte er immer mehr Truppen zusammen, um uns wieder 
zurückzuwerfen. War auch der Feind überlegen, er mußte trotzdem angegriffen werden, 
denn der Brückenkopf mußte derart erweitert werden, daß die Stellen, wo wir den 
Brückenbau begannen, vor feindlichem Feuer gesichert waren. 
Nach tagelangen Kämpfen ist der Besitz des Brückenkopfes voll gesichert, der Feind 
von Stellung zu Stellung geworfen, seine Angriffskraft gebrochen. 
Inzwischen hatten die unter Führung des Generals der Infanterie von Koeveß 
stehenden österreichisch-ungarischen Truppen der Armeeabteilung einen großen Erfolg 
vor Jwangorod errungen. Die größte Genugtuung aber ward den Truppen der Armee 
abteilung zuteil, als bekannt wurde, daß die Russen einen Tag nach dem Weichselüber- 
gange mit der allmählichen Räumung Jwangorods begonnen hatten und im Begriffe 
waren, auch die Warschau deckende Blonielinie und die Lubliner Stellung auszugeben. 
So hatte also die Bezwingung der Weichsel einen großen Einfluß auf weite Teile de 
Front ausgeübt." 
Die Besetzung der Festung Jwangorod 
Vom 2. bis 5. August 1915 
Während sich die Armeeabteilung Woyrsch zur Verteidigung der von ihr gebauten 
Weichselbrücken aus den Höhen von Podzamcze in befestigten Stellungen einrichtete und 
den Befehl zum Weitermarsch nach Osten abwartete, ging General von Koeveß, der das 
Kommando über die zur Erstürmung von Jwangorod bestimmten österreichisch-ungarischen 
Truppen erhalten hatte, am 2. August 1915 gegen die letzten vorgeschobenen Stellungen der 
Russen vor den Forts der Südwestfront von Jwangorod vor, die auf der Linie Stowiki- 
Nowe—Klasztorna-Wola in acht Etagen stufenartig übereinander angelegt waren. 
„Das 50. Regiment, das aus Siebenbürger Rumänen besteht, überwältigte," wie Emil 
Szomory im „Berliner Tageblatt" berichtete, „alle technischen Hindernisse, näherte sich,
	        
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