Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Aus den besetzten Gebieten 
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„Die von der Front als unbrauchbar geworden hier angelieferten und sorgfältig wieder 
hergestellten Gegenstände sowie die neuangefertigten kann man dann in einem Waren 
lager, das einem großen Kaufhause Ehre machen würde, sauber nach Größen geordnet 
bestaunen. Außerdem ist hier noch mancherlei anderes zu haben, was alles im Kriege 
notwendig, aber hier gar nicht sonst zu beschaffen ist: Waschschüsseln, Beleuchtungsgegen 
stände, Anstrichfarben, Oefen für die Schützengräben, Kochherde, Schnürriemen, Schuh 
leisten, alle Schreibmaterialien, sämtliches Handwerkszeug für alle Handwerke; und alles 
wird genau verbucht und die Abgänge sofort ersetzt, so daß man allen Forderungen, die 
oft telephonisch aus der vordersten Linie erfolgen, nachkommen kann. 800 bis 900 Mann 
bilden die tägliche Kundschaft im Durchschnitt. Sie kommen mit Anweisungen, die ein 
Unteroffizier in einem Tag und Nacht geöffneten Büro prüft, erhalten ihren Liefer 
zettel und im Warenhaus, was sie zu beanspruchen haben. ... 
Aber wir steigen auch zu höheren Betrieben auf. Eine Artilleriereparatur 
werkstatt für leichte und schwere Geschütze bessert leichte Schäden aus, eine optische 
Anstalt setzt zerschossene Fernrohre und sonstige Visiereinrichtungen instand. Russische 
Gefangene, die in einem Barackenlager in der Nähe wohnen und 10% Bewachungs 
mannschaft haben, werden zu umfangreichen Wegeverbesserungen und Ent 
wässerungsarbeiten verliehen. 
„So werden die Deutschen mit ihrer mustergültigen, vom Feinde selbst so oft wider 
willig anerkannten Organisation in Flandern ertragen, hier und da sogar mit Sympathie 
begrüßt," schließt das „Allgemeen Handelsblad" seinen bereits zitierten Bericht. 
Die Deutschen hinter der Front in Frankreich 
Die in Charleville in französischer Sprache erscheinende „Gazette des Ardennes" 
(vgl. VII, S. 256) die es sich in erster Linie zur Aufgabe gemacht hat, die Bewohner 
der von den Deutschen besetzten Gebiete Nordfrankreichs über die Kriegsereigniffe auf 
dem laufenden zu erhalten, hat als besondere Abteilung eine „Bezirkszeitung" (Gazette 
regionale) eingerichtet, in der regelmäßig „Ortsnachrichten von allgemeinerem Interesse" 
veröffentlicht werden. Und da die „Bezirkszeitung" ein möglichst lebendiges Band 
zwischen den Bewohnern der besetzten Teile Frankreichs und den übrigen französischen 
Lesern bilden soll, legt die Schriftleitung „Wert darauf, den Berichten ihren persönlichen 
Stil und ihre örtliche Färbung zu bewahren, wenn auch aus leicht begreiflichen Gründen 
die Namen der französischen Mitarbeiter ungenannt bleiben werden." 
Ueber das Verhalten der deutschen Truppen in den besetzten Gebieten sind die gehässigsten 
Lügen in die Welt gesetzt worden; daher lohnt es sich, an einigen Beispielen zu zeigen, 
wie die wirklichen Verhältnisse von den Bewohnern selbst geschildert werden. 
Hören wir — aus der „Gazette des Ardennes" vom 12. Januar 1916 — den Bericht 
aus Cagnicourt: „Das Aussehen der Gemeinde hat sich nicht verändert, es gibt 
sozusagen kein unbewohntes Haus. Die Bevölkerung ist nicht geflüchtet, und wenn man 
die unter die Fahnen berufenen Männer in Rechnung stellt, ist die Zahl der Bewohner 
nahezu dieselbe geblieben, nur sind die Straßen belebter durch das Kommen und Gehen 
der deutschen Soldaten und den Durchmarsch deutscher Truppen. Der Gemeindevorsteher 
Taillandier und die Gemeinderäte sind aus ihrem Posten und geben sich jede erdenkliche Mühe, 
das Brot und die Lebensmittel, die von auswärts kommen, so gut wie möglich unter die 
Einwohner zu verteilen; dadurch gestaltet sich im Verein mit den örtlichen Hilfsquellen 
das Leben recht erträglich. Die Militärbehörde hat ihrerseits mit einem Eifer und einem 
Verständnis, die über alles Lob erhaben sind, bis in die geringsten Einzelheiten für das 
leibliche Wohl der Bevölkerung Vorsorge getroffen. Außerdem hat sie ganz planmäßig 
die Bestellung der Felder in die Wege geleitet."
	        
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