Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

242 Die Ereigniss e an der We st front im dritten Kriegshalbjahr 
denken gegen die Richtigkeit, wo es heißt: „Eure Sparkassengelder wird der Staat ein 
ziehen. Die Armee kann in der Zwischenzeit vielleicht noch einige Erfolge erringen. (!!) 
Damit wird aber bloß der Krieg in die Länge gezogen, und der Handel Eurer zahl 
reichen Feinde und der Neutralen wird diese Frist weidlich ausbeuten. Euer Vermögen 
und das des Reiches nimmt schnell ab. Gold ist fast keins mehr vorhanden. Mit den 
erzwungenen (»io!) Schmucksachen Eurer Frauen wird es dem Reiche auch nicht gelingen, 
Oesterreich-Ungarn und die Türkei, die mittellos sind, wirksam zu unterstützen. England 
und Frankreich dagegen waren, sind und bleiben unerschöpflich reich." Die Verführungskunst 
dieser Stimmen aus der Höhe besteht darin, daß sie den naiven Leser nach und nach zu 
umgarnen versucht, damit er gar nicht merkt, wo er von dem schmalen Brett einer Tat 
sache in das breite Sumpfland der Lüge hinübergleitet. Durchzuhalten hat man den 
Ton gerissener Bauernfängerei allerdings nicht vermocht. Plötzlich tritt der plumpe 
Teufelsfuß doch zutage. Wenn es z. B. in einem Artikel über die Lebenshaltung in 
Frankreich heißt, nur die Preise für Delikatessen hätten „eine geringe Steigerung" er 
fahren, die der Volksnahrung jedoch garnicht, und der Verfasser fortfährt: „Es herrscht 
deshalb im Volke eine Zufriedenheit und Sorglosigkeit, wie sie in Frankreich vor dem 
Kriege kaum größer und sicherer war. In vielen Städten ist sogar die Lebenshaltung 
in den unteren Volksschichten viel leichter und besser als vorher. Die Familien der 
Soldaten fühlen die Abwesenheit des Ernährers nicht im geringsten" — da wird auch 
der Unerfahrenste stutzen. 
„Der Heiterkeitserfolg, den die Franzosen damit erzielt haben, wird," wie der „Frank 
furter Zeitung" (30. XII. 1915) geschrieben wurde, „noch dadurch verstärkt, daß die „Daily 
Mail" diese „Feldpost" als ein deutsches Erzeugnis hinstellte, das beweise der deutsche 
Adler und das schwarzweißrote Fahnenband. Und dann folgert dieses englische Blatt 
daraus, an der deutschen Front müsse starke Mißstimmung herrschen, daß schon solche 
die deutsche Lage so ungünstig schildernde Flugblätter verbreitet werden könnten." 
Auch für französische und belgische Leser gibt es eine auf dem Luftwege verbreitete 
Zeitschrift, die den Titel trägt: „La voix du pays“. Aus ihrem Inhalt sei erwähnt, 
daß sie schon damals vom Balkan den Anschluß Rumäniens an die Zentralmächte und 
den von Griechenland an die Entente berichtete. Ihr politischer Redakteur war also 
ein Prophet. Eine spätere Nummer säbelt von deutschen Komplotten in Amerika und 
von schauderhaften Wiederholungen der belgischen Greuel in Serbien. 
Der Ruhm der erwähnten französischen Literatur hat die Engländer nicht schlafen 
lassen, die allerdings bei der veralteten Zettelmethode blieben. Eine dieser Kundgebungen, 
die besonders „vernichtend" auf die deutschen Truppen gewirkt haben mag, sei hier, nach 
der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" (30. XII. 1915), wiedergegeben: 
Ein Offern 
zu der fleißig Deutscher Soldaten 
from 
Das Officier Commandeering der Englische Soldaten vor sie. 
Ich weiß sie sind Soldaten das sind sehr fleißig. Wir kannen mutig soldaten sehr 
leiden aber sie müssen jetzt wissen das der feig ist unsere. 
Sie sind sehr mutig mein komeraden aber warum wollen sie krieg machten wenn sie 
kann der Friede haben. 
Bitte aufpassen 
Sechs uhr (abend) 6th Dezember 1915 zu Sechs uhr (morgen) 7th Dezember 1915. 
Jeden Deutscher soldat (order soldaten) das kommen zu unsere zitte über das rechts 
oder links, das Boutillerie Weg, wo das fluß geht wollen haben en recht gut Englishe 
Grusse.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.