Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die große Offensive zwischen der unteren und oberen Weichsel bis zum Fall von Warschau 161 
Der Vormarsch auf Iwangorod 
Vom 17. bis 23. Iuli 1915 
Infolge der Ereignisse in Ostgalizien waren die russischen Truppen in Südpolen unter 
fortwährenden Kämpfen mit den nachdringenden Verbündeten langsam zurückgewichen 
und standen in dem Frontteil, der sich auf Iwangorod stützte, in den ersten Wochen des 
Monats Juli 1915 in einem großen Bogen südwestlich dieser Festung. „Die am weitesten 
vorgeschobene Stellung lag," nach den Ausführungen von Oberst Immanuel in seinem 
trefflichen Buche „Wie wir die westrussischen Festungen erobert haben" (Ernst Siegfried 
Mittler». Sohn, Berlin 1916), „am Nordufer der Krepianka in der Linie Solec an 
der Weichsel — Jlza, rund 50 Kilometer vor Iwangorod. Etwa zehn Kilometer weiter 
nördlich war, gleichlaufend mit der Krepianka-Stellung, der Abstand der Jlzanka, 
wieder zehn Kilometer gegen Iwangorod hin derjenige der Lucymia zur Verteidi 
gung eingerichtet. Dann reihte sich näher an die Festung Stellung hinter Stellung, in 
dem die Hintere jedesmal der davorliegenden eine Aufnahme bot. Während diese Stel 
lungen im Osten an der Weichsel eine Anlehnung besaßen, standen sie nach Westen und 
Nordwesten hin mit den Bachabschnitten in Verbindung, die teils in die Radomka, 
teils in die Weichsel unterhalb Iwangorod münden. Hier lagen von Osten nach Westen 
genannt die Linien der Pacynka, Leniwa, Zagozdzanka hintereinander. Fast alle diese 
Wasserläuse sind sumpfig. Die wenigen Uebergänge waren von den Russen zerstört, die 
Höhen zu nachhaltiger Verteidigung nach allen Regeln der Besestigungskunst eingerichtet 
worden.... Angesichts dieser gründlichen Vorbereitungen, denen gerade hier die Eigenart des 
Geländes in besonderer Weise entgegenkam, befand sich die Armeeabteilung Woyrsch aus 
ihrem Vormarsch gegen die Weichsel vor keiner leichten Aufgabe. Ihre Truppen waren 
so verteilt, daß sich auf dem linken Flügel im allgemeinen österreichisch-ungarische, auf 
dem rechten vorwiegend deutsche Truppen befanden." 
Bis Anfang Juli 1915 hatten die Verbündeten die Russen bis an die Linie Solec— 
Jlza—Radom zurückgetrieben, dann aber den Vormarsch unterbrochen, um eine wirk 
same artilleristische Bearbeitung der starken Stellung vorzubereiten und der aus dem 
östlichen Weichselufer vorgehenden Heeresgruppe v. Mackensen Zeit zu lassen, in gleiche 
Höhe mit der Armeeabteilung Woyrsch zu kommen. Als dies Mitte Juli 1915 ge 
schehen war,.nahm auch die Armeeabteilung Woyrsch den Angriff wieder auf. 
Nach einem Bericht aus dem deutschen Großen Hauptquartier vom 6. August 
1915 „hatte das zu diesem Zwecke aus Division Bredow verstärkte Landwehrkorps die 
stark ausgebaute und von einer Elitetruppe Rußlands, dem Moskauer Grenadierkorps, 
verteidigte Stellung nordöstlich Sienno am 17. Juli 1915 gestürmt. Der erste Durch 
bruch durch das feindliche Drahthindernis verdankt sein Gelingen dem heldenmütigen 
Entschluß der Leutnants Wilcke und Gerbing vom Landwehr-Jnsanterie-Regiment Nr. 7 
und des Leutnants Zoll vom Landwehr-Jnsanterie-Regiment Nr. 6, die gefolgt von 
einigen ihrer Landwehrleute, sich im feindlichen Feuer eine schmale Gasse durch das 
Hindernis schnitten und den nachfolgenden Sturmtruppen den Weg bahnten. 
Der 18. Juli brachte die kräftige Verfolgung des Gegners bis an den Jlzanka-Abschnitt, 
dessen Nordrand wieder als starke Stellung mit Hindernissen ausgebaut war. Sie 
wurde in der Nacht zum 19. Juli bei Ciepielow und Kasanow durchbrochen. Unter sehr 
schweren Verlusten flüchtete das Grenadierkorps in den Schutz der östlich Zwolen in 
mehrmonatiger Jngenieurarbeit vorbereiteten Außenstellung der Festung Iwangorod, die 
seit längerer Zeit von allen russischen Gefangenen als uneinnehmbar bezeichnet war. 
Der beispiellosen Angriffsfreudigkeit der von der Artillerie gut unterstützten schlesischen 
Landwehr gelang es in der Nacht vom 20. zum 21. Juli, auch diese Stellung einzu 
drücken und den Gegner in die engere Festungsstellung zurückzuwerfen. Ueber 7000 Ge- 
Völk-rkrieg. IX. 11
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.