Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kämpfe an der Westfront nach der franz.-engl. Herbstoffensive bis zur Verdun-Schlacht 189 
der einheimischen lothringischen Bevölkerung gehabt. „Da die Opfer an Getöteten und 
Verletzten mit einer einzigen Ausnahme den Kreisen der alteingesessenen Bevölkerung ent 
stammen und auch die beschädigten Häuser durchweg Altlothringern gehören, ist es," 
schreibt die „Frankfurter Zeitung" (2. II. 16), „begreiflich, daß das alles in den Kreisen 
der lothringischen Bevölkerung eine starke Abneigung gegen Frankreich auslöste. So hat 
die Vergeltung gegen die in Friedenszeiten von den Metzern so viel besuchte Stadt 
Ranzig (vgl. S. 173), die schärfer ausfiel als das Flieger-Bombardement von Metz, eine 
ganz offen zum Ausdruck gebrachte Genugtuung in einheimischen Kreisen hervorgerufen." 
Episoden 
Der Argonnenschreck 
Aus einem Feldpostpricf 
Sie haben wohl schon gehört, daß überall an der Westfront von beiden Seiten Minenstollen 
getrieben werden, bis unter die feindlichen Stellungen. Merkt man, daß man unterminiert 
wird, so wird dagegen gearbeitet. So war's auch hier. Unser Stollen war an 15 Meter 
lang, der von den Franzosen sieben bis acht Meter. Wir hörten nun auf zu arbeiten. Ein 
Horchposten saß unter der Erde und überwachte die Maulwurfsarbeit. Auf einmal kommt 
der Posten gelaufen und ruft: „Schreck (ach so, Schreck bin ich, meine Kameraden nennen mich 
so), der Franzmann bricht jeden Augenblick durch." Ich nehme Pistole und Dolch und sause 
im Laufschritt zum Stollen, gerade noch früh genug. Kaum bin ich einen Augenblick drinnen, 
da schlägt er zumerstenmal mit der Spitze der Hacke durch. Dann einige Minuten Ruhe. 
Ich hatte mich dicht an den Stollenkops gedrückt, das Messer gezückt. Dann flammte plötz 
lich eine Blendlaterne aus, aber der Emil (ich meine den Franzosen) hatte glücklicherweise 
seinen Arm so weit durchgesteckt, daß ich noch im Dunkeln stand. Als er sah, daß der 
Stollen leer war, schob er ganz gemütlich seinen Oberkörper hindurch, und da er das 
alles machte, ohne nach hinten zu fragen oder etwas zu sagen, nahm ich an, daß 
er allein war. Meinen Dolch fallen lassen und den Bruder an der Gurgel fassen war 
natürlich eins, und daß ich in solchen Momenten nicht gerade zärtlich bin, können Sie mir 
ruhig glauben. Ein leiser Ruf „Pluto" brachte diesen gleich zur Stelle und: „Kusch, 
paß auf!" und Pluto wußte genug, legte sich schön vor das Loch, während ich dem 
Emil meine Pistole an die Stirn hielt und ihm erzählte: „Richtung Deutschland hinaus 
gehen!" Im Graben übergab ich den Gefangenen einem Mann und machte dann gleich 
Kehrtmarsch in den Stollen, erweiterte das Loch und schickte Pluto langsam vor. Aus 
dem feindlichen Graben hörte ich Plaudern und Lachen der französischen Soldaten. Ich 
wartete wohl eine halbe Stunde, dann wurde es ruhiger. Ich steckte meine Pistole ein 
und nahm mein Messer fester und lugte um die Ecke. Da stand drei Meter vor mir 
ein französischer Posten in seiner Nische und spähte nach unserem Graben. Ich hätte 
nun den armen Kerl rücklings erdolchen körmen, doch das war mir zu feige. Kurz und gut, 
ich nahm alles, was nagellos war, und verschwand, nachdem ich eine Feldpostkarte an 
die Grabenwand geheftet hatte: „Eure Posten sind nicht gerade wachsam. Es grüßt 
herzlich Schreck." Dann: „Quittung: Drei Gewehre und eine Leuchtpistole richtig 
erhalten. Philipps, Unteroffizier." 
Schlimmer als die Deutschen sind die Ratten 
Unter dieser Spitzmarke sendet ein französischer Soldat dem „Journal" einen ver 
zweifelten Bericht über die furchtbare Plage, die die Ratten für die Soldaten in den 
französischen wie in den deutschen Schützengräben bedeuten. „Alles ist mit Ratten über 
schwemmt," heißt es in dem Briefe nach der Uebersetzung der „Frankfurter Zeitung" 
(26. XI. 1915), „Laufgräben, Verbindungswege, Felder, Buschwerk und die Häuser, in
	        
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