Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

184 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegshalbjahr 
kleinsten Einzelheiten auszuarbeiten und ihn dann mit starker Artillerieunterstützung und 
nach Bereitstellung und genauester Stärkebestimmung der notwendigen Truppenabteilungen 
in einheitlichem Angriff energisch durchzuführen. 
Unter den mannigfaltigen, viel Zeit beanspruchenden Vorarbeiten war die genaue Er 
kundung und Kenntnis der feindlichen Stellung und Stärke eine der wichtigsten, um 
darnach die zur Bezwingung der französischen Ueberlegenheit nötigen Artilleriekräfte 
und Jnfanteriestärken bemessen zu können. So kam es, daß trotz scheinbarer Ruhe und 
Ergebenheit in den Verlust des Hirzensteins — eigentlich nur die deutsche Artillerie machte 
sich bemerkbar, um feindliche Befestigungsarbeiten zu stören und während des letzten Ge 
fechtes neu aufgetauchte französische Artilleriestellungen festzustellen — dennoch eine über 
aus rege Tätigkeit aus deutscher Seite herrschte. Kein Tag und keine Nacht vergingen, 
in der nicht zahlreiche Offizierpatrouillen tätig waren und mit wichtigen Beobachtungen 
zurückkehrten. Die Luft aber bevölkerte sich mit kundigen Fliegern, die hoch im Aether 
schwebend die französische Artilleriestellung mit Hilfe der Photographie feststellten oder 
durch verabredete Zeichen der deutschen Artillerie das Einschießen zu erleichtern 
trachteten. 
Diese aufs sorgfältigste durchgeführten Vorbereitungen dauerten bis zum 8. Januar 1916. 
Jetzt war man an leitender Stelle genau orientiert, man war im Bilde und infolgedessen 
der für den Angriff zur Wiedereroberung des Hirzensteins gegebene Angriffsbefehl in 
seiner Zusammenstellung und in der Genauigkeit aller Verhaltungsmaßregeln vor, 
während und nach dem Sturm ein Muster an Klarheit und Gewissenhaftigkeit. 
Die Ausgaben der einzelnen Abteilungen und ihr späteres einheitliches Zusammen 
wirken, der Verlauf des sich dann entwickelnden Kampfes, das Verhalten beim Besetzen 
des genommenen feindlichen Grabens, das von den einzelnen Kolonnen zu erstrebende 
Ziel, die Tätigkeit der telephonischen Leistungen und ihre Anlage, die Verpflegung der 
im Kamps befindlichen Mannschaften und Reserven und schließlich die Bergung etwa 
gemachter Gefangener, alles war bedacht und zeitlich genau festgelegt. 
So vorbereitet begann am 8. Januar 1916 gegen 11 Uhr vormittags die artilleristische 
Vorbereitung zum Sturm, ein dreistündiges Trommelfeuer auf die genau bezeichneten 
Ziele, das mit zu dem Ungeheuersten gehört, was sich im Verlaus des gesamten 
Krieges auf einem so klein begrenzten Teil der Westfront abgespielt hat. Nicht allein 
die feindlichen Gräben wurden unter vernichtendes Feuer genommen und der dort 
vorhandene Gegner mürbe gemacht, sondern auch die in denselben eingebauten Ma 
schinengewehrstände und Minenwerfer wurden reichlich bedacht und zerstört oder ver 
schüttet. Die dem Feinde Schutz und Aufenthalt gewährenden Blockhäuser sind gleich 
falls mit Trommelfeuer belegt, teilweise zerstört und die Besatzung zum fluchtartigen 
Verlassen derselben gezwungen worden; alle zu den französischen Stellungen führenden 
Annäherungswege für die Reserven wie für den Transport von Munition und Ver 
pflegung wurden mit Sperrfeuer eingedeckt; auch die Beobachtungsstände erhielten reich 
lichen Granatsegen und schließlich ist auch mit der feindlichen Artillerie ein für die 
Deutschen siegreiches Duell ausgefochten worden. 
Nach solch gründlicher Artillerievorbereitung nahm der deutsche Jnfanteriesturmangriff 
auf den Hirzenstein seinen Anfang. 
Das deutsche Trommelfeuer aus die feindlichen Linien brach plötzlich ab und ver 
wandelte sich in ein allgemeines Sperrfeuer hinter die feindlichen Stellungen. Darauf, um 
2.45 Uhr nachmittags, stürmten die Jnsanteriesturmkolonnen mit unübertreffbarem Schneid 
und wahrhafter Todesverachtung in mehreren Wellen hintereinander vor und konnten 
sich, nachdem sie ohne Rücksicht auf das sie empfangende französische Maschinengewehr 
feuer einige feindliche Stellungen überrannt hatten, an säst allen Punkten schon im
	        
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