Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kämpfe an der Westfront nach der sranz.-engl. Herbstoffensive bis zur Verdun-Schlacht 181 
barem Geräusch und Krachen explodierten, Felsen erschütternden, ohrenbetäubenden Lärm 
verursachten und alle Vegetation und alles Leben vernichteten. Felsen wurden gesprengt, 
Bäume gefällt und zersplittert; der einst so prächtige Baumbestand verwandelte sich in 
drohend gen Himmel ragende kahle Stämme, in astlose und kronenlose Baumstümpfe 
in einem wüsten Felsenmeer 
Aber trotz dieses nervenzerrüttenden Trommelfeuers, trotz der niederprasselnden, Ver 
nichtung bringenden Minen und ausräuchernden Gas- und Brandgranaten waren die 
deutschen Verluste nur gering, da die Besatzung gleich beim Beginn des Trommelfeuers 
den sichernden Schutz der auf dem Rehfelsen vorhandenen natürlichen und künstlichen 
Felsennester aufgesucht hatte. 
Bei dem dann am Nachmittag von einer stärkeren französischen Patrouille gemachten 
Versuch, von dem in die deutsche Linie vorgeschobenen Keil aus den Rehfelsen zu um 
zingeln, stürmte der seit acht Tagen in dieser Hölle als Beobachter tätige Artillerie 
offizier dem Führer der feindlichen Patrouille, einem französischen Offizier, mit dem 
Karabiner bewaffnet entgegen, um ihn gefangen zu nehmen, wurde aber im gleichen 
Augenblick durch einen Halsschuß schwer verletzt. Der französische Offizier aber floh 
mit seiner Begleitmannschaft so schnell er konnte und stand von weiteren Unternehmungen 
ab, obwohl sich der Rehfelsen nun in der Gewalt der Franzosen befand 
Zur Wiedereroberung des Rehfelsens, die infolge seiner Lage große Schwierig 
keiten machte, ist das in Reserve befindliche Garde-Jägerbataillon am 28. Dezember 
1915 alarmiert worden. Der erste Angriff, der am 29. Dezember 8 Uhr vormittags 
erfolgte, brachte die stürmende Kompanie unter heftigstem feindlichem Sperrfeuer kleiner 
Kaliber zwar bis an den Fuß des Unterrehfelsens, aber das überaus lebhafte Jnsanterie- 
und Maschinengewehrseuer machte es geradezu unmöglich, sich des Unterrehfelsen selbst 
zu bemächtigen, so daß sich die Kompanie in ihre Reservestellung zurückziehen mußte. 
Der dann derselben Kompanie erneut gegebene Befehl, durch einen Handgranaten- 
angriff den Unterrehfelsen zu nehmen, veranlaßte den Führer, diesmal den Angriff 
von Norden her zu versuchen. Aber obwohl dieser Kompanie zwei Reservekompanien 
zur Verfügung standen, wurde sie doch durch das hereinbrechende Tageslicht wiederum 
gezwungen, die Erstürmung des Unterrehfelsens nochmals aufzugeben, da die nördlich des 
Felsens hinziehende zu durchschreitende Schlucht durch äußerst heftiges französisches 
Maschinengewehrfeuer geradezu unpassierbar gemacht wurde und unnötige Verluste ver 
mieden werden mußten. 
Trotz der bisherigen Mißerfolge dachte man nicht daran, die Versuche zur Wieder 
gewinnung des militärisch bedeutsamen, weit vorspringenden Felsens aufzugeben, nach 
dem die Artillerie die notwendigen Vorbereitungen getroffen und die feindliche Stellung 
betrommelt hatte. So wurde ein neuer Angriff auf den nächsten Tag, den 30. Dezember, 
festgesetzt. Nachdem die Uhren verglichen, die Sturmkolonnen verteilt, und ihnen ihre 
Ziele angegeben waren, begann zur festgesetzten Stunde einer jener ungeachtet des feind 
lichen Feuers wütenden Angriffe mit Handgranaten, der dann auch insofern den er 
wünschten Erfolg mit sich brachte, als die linke, aus den Südabhang des Unterrehselsens 
angesetzte Sturmkolonne die steilen Klippen erklimmen und sich trotz heftigster Gegenwehr 
in Besitz des Südabhangs des Unterrehselsens setzen konnte. Bei der rechten Kolonne 
dagegen blieben alle Bemühungen noch immer umsonst. 
Die Jägerabteilungen, die unter großer körperlicher Anstrengung die kaum ersteig 
baren Klippen bewältigt hatten, richteten sich ein, hielten trotz feindlichen Feuers ihre 
eroberten Stellungen fest und ließen sich auch durch die in der Nacht vom Gegner auf 
die sofort in Angriff genommenen Befestigungsarbeiten gelenkten heftigsten Feuerüber 
fälle in keiner Weise stören. Im feindlichen Feuer wurden die notwendigen Verbin
	        
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