Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

174 D i e Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegs Halbjahr 
seine erste Kundgebung Großsprecherei war und das gerade Gegenteil von dem der Fall war, 
was er über die Wirkung der Beschießung versichert hatte. Die unter der Bevölkerung in 
Ranzig infolge der Beschießung ausgebrochene Panik und Massenflucht hat den Prä 
fekten zu dieser Selbstentlaroung gezwungen. Sein Ausruf trägt die Ueberschrift: 
„Schmach den Verbreitern der Panik" und beginnt alsdann: „Ich bin davon benach 
richtigt worden, daß einige Personen dieser Tage Ranzig verlassen haben und in den Ge 
meinden des Departements außerordentliche Geschichten über das verbreiten, was sie vor 
ihrer Abreise gesehen haben. Sie nennen Schrecken erregende Zahlen von Opfern und 
geben Beschreibungen von Feuersbrünsten." Der Präfekt versichert alsdann, die Zahl 
der Opfer der dreimaligen Beschießung der Stadt seien sechs Tote und zehn Verwun 
dete. Eine Feuersbrunst sei überhaupt nicht durch sie verursacht worden, der Sach 
schaden im übrigen noch nicht eingeschätzt. Zum Schluß fordert der Präfekt die Ge 
meindevorsteher aus, ihm die Namen der Personen anzuzeigen, die über diese Angaben 
hinausgehende Erzählungen über die Wirkung der Beschießung verbreiteten. Soweit sie 
Einwohner von Ranzig sind, die selbst der Gefahr ausgesetzt waren, werde er sich mit 
dringenden Ermahnungen zur Besonnenheit an sie wenden. Soweit die „Verbreiter 
der Panik" aber Personen seien, die „außerhalb der gefährlichen Zone" wohnen, werde 
er das Gesetz über die Urheber falscher und beunruhigender Nachrichten gegen sie an 
wenden, d. h. also, sie den Kriegsgerichten überweisen. 
Auch diese Kundgebung des Präfekten geht wieder von einer Unwahrheit aus, denn 
gleichzeitig teilen die Pariser Blätter mit, daß die Zahl der Einwohner, welche Ranzig 
aus Schrecken über die Beschießung verlassen haben und zu diesem Zweck einen Er 
laubnisschein zur Abreise von der Präfektur erhielten, ungeheuer groß ist, nämlich 
30000 beträgt. Die meisten von ihnen flüchteten in die Provinz, namentlich nach Dijon, 
nur wenige nach Paris." 
Infolge der Beschießung begab sich der Präsident der Republik Poincare am 
6. Januar 1915 nach Ranzig, um die Verwundeten zu besuchen und, was die Hauptsache 
war, die zurückgebliebenen Einwohner zu beruhigen und zum Bleiben zu bestimmen. 
Die französische Offensive im Raume Wünheim — Bertschweiler — Wattweiler 
Vom 21. Dezember 1915 bis 8. Januar 1916 
Von Hauptmann a. D. Pietsch 
Die Kämpfe um den Hartmannsweilerkopf 
Rur kleinere Plänkeleien, Vorposten- und Patrouillengefechte, Kämpfe mit Hand 
granaten und Lufttorpedos von Graben zu Graben hatten bis zum 20. Dezember 1915 
im Abschnitt des Hartmannsweilerkopses stattgefunden, denen dann jedesmal ein längeres 
oder kürzeres Schnellfeuer einiger Batterien oder kleine Feuerüberfälle durch Artillerie 
oder Minenwerfer von kurzer Dauer folgten, um den Gegner zu beunruhigen und 
Störungen zu verursachen. Natürlich erwiderte der Feind regelmäßig, was kleine Be 
schädigungen der Gräben und deren Einrichtungen und geringe Verluste an Menschen 
leben zur Folge hatte. 
Eine gewisse Rührigkeit machte sich beim Gegner Mitte Dezember 1915 bemerkbar; 
es wurden Truppenverschiebungen aus feindlicher Seite wahrgenommen; auch die fran 
zösische Artillerie schien verstärkt worden zu sein, da die deutschen kleinen Feuerüberfälle 
häufiger und energischer mit Granaten mittleren Kalibers beantwortet wurden. Aber 
man vermutete nicht, daß diese vermehrte Artillerietätigkeit nur den Zweck hatte, die neu 
in Stellung gebrachten Geschütze einzuschießen. So kam der 20. Dezember und gleich 
zeitig die Nachricht eines französischen Ueberläufers, daß die Franzosen in der folgenden 
Nacht jedenfalls aber in allernächster Zeit einen energischen Ueberfall, eine Offensive zu
	        
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