Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die große Offensive zwischen der unteren und oberen Weichselbis zum Fall von Warschau 159 
Aus der russischen Meldung: An der Weichsel ziehen sich, den erhaltenen 
Befehlen gemäß, unsere Streitkräfte von der Linie Blonie— Nadarzyn auf die 
Stellung von Warschau zurück. Diese Bewegung wurde ausgeführt ohne eine Ver 
hinderung durch den Feind. Die deutschen Truppen, die im Laufe der vorangegangenen 
Tage bei Maciejowice die Weichsel überschritten haben, unternahmen am 2. August mit 
großen Kräften eine Reihe fruchtloser Angriffe, indem sie sich vergeblich bemühten, die 
besetzte Gegend zu erweitern. Bei den Flußübergängen in Jwangorod ziehen unsere 
Truppen in Uebereinstimmung mit dem aufgestellten Operationsplan nach und nach ihre 
Front auf dem linken Ufer der Weichsel zusammen. 
5. August 1915. 
Deutsche Meldung: Die Armee des Prinzen Leopold von Bayern durchbrach 
und nahm gestern und heute nacht die äußere und innere Fortlinie von Warschau, 
in der russische Nachhuten noch zähen Widerstand leisteten. Die Stadt wurde heute vor 
mittag durch unsere Truppen besetzt. 
Bei und nördlich Jwangorod ist die Lage unverändert. 
Oesterreichisch-ungarische Meldung: Die lange Reihe von Erfolgen, welche 
die Verbündeten seit der Maischlacht am Dunajec, in Galizien, in Süd- und Nordpolen 
und in den Ostseeprovinzen errungen haben, wurde durch die Besitznahme von Jwan 
gorod und Warschau gekrönt. Gestern haben unsere Truppen Jwangorod besetzt. 
Heute sind deutsche Truppen der Armee des Prinzen Leopold von Bayern in der Haupt 
stadt von Russisch-Polen eingerückt. 
Aus der russischen Meldung: Westlich von Warschau, südlich der Straße von 
Blonie, haben wir am 4. August mit Erfolg die deutschen Angriffe abgewiesen. Der 
Feind ist, indem er große Verluste erlitt, bis zu unseren Drahtverhauen gelangt, wurde 
aber durch unser Feuer aufgehalten. Auf dem rechten Weichselufer, bei Maciejowice, 
ist die Lage im allgemeinen unverändert. In der Gegend von Jwangorod sind unsere 
Truppen, ohne vom Feinde bedrängt zu werden, auf das rechte Weichselufer über 
gegangen und haben die Brücken hinter sich gesprengt. 
Den Eindruck der vorstehenden österreichisch-ungarischen Meldungen suchte der russische 
Generalstab durch eine amtliche Mitteilung vom 6. August 1915 etwas einzuschränken. 
Es heißt darin: „Zu den Erklärungen des österreichisch-ungarischen Generalstabes vom 
2. August 1915 muß man bemerken, daß die Forts von Jwangorod, die fast vollständig in 
Ziegelbau hergestellt waren, nicht mehr den Ansprüchen einer zeitgemäßen Festung entsprachen. 
Im Oktober 1914 wurden feindliche Angriffe nicht auf der Linie des Befestigungsgürtels 
des Platzes abgewiesen, sondern auf Feldstellungen, die vor dem Gürtel errichtet waren. 
Jetzt wurden angesichts der Unmöglichkeit für Jwangorod, eine Belagerung auszuhalten, 
alle Vorräte rechtzeitig und methodisch fortgeschafft. Auf einigen Feldwerken westlich 
von Jwangorod hielten unsere Nachhuten den Feind während einiger Tage aus, gemäß 
der allgemeinen strategischen Konjunktur, ohne daß ein erbitterter Kampf geliefert 
worden wäre. Am 4. August 1915 sprengten diese Nachhuten gemäß unserem all 
gemeinen Operationsplan einige Werke aus Beton, welche die in Ziegelbau ausgeführten 
Kasematten stützten. Sie zerstörten außerdem die Brücke und besetzten darauf sechs 
Stellungen aus dem rechten Weichselufer." 
6. August 1915. 
Deutsche Meldung: Wie in dem gestrigen Tagesbericht erwähnt, hatten die Russen, 
nachdem sie aus der äußeren und inneren Fortslinie von Warschau geworfen waren, 
ohne daß die Stadt irgendwie in Mitleidenschaft gezogen worden war, diese geräumt 
und waren nach Prag« auf das rechte Weichselufer zurückgewichen. Von dort aus be 
schießen sie seit gestern morgen das Stadtinnere Warschaus stark mit Artillerie und In-
	        
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