Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kämpfe an der Westfront nach der franz.-engl. Herbstoffensive bis zur Verdun-Schlacht 159 
St. Vaast, beiderseits der Straße nach Vimy wiederholte scharfe Gegenangriffe folgen 
ließ, und dabei zwei von den vier Sprengtrichtern behaupten konnte. Der vierte deutsche 
Angriff schließlich, der am 28. Januar südwestlich Givenchy und nordwestlich von La 
Folie von nur zwei Kompanien eingeleitet wurde, hatte, wie Eugen Kalkschmidt der 
„Frankfurter Zeitung" (3. II. 16) berichtete, „den überraschenden Erfolg, daß anstelle 
von etwa 300 Metern feindlicher Grabenbreite deren 1500 von der vordersten und dazu 
noch 300 Meter der zweiten französischen Stellung erstürmt wurden. Diesmal hatte 
auch die deutsche Artillerie durch ein mehrstündiges Trommelfeuer den Sturm mit außer 
ordentlicher Wirkung vorbereitet. Als die nach beiden Seiten ausgewichene Graben 
besatzung durch geschickt berechnete Sprengungen vollends in Verwirrung geraten war, 
gingen die deutschen Sturmtruppen vor. Um 4 Uhr hatte der eigentliche Angriff 
begonnen: „um 4.8 Uhr", so heißt es in einem Regimentsbericht, „war alles, was wir 
wollten, in unserem Besitz." Zugleich waren aber auch Freiwillige aus den angren 
zenden Grabenabschnitten vorgegangen, und diese Kolonnen überrannten den Gegner 
bis in seine zweite Stellung hinein. Die französische Artillerie versuchte vergebens, 
den deutschen Gewinn zu erschüttern. Auch alle Versuche, besonders nachts, mit Hand 
granaten vorzudringen, schlugen gänzlich fehl. 
Das kampfesfreudige Vorgehen der deutschen Truppen bei diesen Teilangriffen zeigte 
aufs neue, daß ihnen weder der Feind noch die aufreibende Eintönigkeit des Stellungs 
krieges die Schneid abgekauft haben. Die feindlichen Verluste waren beträchtlich. Bei 
einer Sprengung, die einen Trichter von annähernd 80 Metern Durchmesser und 20 
Metern Tiefe aufriß, soll nahezu eine ganze Kompanie verschüttet worden sein. Eine 
der deutschen Sturmkompanien hat allein 130 Gefangene gemacht, von denen manche 
aus dem Schutt ausgegraben werden mußten. Der Eindruck der Sprengungen auf die 
Franzosen war so stark, daß sie teilweise keine Gegenwehr mehr versuchten, und ent 
weder zu entkommen trachteten, oder sogar zu mehreren vereint, überliefen. Die Ge 
fangenen, die ich in der Zitadelle von Lille sprach, überwiegend jüngere Jahrgänge, 
gehörten drei verschiedenen Regimentern an, die sämtlich schon seit zwölf bis vierzehn 
Monaten in dieser Stellung kämpfen. Ihre Gräben und Minengänge zeigten sich, 
auch wenn man die Zerstörung durch unsere Artillerie abrechnet, in einem ziemlich 
üblen Zustand voll Kot und Abfällen." 
Die Kämpfe, die den Deutschen am 8. Februar 1916 nordöstlich von Neuville und 
westlich von La Folie den Gewinn eines weiteren französischen Grabenstücks in einer 
Ausdehnung von rund 800 Metern brachten, verfolgten, gleich den Ende Januar vorher 
gegangenen Kampfhandlungen aus den Höhen längs der Straße von Arras nach Lens, 
als Ziel, der deutschen Verteidigung eine möglichst günstige Stellung für alle etwa 
kommenden Möglichkeiten zu sichern. Nach Wegnahme eines großen Grabenstücks er 
schien es wünschenswert, noch ein kurzes Verbindungsstück, das die neu errungene Stel 
lung mit den früher eroberten Gräben verband, zu gewinnen, was am 9. Februar 1916 
nachmittags in einem weiteren Angriff ausgeführt wurde. 
Das so errungene Grabenstück, das etwa 100 Meter maß, blieb gleich allen anderen 
Gewinnen dieser Offensive fest in deutscher Hand und trug ganz wesentlich zur Verein 
heitlichung der neuen deutschen Linie bei. Gleichzeitig wurde noch ein weiterer örtlicher 
Erfolg erzielt. Es gelang den deutschen Truppen im Verlauf der Kämpfe wieder ver 
loren gegangene Sprengtrichter an der Straße nach Bethune zurückzuerobern, wobei 
etwa 50 Franzosen gefangen genommen wurden. 
Wie schmerzlich die Stellungsverluste im Artois von den Franzosen in der Tat emp 
funden wurden, geht aus einer halbamtlichen „Havas-Meldung" vom 16. Februar 1916 
hervor, in der versucht wird, die deutschen Erfolge als völlig bedeutungslos und mit
	        
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