Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffensive 115 
voran, jetzt mit Hurra heraus und nichts wie los. Eine Handgranate nach der andern 
flog in die dichte Menge der Wilden, die da in unserer Stellung lagen. Wie die 
Schwarzen da in die Lust flogen, wie sie flehten und baten, sie zu schonen! Im Hand 
umdrehen hatten wir paar Mann die Stellung zurückerobert und etliche 50 nebst einigen 
englischen Offizieren gefangen. Aber weiter, immer weiter! Der Feind lief wie toll 
vor uns her, hinterdrein flogen Handgranaten, Schrapnelle und Gewehrsalven! Da 
konnte man Proben von der Tapferkeit unserer Pioniere sehen! 
Alle Unterstände lagen gepreßt voll Inder und Engländer, aber eine Handgranate 
hinein, und der Unterstand samt Insassen flog in die Luft. Zu Dutzenden liefen die 
Inder mit erhobenen Händen aus jeden einzelnen Pionier zu, sie fielen auf die Knie 
und baten um Schonung. „O Monsieur Pionier, pardon, pardon!" 
Gegen zwei Uhr nachmittags waren unsere Schützengräben wieder in unseren Händen. 
Tote und verwundete Hindus und Engländer lagen zu Haufen übereinander! Wir 
machten etwa 500 Gefangene, darunter einen General und viele Offiziere, eroberten vier 
Maschinengewehre und ungeheueres Material. Dies alles haben wir 40 Pioniere allein 
gemacht; der Tag wird uns unvergeßlich bleiben. Leider hatten wir zwei Tote und 
zehn Verwundete zu beklagen." 
Die „Heldin" von Loos 
Im französischen „Journal officiel" las man einen Tagesbefehl der Armee, wonach 
die siebzehnjährige Emilienne Moreau in Loos am 25. September 1915 nach der Be 
setzung des Ortes durch die englischen Truppen nicht gezögert hatte, „ihr Haus zu ver 
lassen und mit dem Revolver in der Hand und mit Hilfe einiger englischer Sanitäts 
soldaten zwei deutsche Soldaten außer Gefecht zu setzen, die hinter einem benachbarten 
Hause versteckt aus den Posten schossen." „Petit Parisien" (16. XI. 15) und „Daily 
Mail" erzählen ferner unter Beifügung des Bildes der Moreau: „Fräulein Moreau 
hat mit eigener Hand fünf deutsche Soldaten getötet, drei mit Handgranaten, die beiden 
anderen mit dem Ordonnanzrevolver eines englischen Offiziers." Auch das illustrierte 
Blatt „Le Miroir" zeigte die „Heldin" im Bilde mit einem Orden geschmückt. 
Dazu bemerkte die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" (9. XII. 15): „Gleichzeitig 
meldeten zahlreiche französische Zeitungen die Verleihung des Kriegskreuzes an die Heroine, 
und durch alle Blätter, an der Spitze der „Temps" und die bekanntlich für Menschlich 
keit und Recht kämpfende „Humanits", wälzt sich nun nochmal die überschwengliche 
Schilderung von der Heldentat und von dem feierlichen Akt der Auszeichnung in Gegen 
wart hoher Offiziere und der Garnisontruppen. Der Präsident der französischen Re 
publik, Poincar«, selbst hat es sich nicht nehmen lassen, das Mädchen zu empfangen. 
Damit erfuhr dieser neue Fall einer schweren Verletzung des Völkerrechts in aller 
Form die amtliche französische Billigung." 
Gewisse „neutrale" Blätter, so u. a. das „Kristiania Morgenblad" und einige Schweizer 
Blätter bekannter Richtung, stimmten begeistert in die Lobeshymnen der Franzosen ein; 
das „Berner Tagblatt" dagegen bekennt in seiner Nummer vom 1. Dezember 1915 offen: 
„Begreiflich ist es, wenn von deutscher Seite gegen diese Art der Teilnahme von Zivil 
personen am Kampfe Einsprache erhoben wird und solche irreguläre Kämpfer, wenn sie 
in die Hände der deutschen Truppen fallen, unerbittlich erschossen werden. Die Teilnahme 
englischer Sanitäter an der Ermordung der deutschen Soldaten ist ebenfalls ein dunkler 
Punkt. Offenbar haben die deutschen Kämpfer das Mädchen, weil es sich ihnen neben 
Sanitätsmannschaften nahte, für ungefährlich angesehen und mußten ihren guten Glauben 
mit dem Leben bezahlen. Solche Dinge sind wirklich Barbarei und unserer modernen 
Kriegführung unwürdig. Anders können Neutrale nicht urteilen."
	        
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