Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

112 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegshalbjahr 
Mit Beginn der Feindseligkeiten stellte sich Pegoud in den Dienst Frankreichs und zeichnete sich 
durch viele kühne Flüge, zumeist vor Verdun und Sainte-Menehould aus. Im Verlaufe von zehn 
Monaten gelang es ihm, sechs feindliche Flieger niederzukämpfen. Am 15. Juli 1915 war er zum 
Souslieutenant befördert worden." 
Dazu bemerkt die „Kölnische Zeitung" (1. IX. 1915): „Pegoud war ein Bahnbrecher für das 
französische Flugwesen, das — im Gegensatz zum deutschen — den leichten, schnellwendigen Apparat 
bevorzugte, bis der Krieg auch hier die schwere Maschine mehr zu Ehren brachte. Pegouds besonderes 
Verdienst lag in der Folgerichtigkeit seiner Logik: wenn die Steuer am Flugzeug vorhanden sind, um es 
zu lenken, dann muß es möglich sein, ein im Sturz befindliches oder in gefährliche Lage geratenes Flug 
zeug allein durch die Anwendung der Steuer wieder in die normale Lage zurückzubringen. Das führte zu 
Pegouds Schleifen, Purzelbäumen und Sturzflügen, die alle wieder das Flugzeug in die richtige 
Lage zurückbrachten und die ein zugkräftiges Schaustück bildeten, das den Flieger berühmt machte 
und ihm Geld und Ehren eintrug. Durch ihn und die verständnisvolle Mitarbeit Bleriots als Flug 
zeugbauer wurde so das „unversinkbare Flugzeug" geschaffen, dessen praktischer Wert freilich gerade 
in Fliegerkreisen stark angezweifelt wurde. In der Tat ist die weitere Entwicklung des Flugwesens 
— besonders die des deutschen — andere Wege gegangen. Aber Pegoud — das darf und muß man 
dem toten Feinde nachrühmen — bleibt eine der interessantesten Erscheinungen auf dem Wege zur 
Eroberung der Luft. . . 
Seine Taktik im Kampfe bestand darin, die deutschen Flieger von unten anzugreifen, da er aus 
seinen Beobachtungen zu wissen glaubte, daß der Bau ihrer Flugzeuge es ihnen nicht ermögliche, ihr 
Maschinengewehr zur senkrechten Beschießung des Gegners von oben nach unten zu verwenden. 
Wenn es Pegoud hierbei auch nicht gelang, den Gegner zu treffen, so zerstörte er ihm doch meistens 
bei diesen Angriffen den Benzinbehälter und nötigte ihn dadurch zur Landung. Schon am 29. August 
hatte Pegoud aber die Erfahrung machen müssen, daß ein deutscher Flieger, den er wieder auf diese 
Weise angegriffen hatte, ihm seinen Benzinbehälter durchlöcherte; doch gelang es Pegoud damals noch, 
unversehrt die französische Linie zu erreichen, obgleich er in geringer Höhe auch aus den deutschen 
Schützengräben Feuer erhielt. Als er dann am 1. September 1915 die deutsche Taube angriff, die 
über Belfort gekreist hatte, ereilte ihn das Schicksal, daß er, von oben beschossen, eine Kugel in den 
Kopf erhielt, die ihn tötete." 
Auch die Nachricht, daß der bekannte Karikaturist des „Figaro" Daniel de 
Losques, der im französischen Heere Fliegerdienste tat, bei einem Erkundigungs 
flug den Tod fand, ist, wie dem „Berliner Tageblatt" über Amsterdam aus Paris be 
richtet wurde (17. VIII. 1915), durch deutsche Flieger an die französische Front gebracht 
worden. 
Von größeren französischen Luftunternehmungen ist der Angriff auf Vouziers, 
den ein Flugzeuggeschwader von etwa 30 Fahrzeugen am 2. Oktober 1915 unternahm, be 
sonders charakteristisch. Schon in der Nacht vorher hatte ein französischer Lenkballon die 
Stadt erfolglos mit Bomben belegt und auch um die Mittagszeit zwischen 12 und 1 Uhr 
hatte ein französisches Flugzeug in der Nähe des Bahnhofs durch Brand- und Explosions 
granaten Unheil anzustiften versucht. Der Hauptangriff erfolgte gegen 4 Uhr nach 
mittags. Aber auch diesmal war, wie Hauptmann a. D. Pietsch in der „Täglichen 
Rundschau" (6. X. 1915) berichtete, der Schaden glücklicherweise nur gering. Einige 
Häuser wurden stark beschädigt, eine Sägmühle brannte nieder, eine Anzahl Pferde 
wurden getötet, aber auch mehrere französische Einwohner sind den Bomben ihrer Lands 
leute zum Opfer gefallen. 
Erfolgreicher waren deutsche Fliegerunternehmungen gegen Ranzig und Belfort. 
Ranzig ist u. a. am 2., 20. und 22. Oktober 1915 von deutschen Flugzeugen bombardiert 
worden, und hat dabei, wie die französischen Berichte zugeben, beträchtlichen Sachschaden 
erlitten. Ueber den Fliegerangriff auf Belfort am 17. Oktobet 1915 hat die seinerzeit von 
der französischen Zensur unterdrückte Belforter Zeitung „La Frontiöre" folgende Einzel 
heiten veröffentlicht: „Nachdem eine Anzahl deutscher Flieger bereits am 6. Oktober 
nach Belfort gekommen waren, ohne Bomben zu werfen, erfolgte am Sonntag ein plötz
	        
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