Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffensive 107 
Osten ziehende Front diese Straßen schnitt: bei der Navarin-Ferme und bei Tahure. 
Weiter nach den Argonnen zu richtete sich der Ansturm gegen die deutsche, dort weiter 
südlich gelegene Stellungslinie, zumal gegen zwei ihrer Stützpunkte: die Beaussjour- 
Ferme (nordöstlich von Le Mesnil) und die sogenannte Briqueterie (nordöstlich von 
Massiges, nahe bei Mlle-sur-Tourbe). Wieder ward der Angriff mit der Kraft der 
Verzweiflung ausgeführt — voran die Turkos und die Schwarzen, die den ersten Hagel 
der deutschen Geschosse aufzufangen hatten. Die Kerle wurden nach bewährtem System 
gewaltsam vorgetrieben — kein Wunder, daß sie sich, hinten wie vorne von Gewehr 
mäulern bedroht, wie die Berserker benahmen. Unsere Leute geraten in eine unbeschreib 
liche Wut, wenn sie von dieser farbigen Avantgarde erzählen. Auch wenn manches davon 
durch die Erregung des Kampfes übertriebene Dimensionen angenommen haben mag, 
wird noch genug des Scheußlichen übrig bleiben. Wir haben darum gewiß keinen 
Grund zum Mitleid mit den in teuflischer Ekstase herumstechenden Afrikanern. Aber 
man darf doch auch dies sagen: Was Frankreich an ihnen sündigt, ist himmelschreiend. 
Einige von ihnen werden ja wohl in ihre tropische Heimat zurückkehren und davon 
berichten. . . 
Die Angriffe am 5. und 6. Oktober 1915 waren im ersten Anlauf stark und wild — 
aber sie hatten lange nicht die nachhaltige Wucht des früheren vom 25. September. 
So kam der Feind tatsächlich, mit einer einzigen Ausnahme bei Tahure, nirgends einen 
Schritt vorwärts. Besonders hart war der Kampf um die Ferme Navarin und die 
zugehörige Waldung, um den Knick der sonst kerzengeraden Straße Souain—Somme-Py, 
bei Ste. Marie-ä-Py und in Höhe der Butte de Tahure. An dem Straßenknie brachte 
ein schneidiger Gegenangriff verlorene Grabenstücke zurück. Das von den Franzosen 
angeblich besetzte Dorf Tahure lag im beiderseitigen Artillerieseuer. 
Zum zweiten Male hatten die deutschen Truppen die unsägliche Marter des Trommel 
feuers überwunden, zum zweiten Male hielten sie mit unbegreiflicher Energie der viel 
fachen Uebermacht stand. Alle Vorteile, die der Gegner hatte: daß er auf dieser verkürzten 
Front die Hauptmacht seiner Artillerie, seiner Flieger, seiner Regimenter sammeln und 
den Stoß auf zwei Stellen konzentrieren konnte, blieben ergebnislos. Wieder schlugen 
seine Hoffnungen fehl. Und die nach seinem rhythmischen Gesetz in den nächsten Tagen 
folgenden örtlichen Teilangriffe änderten gar nichts an diesem Null-Ergebnis." Selbst 
vom Gewinn bei Tahure mußten die Franzosen schon am 10. Oktober 1915 infolge der 
sofort einsetzenden deutschen Gegenangriffe ein erhebliches Stück wieder ausgeben. 
Die Verluste der Franzosen waren, allen Meldungen nach, außerordentlich schwer. 
Die Kolonnen waren dicht formiert und fielen vor den deutschen Hindernissen und 
Gräben in drei- und vierfachen Reihen übereinander. Die Stimmung der Gefangenen 
erschien gedrückt. „Einige erzählten kleinlaut und enttäuscht („Frankfurter Zeitung", 
11. X. 15) man habe sie aus ihren Gräben bei Arras geholt und ihnen gesagt, sie 
sollten nun im Süden Frankreichs in Ruhestellungen kommen. Plötzlich aber seien ste 
unterwegs ausgeladen und sogleich zum Angriff in die Schlacht geschickt worden." 
Denn der Generalissimus Joffre wollte am 10. Oktober in Vouziers dem hinter der 
deutschen Front gelegenen Straßen- und Bahnknotenpunkt einziehen. So hatten Zettel 
verkündigt, die von französischen Fliegern abgeworfen worden waren. 
Die Butte de Tahure, die Höhe 192, die bedeutendste und wichtigste jener Gruppen 
von Hügeln, die der Bahnlinie Somme-Py—Challerange vorgelagert sind und die Tal 
mulde von Tahure beherrschen, ist dann am 30. Oktober gleichfalls wieder zurückerobert 
worden. „Der deutsche Vorstoß begann," nach dem Bericht des Kriegsberichterstatters 
der „Frankfurter Zeitung", Eugen Kalkschmidt, (2. XL 15), „vormittags mit starkem 
Artilleriefeuer. Das Wetter war windstill und dunstig, und obgleich die Sonne zeit-
	        
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