Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

104 Die Ereignisse an der Westfront im dritten Kriegshalbjahr 
Aus den Kämpfen um die Vimy-Höhe 
Bei den schweren Kämpfen um die Vimy-Höhe ist der Garde gelungen in kühnem 
Handstreich zwei französische Jägerkompanien abzuschneiden und, soweit sie noch am 
Leben waren, zu Gefangenen zu machen. Dies Heldenstückchen schilderten Hermann 
Katsch und W. Scheuermann nach dem Bericht eines deutschen Leichtverwundeten in der 
„Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" (27. und 22. X. 1915) folgendermaßen: „Der Feind, 
der die vorderste deutsche Stellung zum Teil gestürmt hatte, sollte zurückgeworfen werden. 
Der Kampf war so hin- und hergegangen, daß wir nicht mehr recht wußten, wie es 
eigentlich mit uns stand. Keiner, auch wohl der Feind nicht, hatte eine Ahnung, was 
los war. Wir hatten eine Meldung bekommen, daß der vor uns liegende Graben 
abschnitt, den wir für leer gehalten hatten, von zwei Kompanien chasseurs-ö,-pied besetzt 
sei. Durch eine Schleichpatrouille, die sich hinter Erdschollen oder Toten gedeckt, 
über das zerschossene und aufgewühlte Erdreich vorgearbeitet hatte, wurde festgestellt, 
daß ein Stück des Grabens vor uns so gut wie leer, jedenfalls ganz schwach besetzt war. 
Es schien also hier ein Ueberrennen der feindlichen Stellung möglich. Wir beschlossen, 
das Stück zu nehmen. Freiwillige vor! Ein starker Zug meldet sich. Im rasenden 
Feuer krochen wir nun, uns durch alle möglichen am Boden liegenden Gegenstände 
deckend, vor. Der nebelige Abend — es dämmerte schon stark — unterstützte unser Vor 
gehen. Für alle Fälle zogen wir ein Maschinengewehr hinter uns her. An dem Graben 
angelangt, erblickten wir einige wenige Posten darin. Ein kurzer Kampf, und sie waren 
überwältigt. Rechts und links glaubten wir mit Bestimmtheit französische Worte zu 
hören, deshalb schichteten wir lautlos aus beiden Seiten Sandsäcke zu einer Barrikade 
auf, die unsere Flanken gegen ein Eindringen des Gegners schützten. Dann begann der 
Kampf mit den Nachbarn, wir griffen mit Hurra, Hurra und Handgranaten die jenseits 
der Sandsäcke Befindlichen an. Zuerst schienen sie verblüfft und schienen sich zurück 
ziehen zu wollen, denn sie konnten ja nicht wissen, wie stark wir waren. Dann aber 
begann an der Barrikade der Kampf Mann gegen Mann. Inzwischen war das Maschinen 
gewehr in der Mitte unseres Grabenstückes in Stellung gebracht und eingebaut worden. 
Wir wurden von der Barrikade abgerufen, kauerten uns hin, und nun spielte das 
Maschinengewehr über unsere Köpfe fort nach beiden Seiten in die Gräben hinein, die 
von einer dichtgedrängten Masse gefüllt waren. Die Verluste der Franzosen müssen sehr 
schwer gewesen sein, denn es wurde bald ganz still in den Gräben. 
Unser Munitionsersatz arbeitete sehr gut, sodaß wir gegen Morgen den Angriff auf 
die Gräben mit Handgranaten und aufgepflanztem Seitengewehr unternehmen konnten. 
In dem von toten Franzosen dicht gefüllten Graben gelang es uns, die Leute zum 
Waffenstrecken zu bringen. Wir nahmen einen Hauptmann, mehrere Offiziere und 260 
chasseurs-ä-pied gefangen." 
Die gefangenen Franzosen erzählten ähnliches: Einer schloß seinen Bericht: „Unsere 
Sieger waren „Jmperiaux" (er meinte wohl Grenadiere), so waren wir einem eben 
bürtigen Gegner unterlegen. Denn wir sind die Elite der französischen Infanterie. Es 
war ein Ringen gleichwertiger Kameraden, und das zeigte sich auch nachher. Die Offiziere 
grüßten sich voller Achtung, und wir Soldaten wurden freundlich behandelt, man gab 
uns zu essen und zu trinken. Geschmeckt hat es uns zwar nicht, namentlich das Brot 
war schrecklich. So ergab sich die Elite der Elite." 
Auch von einer Batterie weiß Hermann Katsch gleichfalls in der „Norddeutschen All 
gemeinen Zeitung" (26. X. 1915) zu berichten, die sich am Abhang der Vimy-Höhe ein 
gegraben hatte und nun, nachdem sie 3000 Schuß abgegeben, von Loos her Flankenseuer 
durch die Engländer erhielt, von vorne aber durch die Gase der Stinkbomben litt, 
die auf die Gräben und das Gelände dahinter wohl an vier Kilometer weit nieder-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.