Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffensive 97 
Die Hoffnungen der Franzosen und Engländer auf die Herbstoffensive 1915 
nach ihren Armeebefehlen und die Feststellungen der deutschen Obersten 
Heeresleitung 
Aus dem deutschen Tagesbericht vom 3. Oktober 1915 
Seit einiger Zeit ist der deutschen Obersten Heeresleitung folgender Befehl des 
französischen Generals Joffre bekannt: 
„Großes Hauptquartier der Ostarmee. Generalstab 3. Bureau. Nr. 8. 565. 14. Sep 
tember 1915. Geheim. 
An die kommandierenden Generale. 
Der Geist der Truppen und ihr Opfermut bilden die wichtigste Bedingung des An 
griffs. Der französische Soldat schlägt sich um so tapferer, je besser er die Wichtigkeit 
der Angriffshandlungen begreift, woran er beteiligt ist, und je mehr er Vertrauen hat 
zu den von den Führern getroffenen Maßnahmen. Es ist deshalb notwendig, daß die 
Offiziere aller Grade von heute an ihre Untergebenen über die günstigen Bedingungen 
aufklären, unter denen der nächste Angriff der französischen Streitkräfte vor sich gehen 
wird. Folgende Punkte müssen allen bekannt sein. 
1. Auf dem französischen Kriegsschauplatz zum Angriff zu schreiten, ist für uns eine 
Notwendigkeit, um die Deutschen aus Frankreich zu verjagen. Wir werden sowohl 
unsere seit zwölf Monaten unterjochten Volksgenossen befreien als auch dem Feinde den 
wertvollen Besitz unserer besetzten Gebiete entreißen. Außerdem wird ein glänzender 
Sieg über die Deutschen die neutralen Völker bestimmen, sich zu unseren Gunsten zu 
entscheiden, und den Feind zwingen, sein Vorgehen gegen die russische Armee zu ver 
langsamen, um unseren Angriffen entgegenzutreten. 
2. Alles ist geschehen, daß dieser mit erheblichen Kräften und gewaltigen materiellen 
Mitteln unternommen werden kann. Der ohne Unterbrechung gesteigerte Wert der Ver 
teidigungseinrichtungen in erster Linie, die immer größere Verwendung von Territorial 
truppen an der Front, die Vermehrung der in Frankreich gelandeten englischen Streit- 
kräfte haben dem Oberbefehlshaber erlaubt, eine große Zahl von Divisionen aus der 
Front herauszuziehen und für den Angriff bereitzuhalten, deren Stärke der mehrerer 
Armeen gleichkommt (vgl. auch S. 99). 
Diese Streitkräste ebenso wie die in der Front gehaltenen verfügen über neue und 
vollständige Kriegsmittel. Die Zahl der Maschinengewehre ist mehr als verdoppelt. 
Die Feldkanonen, die nach Maßgabe ihrer Abnutzung durch neue Kanonen ersetzt worden 
find, verfügen über einen bedeutenden Munitionsvorrat. Die Kraftwagenkolonnen find 
vermehrt worden, sowohl zur Verpflegung als zur Truppenverschiebung. Die schwere 
Artillerie, das wichtigste Angriffsmittel, war der Gegenstand erheblicher Anstrengung. 
Eine beträchtliche Menge von Batterien schweren jKalibers ist mit Rücksicht aus die 
nächsten Angriffshandlungen vereinigt und vorbereitet worden. Der für jedes Geschütz 
vorgesehene tägliche Munitionssatz übertrifft den bisher jemals festgesetzten größten Verbrauch. 
3. Der gegenwärtige Zeitpunkt ist für einen allgemeinen Angriff besonders günstig. 
Einerseits haben die Kitchener-Armeen ihre Landung in Frankreich beendet, und anderer 
seits haben die Deutschen noch im letzten Monat von unserer Front Kräfte weggezogen, 
um sie an der russischen Front zu verwende». Die Deutschen haben nur sehr dürftige 
Reserven hinter der dünnen Linie ihrer Grabenstellung. 
4. Der Angriff soll ein allgemeiner sein. Er wird aus mehreren großen und gleich 
zeitigen Angriffen bestehen, die auf sehr großen Fronten vor sich gehen sollen. Die eng 
lischen Truppen werden mit bedeutenden Kräften daran teilnehmen. Auch die belgischen 
Truppen werden sich an den Angriffshandlungen beteiligen. 
Mlk-rkri-g. X. 
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