Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

70 Die Ereignisse an der We st front im dritten Kriegshalbjahr 
Ich wünsche der von mir kommandierten Armee zu bezeugen, wie hoch ich das von 
ihr erfüllte prächtige Werk einschätze und General Sir Douglas Haig sowie den Korps- 
und Divifionsgeneralen, die während des Hauptangriffs unter seinem Oberbefehl standen, 
für ihre treffliche Führung meinen Dank auszusprechen. Mit der gleichen bewundernden 
Dankbarkeit möchte ich besonders den prächtigen Elan, den unbezähmbaren Mut 
und das hartnäckige Standhalten sowohl der Truppen der alten wie der neuen Armee 
als auch der Territorials hervorheben, die mit jenen wetteiferten. Unvergleichlicher 
Heldenmut ist von Offizieren, Unteroffizieren und einfachen Soldaten in der Schlacht 
an den Tag gelegt worden. Ich habe alles Vertrauen und volle Gewißheit, daß dieser 
so bemerkenswerte Eifer der ersten Phase der Schlacht anhalten werde, bis unsere An 
strengungen durch einen vollständigen und endgültigen Sieg gekrönt sein werden. 
Die falsche englische Siegesmeldung über die Eroberung des Hügels 70 an der 
Straße Lens—La Bassee ist nach einiger Zeit am 17. Oktober 1915 von den englischen 
Militärbehörden, wohl gedrängt vom wachsenden Argwohn sachverständiger Kritiker, 
amtlich mit einem Jnterpunktionssehler, mit einem unrichtig gesetzten Komma, erklärt 
worden. Die ganze Erörterung über die Frage, ob die Engländer den Hügel 70 hielten 
oder nicht, erregte selbst in der englischen Front Erstaunen. So wurde der „West- 
minster Gazette" (19. X. 1915) aus Frankreich geschrieben: „Die nackte Tatsache ist, 
daß wir den Hügel 70 nicht besitzen, und daß wir ihn niemals im militärischen Sinne 
besessen haben. Der Hügel 70 ist eine lange, sanfte oben meist flache Höhe, die 
zwischen Lens und Loos verläuft und sich nördlich um Loos herumzieht. Die Deutschen 
hatten sich entlang dem Kamme und hinter ihm stark verschanzt und an einem Punkt 
auf dem Hügel ein durch Gräben und Drähte furchtbar starkes Schanz- oder Erdwerk 
ausgebaut. Am Samstag, den 25. September überschritt unsere Infanterie einen Teil des 
Kammes, kam aber unmittelbar darauf wieder zurück und besetzte eine Stellung aus dem 
äußersten Rande des Hügels 70 an dem vorgeschrittensten Punkt unseres Vorrückens über 
Loos. Am folgenden Sonntag verloren wir sie wieder, und obwohl wir schwache Ver 
suche — schwach in der Zahl der Soldaten und der verfügbaren Artillerie, nicht schwach, 
was Tapferkeit und Entschlossenheit betrifft —, machten, sie zurückzugewinnen, hatten 
wir damit doch keinen Erfolg. Die Deutschen halten dm Hügel in seiner ganzen Länge, 
und wir haben uns nur an den Abhängen eingegraben. Die Deutschen können deshalb 
dm ganzen Hügel, Loos und unsere Stellungen übersehen und genaues Artillerieseuer 
auf jeden Teil unserer Gräben auf dem Hügel oder um Loos richten. Dies alles ist 
natürlich den Deutschen bekannt ebenso wie unsern Leuten an jener Front. Was das 
Dorf Hulluch betrifft, so rückten wir hinein, teilweise hindurch und darüber hinaus, 
mußten aber sofort zurück und nehmen jetzt eine Linie am Saum des Dorfes ein. So 
viel ich weiß, haben wir nicht wieder versucht, Hulluch zu nehmen." 
Die Offensive der Franzosen zwischen Lorettohöhe und ArraS 
Am 25. und 26. September 1915 
Am 25. September 1915, etwas später als die Engländer zu beiden Seiten des La 
Baffee-Kanals angegriffen hatten, und etwa drei Stunden nach dem ersten französischen 
Angriff in der Champagne, begannen die Franzosen auch im Raume zwischen der Loretto 
höhe und Arras den Sturm auf die deutschen Linien nach fünftägiger Artillerievorberei 
tung, die, wie der Havasbericht vom 5. X. 15 zu erzählen weiß, eine gewaltige und 
demoralisierende Wirkung auf die deutschen Grabenbesetzungen ausgeübt haben soll. 
Nach einer Darstellung der Kämpfe dieses Tages, die der „Neuen Zürcher Zeitung" 
(21. X. 15) aus dem französischen Großen Hauptquartier zuging, verließen die französischen
	        
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