Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffensive 59 
Nur an unserem rechten Flügel, neben dem ein Regiment vor der Uebermacht der 
Anstürmenden den ersten Graben räumen mußte, sind die Engländer in unsere vor 
derste Stellung und dann über diese hinweg gekommen. Ein Trupp Handgranaten 
werfer, eine schneidige Bande! Mit Sandsäcken, Stahlschirmen und einem Maschinen 
gewehr sind sie angerückt. Aber unseren Leuten waren sie nicht gewachsen. Drei, 
vier Mann von der 7. Kompanie stürmten nach vorn und ihnen in den Rücken. 
Was nicht die Handgranate tötete, hob die Hände hoch, und mit 23 Engländern fiel 
auch das Maschinengewehr, das sie bereits in unseren Graben eingebaut, und die 
Handgranaten, die sie in Säcken mitgeschleppt hatten, in unsere Hand. 
So hielt das Sachsenregiment, während links und rechts die Nachbarregimenter durch 
Minensprengungen und die Uebermacht des Gegners weichen mußten, einen vollen Tag 
stand gegen immer neuen Ansturm, bis die anderen Truppen wieder zum Vorstoß ein 
setzen und das verlorene Gelände wiedererobern konnten. 
In einem Dankschreiben eines der benachbarten Regimenter lasen die braven Sachsen, 
welche Hilfe sie durch ihren zähen Widerstand ihren Kameraden geleistet hatten. Von 
gleicher Herzlichkeit ist der Dank des Brigadiers, der in einem Brigadebefehl der 
Tapferkeit der Straßburger Sachsen das verdiente Denkmal gesetzt hat. 
Die Offensive der Engländer zwischen Armentieres und Lorettohöhe 
am 25. und 26. September 1915 
Nach deutschen Berichten 
Mit vierzehn bis fünfzehn Divisionen, darunter ein Teil der neugebildeten Kitchener-Armee, 
mit Schotten, Irländern, Gurkhas, Sikhs und Farbigen, mit einem ungeheueren Aufwand 
von Munition und Tausenden von Kubikmetern giftiger Gase ergriffen die Engländer am 
25. September 1915 von Armentiöres bis hinab zur Lorettohöhe die Offensive gegen die 
VI. Armee des Kronprinzen Rupprecht von Bayern, zusammen mit den Franzosen im 
Raume Lorettohöhe—Arras und gleichzeitig mit dem französischen Angriff in der Cham 
pagne. Die Hauptvorstöße der Engländer erfolgten nordöstlich von Fromelles, wo sie 
unter schweren Verlusten zurückgeschlagen wurden; dann westlich Aubers, wo sie in 
die deutschen Gräben eindrangen, durch einen Gegenstoß aber wieder vertrieben wurden; 
dabei ist eine indische Brigade vernichtet worden. Dann bei Givenchy und Festubert, 
wo sie erfolglos mit Rauchgasen arbeiteten, und schließlich südlich des Kanals von 
La BassSe, wo sie vom Wetter mehr begünstigt unter dichten Wellen giftiger Gase, 
südlich La Basfle und nordwestlich Lens, eine deutsche Division in geringer Breite zu 
nächst zum Rückzug in die zweite Verteidigungs-Stellung zwangen und Loos eroberten. 
Die englischen Vorbereitungen waren wohl durchdacht, kostspielig und gründlich, die 
Verluste ungeheuer, die Erfolge gleichwohl unbedeutend und ohne Einfluß auf die gleich 
zeitigen Vorgänge an der übrigen Front wie auf die Weiterentwicklung der Ereignisse. 
Ueber die nachhaltigsten und in gewissem Grade auch wirksamsten Gasangriffe der 
Engländer zwischen La Bassöe—Lens hat Eugen Kalkschmidt in der „Frankfurter Zei 
tung" (23. X. 15) einen ausführlichen Bericht veröffentlicht, dem er in der Hauptsache 
die Angaben der beteiligten Division zugrunde legen konnte. Er schreibt: „Die 
weite Ebene Flanderns erscheint unendlich wie das Meer. Schnurgerade Straßen, blin 
kende Kanäle, hohe lichte Pappeln in langer Reihe, da und dort mitten auf freiem Felde 
ein einzelner Baum, eine Baumgruppe. In den sanften Bodenwellen geduckt die Dörfer 
mit den roten Ziegelhäuschen und der behäbigen Kirche, jedes zweite Haus ein „Estaminet". 
Dann die Fassen, die Zechen und Eisenwerke: mitten auf freiem Felde stehen sie oft, wie 
aus der Erde gestampft, mit vulkanischen Schloten, Hallen, Räderwerk und Maschinen, 
mit ihrem Schlacken- und Schuttberge, der, weithin sichtbar, wie ein riesiger Sarg über
	        
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