Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die Kämpfe an der Westfront während der großen englisch-französischen Herbstoffensive 55 
Kolonne auf Kolonne der stürmenden Engländer wurde sichtbar. Die Handgranaten 
wurfbereit in den Fäusten, so gingen sie vor. Aber das Feuer unserer Maschinen 
gewehre war von furchtbarer Wirkung. Als ob ein urgewaltiger Riese mit einer Riesen 
sense ein Kornfeld schnitte nach vorn, nach rechts, nach links, so sah es aus. So be 
strichen unsere Maschinengewehre das Kampfgelände, und unsere Artillerie legte unauf 
hörlich Sperrfeuer zwischen die beiden Stellungen. Unsere schweren Mörser beschossen 
die feindlichen Schützengräben." 
„Die Engländer hatten vom Drahtverhau aus, solang die andern die Drähte durch 
schnitten, Handgranaten geworfen, 10- und 12-Sekundenzünder," heißt es weiter in dem 
Brief des Offiziers der Brigadereserve. „Die Reserven warfen sie rechtzeitig zurück und 
richteten damit und mit den eigenen Handgranaten böses Unheil unter ihnen an. 
Aber die erste Linie war unhaltbar geworden, und gegen die Uebermacht war schließlich 
doch nichts mehr zu machen; man mußte zurück in die zweite Ausweichstellung, welche 
die erste überhöhend beherrschte. Ein verwundeter Leutnant hielt einen ganzen Zug 
abschnitt mit Handgranaten solange auf, bis der letzte seiner Leute zurück war; da 
haben ihn die Engländer als einzigen und tapferen Verteidiger am Leben gelassen. 
Noch ehe aber die Engländer sich in der neuen Stellung ein wenig eingerichtet hatten, 
gab unsere vorzügliche Artillerie „Sperrfeuer" ab, damit keine weiteren Verstärkungen 
vorkamen. Und dann setzten die unserigen zum Gegenstoß an; mit Kolben, Bajonett 
und Handgranaten umfaßten sie die Eindringlinge und warfen hinaus, was nicht 
tot war. Und dann hinüber in den englischen Graben, eingeschippt und mit Hand 
granaten gesprengt, was kaput zu machen war, und zurück in den eigenen, weil die Be 
hauptung des englischen ein Unding gewesen wäre, da er tiefer lag als der unsere. Wie 
der gefangene verwundete Leutnant das Hurra hörte, ist er wie ein Teufel aufgesprungen, 
hat ein paar Engländer mit den Fäusten niedergeschlagen und ist dann mit den letzten 
Kräften zu den Seinen hinübergesprungen; drei Schüsse, in Hals, Fuß und Lunge, hat 
er mitgebracht. Um die Mittagsstunde verlor die Schlacht an Wildheit; der Artillerie 
kampf flaute zuerst ab. 
Als dann mittags um 2 Uhr die Pioniere kamen, um die Gräben zu flicken, bekamen 
sie die stolze Antwort: „Wir schaffen es schon selbst," und zogen mit frohen Gesichtern 
ab. Ein 16jähriger englischer Gefangener aber sagte, die alten englischen Truppen 
hätten schon vor drei Tagen angreifen sollen, seien aber nicht aus den Gräben heraus 
zubringen gewesen; da hätte man ganz junge, frisch angekommene Truppen der neu 
gebildeten Kitchener-Armee einsetzen müssen." 
Nach einem dritten, gleichfalls im „Schwäbischen Merkur" (11. X. 1915) veröffentlichten 
Feldpostbrief war der Anblick des Kampfplatzes am anderen Tage, einem Sonntag, furcht 
bar. „Ueberall war der Boden durchfurcht; Trichter an Trichter; in den eigenen Draht 
verhauen lagen, die Hände ausgestreckt, die toten Engländer, hingemäht durch die Ma 
schinengewehre: lauter schlanke, sehnige Gestalten, blond und glattrasiert lagen sie da, 
die Büchse in der verkrampften Faust. Vorbei kam ich an unseren Unterständen, die 
hellgelb gefärbt waren durch englische Schwefelgranaten. Dort scheint auch ein heftiger 
Handgranatenkampf getobt zu haben, denn dutzendweise lagen tote Engländer umher, 
zwei oder drei aufeinander, zerfetzt und blutig. Der große Sprengtrichter hatte am 
oberen Rand einen Durchmesser von nicht weniger als 30 Metern und, wie ich später 
feststellte, eine Tiefe von 8 Metern. Oben am Rand des Trichters waren unsere Leute 
beschäftigt, zur Verteidigung eine Galerie zu errichten. Aus dem Grund des Trichters 
wurden die hier gefallenen Engländer gleich beerdigt. Ueberhaupt waren die Verluste 
der Engländer schrecklich. Wie aus Briefen hervorging, sollen vier Divisionen angegriffen 
haben."
	        
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