Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die große Offensive südöstlich der oberen Weichsel bis zum Fall von Warschau 147 
Front der Gräben in die Unterstände hinabführten, waren mit einer mehrfachen Decke 
von dicht nebeneinander gelegten Eisenbahnschienen gegen unser Feuer geschützt. Vor 
den Stellungen befanden sich mehrere Hindernisse hintereinander, die teils aus Stachel 
draht, teils aus starken Ast- und Baumverhauen bestanden. Nördlich Sawin, an der 
Straße nach Wlodawa, hatten die Russen ein etwa 50 bis 100 Meter breites Wald 
stück vor ihrer Front umgeholzt, die Bäume, wie sie fielen, liegen gelassen, und das 
ganze mit einem Gewirr von Stacheldraht durchzogen. 
Nach dieser Beschreibung kann man sich einen Begriff machen, welche Anforderungen 
die Erstürmung dieser Stellung an die Truppen der Bugarmee stellte. Dazu kam noch, 
daß am 4. August Jwangorod und am 5. August Warschau gefallen waren und die 
Russen alles daransetzen mußten, diese Stellung so lange als möglich zu halten, um eine 
Gefährdung des Abtransportes der Truppen aus diesen Festungen und der der weiter 
nördlich kämpfenden Armeen zu verhindern. 
Aber weder der stärkste Ausbau der Stellung, noch der zäheste Widerstand der Russen, 
die hier teilweise ihre besten Regimenter der Garde eingesetzt hatten, konnte dem An 
griffsgeist unserer Truppen, der durch die Wirkung unserer weit überlegenen Artillerie 
unterstützt wurde, auf die Dauer widerstehen. Und wieder war es die tapfere Division 
der Ostpreußen, die, im Gedenken an ihr von den Russen so schmählich behandeltes 
Heimatland Sühne fordernd, auch hier die Entscheidung brachte. 
Am Abend des 7. August stand die Bugarmee ungefähr in der Linie Dubienka— 
Swierze—Nordrand Rudka—zu Ruda—Ruda—Holendernia—Waldrand westlich Rad- 
zanow—Nordende Malinowka—zu Chutcza—Serniawy—Wojciechow—Mitte Kulczyn— 
Wincencin—Höhen nördlich Andrzejow—Zualucze—Nowe—Ostausgang Zalucze. Unter 
fortwährenden hartnäckigen Kämpfen drangen die Korps bis auf Sturmentfernung 
an die Hauptstellung heran. Am 8. August setzte sich eine Division in Besitz der 
Höhen südlich Petrylow, am 9. August wurde Lukowek, Bukowo-Male, Majdan-Kul- 
zynski, Ujazdow gestürmt, eine Division durchschritt trotz heftigsten Artilleriefeuers die 
Enge bei Czernikow und die linke Flügeldiviston der Armee gelangte bis südlich Weresz- 
czynska-Wola. Am 10. August setzte sich eine Division in Besitz von Gut Lukowek und 
eine andere in den von Wytyczno. Aber die Hauptstellung stand noch fest und un 
erschüttert, und jeder Versuch, in sie einzudringen, scheiterte an den mächtigen, unter 
Flankenseuer liegenden Hindernissen. Doch ebenso unbeugsam blieb der Wille der deutschen 
Führung, sie unter allen Umständen zu nehmen. 
Um die Stoßkraft an der für den Durchbruch ausgesuchten Stelle zu erhöhen, wurde 
in der Nacht vom 10. zum 11. August die schon des öfteren erwähnte ostpreußische 
Division in dem Raume zwischen Bukowo-Male und der von Sawin nach Wlodawa 
führenden Chaussee eingesetzt. Am 11. August nachmittags begann nach vorhergegangenem 
Einschießen das Wirkungsschießen der von der Armee in bedeutender Stärke auf einen 
Raum zusammengezogenen Artillerie gegen die Einbruchsstelle bei Bukowo-Wielkie. 
Wer solch ein Wirkungsschießen einer größeren Artilleriemasse zur Erzwingung eines 
Durchbruchs nicht persönlich gesehen hat, kann sich keinen Begriff machen von der ver 
nichtenden Gewalt dieses schaurigen Schauspiels. Unaufhörlich krachen die Geschütze mit 
ohrenbetäubendem Lärm, die unheilbringenden Eisenklötze zischen und heulen durch die 
Luft, und ununterbrochen schlägt Granate um Granate, eine dicht neben der anderen, 
in die feindliche Stellung, schwarzgelbe Rauch- und Erdwolken hoch emporschleudernd 
und alles dort befindliche Lebende vernichtend. — Ein gewaltiges Schauspiel! Aber 
eine Hölle für die, gegen die solch Schießen gerichtet ist! Und man braucht deshalb die 
Russen nicht feige zu nennen, wenn sie ein solches Artilleriefeuer nicht aushalten können 
und dem Stärkeren weichen.
	        
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