Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

32 Die Ereigniss e an der We st front im dritten Kriegshalbjahr 
26. September 1915. 
Die Kämpfe der seit Monaten vorbereiteten französisch-englischen Offensive nahmen auf dem größeren 
Teil der Front ihren Fortgang, ohne die Angreifer ihrem Ziele in nennenswerter Weise näher zu 
bringen. An der Küste versuchten auch englische Schiffe durch Feuer, besonders auf Zeebrügge, 
einzugreifen. Sie hatten keinen Erfolg. Nachdem ein Schiff gesunken und zwei andere beschädigt 
waren, zogen sie sich zurück. Zm Ipern-Abschnitt erlitt der Feind große Verluste. Vorteile 
errang er nicht. In unseren Händen ließen die Engländer zwei Offiziere, 100 Mann, sechs Maschinen 
gewehre. 
Südwestlich von Lille gelang es dem Gegner, eine unserer Divisionen bei Loos aus der 
vordersten in die zweite Verteidigungslinie zurückzudrängen. Dabei haben wir naturgemäß erhebliche 
Einbußen auch an dem zwischen die Stellungen eingebauten Material aller Art erlitten. Der 
im Gange befindliche Gegenangriff schreitet erfolgreich fort. Die Trümmer des einstigen Dorfes 
Souchez räumten wir freiwillig. Zahlreiche andere Angriffe auf dieser Front wurden glatt ab 
geschlagen, an vielen Stellen mit schwersten Verlusten für den Gegner. Dabei zeichnete sich das 
39. Landwehrregiment besonders aus, das bei dem Durchbruchsversuch im Mai 1915 nördlich von 
Neuville den Hauptstoß hatte aushalten müssen. Wir haben hier über 1200 Gefangene, darunter 
einen englischen Brigadekommandeur und mehrere Offiziere gemacht und zehn Maschinengewehre 
erbeutet. 
Auch bei dem Ringen zwischen Reims und den Argonnen mußte nördlich von Perthes eine 
deutsche Division ihre durch nahezu 70stündige, ununterbrochene Beschießung zerstörte vorderste Stellung 
räumen und ihre zweite, zwei bis drei Kilometer dahinter gelegene, einnehmen. Im übrigen aber 
scheiterten auch hier alle feindlichen Durchbruchsversuche. Besonders hartnäckig wurde nördlich von 
Mourmelon-le-Grand und dicht westlich der Argonnen gekämpft. Hier wurde denn auch durch 
unsere braven Truppen der Angreifer am stärksten geschädigt. Norddeutsche und hessische Landwehr 
schlug sich hervorragend. Mehr als 3750 Franzosen, darunter 39 Offiziere, wurden gefangen genommen. 
Im Luftkampf hatten unsere Flieger guten Erfolg. Ein Kampfflieger schoß ein englisches Flug 
zeug westlich von Cambrai ab. Südlich von Metz brachte der zu seinem Probeflug aufgestiegene 
Leutnant Volke ein Voisin-Flugzeug zum Absturz. 
Französische Nachmittagsmeldung: Im Artois haben wir im Laufe der letzten Nacht 
die gestern eroberten Stellungen, umfassend das Schloß Carleul, den Friedhof von Souchez 
und die letzten Gräben, die der Feind noch östlich der befestigten Stellung, genannt Labyrinth, 
besetzt hielt, behauptet. In der Champagne dauern die hartnäckigen Kämpfe aus der ganzen 
Front fort. Unsere Truppen drangen auf einer Front von 25 Kilometern und in einer Tiefe von 
ein bis vier Kilometern in die deutschen Linien ein. Wir haben im Laufe der Nacht alle errungenen 
Stellungen behauptet. Die bis jetzt gezählten Gefangenen übersteigen an Zahl 12 000. Auf dem 
Rest der Front nichts zu melden, ausgenommen eine Überraschungsaktion unserer Artillerie auf die 
deutschen Werke in der Gegend von Launois und im Ban-de-Sapt. 
Französische Abendmeldung: Unser Angriff nördlich von Arras hat neue Fortschritte 
gemacht. Wir haben die ganze Ortschaft Souchez mit Gewalt besetzt und sind gegen Osten in der 
Richtung auf Givenchy vorgerückt. Weiter südlich haben wir den Norden der Ortschaft Tholus 
erreicht. Wir haben im Laufe dieses Kampfes etwa 1000 Gefangene gemacht. In der Champagne 
haben unsere Truppen fortgesetzt an Gelände gewonnen. Nachdem wir fast auf der ganzen Front 
Auberive und Ville-sur-Tourbe ein gewaltiges Netz von Gräben, Verbindungsgräben und Feld 
befestigungen, die vom Feinde seit Monaten hergerichtet und vervollkommnet worden waren, über 
schritten haben, sind wir gegen Norden vorgerückt und haben die deutschen Truppen gezwungen, sich 
auf die Gräben zweiter Linie zurückzuziehen, drei bis vier Kilometer hinter den andern. Der Kampf 
dauert auf der ganzen Front an. Wir haben Ep ine und Vedegrange erreicht und die Hütte an 
der Straße Souain — Somme-Py überschritten sowie die Baracke an der Straße Souain— 
L a Bure. Weiter östlich halten wir fest die Maisons de Champagne besetzt. Der Feind 
hat in unserem Feuer und im Handgemenge sehr schwere Verluste erlitten und in den von ihm ver 
lassenen Gräben ein beträchtliches Kriegsmaterial zurückgelassen, das noch nicht gesichtet ist. Bis 
jetzt meldet man die Erbeutung von 20 Feldgeschützen. Die Zahl der Gefangenen wächst immer mehr 
und überschreitet zur Stunde 16 000 Nichtverwundete, darunter mindestens 200 Offiziere. Auf der ganzen 
Front haben die verbündeten Truppen in zwei Tagen über 20000 unverwundete Gefangene gemacht.
	        
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