Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Die große Offensive südöstlich der oberen Weichsel bis zum Fall von Warschau 143 
Der Stadtpräsident betonte in seiner Ansprache, daß Lublin eine rein polnische Stadt 
sei und bat den Erzherzog, als Mitglied des Habsburgischen Kaiserhauses, das den 
Polen von altersher seine Huld und Gnade zugewandt habe, die Stadt unter seinen 
Schutz zu nehmen, was der Erzherzog versprach. Und als er, nach einem Bericht der 
„Neuen Zürcher Zeitung", einige Tage später in Begleitung seines Bruders, des Erz 
herzogs Heinrich Ferdinand, bei der Platzmusik in der Krakauerstraße zum freudigen 
Erstaunen der Bürger längere Zeit mitten im Gedränge spazieren ging, war seine 
Popularität gesichert. 
Auch die Stadt Cholm fügte sich rasch in die neuen Verhältnisse; auch hier waren 
die verbündeten Truppen von den Bewohnern mit sichtbarer Freude und Beruhigung 
empfangen worden. Von den 30000 Einwohnern hatten sich, wie „Az Est" berichtete, die 
Reinruffen geflüchtet, der größte Teil der Polen und alle Juden aber waren geblieben, 
trotzdem die Kosaken auch hier fürchterlich gehaust, mehrere Juden erschlagen und viele 
Geschäfte ausgeraubt hatten. Cholm spielte während des Krieges wegen seiner Eisenbahn 
linien eine große Rolle, da die Russen ihre Truppenverschiebungen durch Cholm er 
ledigten. Längere Zeit hatte General Iwanow, der Kommandant der dritten Armee, 
in der Stadt sein Hauptquartier. Das alte und reiche Bistum der Stadt verknüpft sich 
interessant mit den Begebenheiten des Krieges. Die prachtvolle, in rumänischem Stile gehaltene 
Kirche birgt die Reliquie eines Heiligen, und es geschah im Winter, während die Kar- 
pathenkämpfe am heftigsten tobten, daß der Zar ganz geheim nach Cholm kam und zu 
diesem Heiligen für den Sieg der russischen Waffen betete. Bischof Anastasi hielt in 
der großen Basilika einen Gottesdienst, bei dem der Zar anwesend war. 
Nach der Einnahme von Cholm hat der Bund zur Befreiung der Ukraina von Wien 
aus (vgl. S. 185) an den deutschen Kaiser eine Huldigung gerichtet in der es heißt: 
„Der Bund beeilt sich, Eurer Majestät und der siegreichen deutschen Armee die ehrfurchts 
vollen Glückwünsche zur Einnahme Cholms, der altertümlichen Residenzstadt des ukrainischen 
Königs Danylo und der Hauptstadt des westlichsten von den Ukrainern bewohnten Gebietes, 
darzubringen. In festem Vertrauen in die Macht des Deutschen Reiches und der 
deutschen Armee glauben wir an die endgültige Niederwerfung des Erbfeindes des 
ukrainischen Volkes und die Befreiung vom russischen Joche auch der ukrainischen Länder 
östlich vom Bug mit dem Herzen Ukrainas, Kiew. Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. 
lebe hoch! Hoch die ruhmreiche deutsche Nation und unbesiegbare deutsche Armee!" 
Kaiser Wilhelm ließ durch den deutschen Botschafter in Wien, v. Tschirschky, für die 
freundliche Kundgebung danken. 
Auch an den Generalseldmarschall v. Mackensen hat das Präsidium des Bundes zur 
Befreiung der Ukraine anläßlich der Eroberung von Cholm ein Glückwunschtelegramm 
geschickt. Der Feldmarschall antwortete: „Die deutschen Soldaten sind für die Begrüßung 
auf dem eroberten Boden dankbar." 
Die Kämpfe um Sokal 
Vom 15. Juli bis 1. August 1915 
Zur Deckung der rechten Flanke der Bugarmee und zur Verbesserung der Verteidi 
gungsfront hatten österreichisch-ungarische Truppen, wie Eugen Lehnhof in einem längeren 
Bericht an die „Vossische Zeitung" meldete, „den Auftrag erhalten, auf dem jenseitigen 
Bugufer die Höhen südlich Sokal zu nehmen und mußten zu diesem Zweck zuvor verschiedene 
Dörfer und sonstige russische Stützpunkte, wie das berühmte Bernhardinerkloster auf dem 
diesseitigen Ufer erobern. Zu Rekognoszierungen blieb keine Zeit. Der Bug ist ein un 
zuverlässiges Gewässer mit versumpften Ufern. In der Stunde des Hauptangriffs schwoll 
er durch einen Wolkenbruch so an, daß die Flut die von den Russen in der Flußmitte
	        
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