Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

336 Großbritannien während des zweiten Kriegshalbjahres 
7. Juli 1915. 
Die britische Regierung hat das Angebot Südafrikas, ein Truppenkontingent mit 
schwerer Artillerie auf den europäischen Kriegsschauplatz zu schicken, angenommen. 
* * * 
Der Hochverratsprozeß gegen General De Wet, der am 20. Februar 1915 vertagt 
worden war, begann am 10. Juni in Bloemfontain und endete am 22. Juni 1915 mit seiner 
Verurteilung zu sechs Jahren Gefängnis und 2000 Pfund Sterling Geldstrafe. Von den 
weiteren Verurteilungen ist die von Rocco de Villiers, einem der Hauptanführer 
der Aufständischen im Freistaat, hervorzuheben, der am 25. Juni zu vier Jahren Ge 
fängnis und 500 Pfund Geldstrafe verurteilt wurde; außerdem die des Generals 
Wessels, am 29. Juni zu fünf Jahren und 1000 Pfund, sowie die der Burenführer 
Conroy und Nikolaus Zerfontein zu je vier Jahren, und die Verurteilung 
Kemps am 24. Juli zu sieben Jahren und 1000 Pfund. 
Unter der Führung des Generals Hertzog entstand eine Bewegung für die Begnadi 
gung der aufständischen Buren. Bereits Ende Juni 1915 hatten 12 645 Afrikander- 
Frauen in einer Eingabe den Justizminister um die Begnadigung De Wets ersucht. 
Anfang August versammelten sich 5000 Frauen aus der Provinz in Pretoria und 
baten den Generalgouverneur, De Wet und die andern Buren, auch die noch nicht 
verhörten, in Freiheit zu setzen. Lord Buxton erklärte, er sei nicht befugt, diese Bitte 
zu erfüllen, versprach aber, die Sache dem Ministerrate vorzulegen. 
England am Ende des ersten Kriegsjahres 
Am Jahrestag des Kriegsanfanges am 4. August 1915 begaben sich der König, die 
Königin und die „Führer der Nation" im feierlichen Aufzug nach der St. Pauls-Kathe 
drale, um beim Eintritt in das neue Kriegsjahr Gottes Hilfe zu erflehen. Der Bischof 
von London richtete an die Bevölkerung ein Schreiben, worin er zu Gebet und innerer 
Einkehr auffordert. Am gleichen Tage fanden in ganz Großbritannien in jeder Stadt, 
jedem Dorf und Flecken der britischen Inseln, Australiens, Kanadas, Südafrikas, überall 
wo die britische Flagge weht, Versammlungen statt, in denen allen nach Ansprachen 
von Ministern und Parlamentsmitgliedern einmütig die folgende Entschließung gefaßt 
wurde: „Das ganze britische Reich hat vor der Welt seine Stimme erhoben, um 
zu versichern, daß an diesem Jahrestage der Kriegserklärung das Reich den unerschütter 
lichen Willen bekundet, den Kampf für die Verteidigung des Ideals der Freiheit und 
der Gerechtigkeit, der für die Verbündeten die gemeinsame und geheiligte Sache bedeutet, 
durchzuführen bis zum schließlichen Triumphe." 
Die Rede, mit der der Ministerpräsident Asquith im Unterhaus das erste Kriegsjahr 
beschloß, findet sich S. 315; der Telegrammwechsel zwischen König Georg V. von Eng 
land und Präsident Poincars anläßlich des Jahrestages der Kriegserklärung ist bereits 
Band VII, S. 288 veröffentlicht worden. An König Albert von Belgien telegraphierte 
König Georg: „Anläßlich der Wiederkehr des Tages, an dem mein Land gezwungen 
wurde, zu den Waffen zu greifen gegen eine Macht, die den Krieg einer Konferenz vor 
zog, und die freventlicherweise ihre aus den Verträgen sich ergebenden Verpflichtungen 
verletzte, wünsche ich Ihnen meine feste Ueberzeugung auszudrücken, daß unsere An 
strengungen uns zu einem siegreichen Ausgang führen, und Sie meiner vollkommenen 
Mitwirkung sowie meines eigenen und meines Volkes Entschluß zu versichern, einig mit 
unseren tapferen Truppen den Krieg fortzusetzen, bis er zu unserer Befriedigung beendet 
und der Friede gesichert werden kann." Der König der Belgier dankte 
mit der „Versicherung seiner ergebenen Anhänglichkeit".
	        
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