332 Großbritannien während des zweiten Kriegshalbjahres
Deutschland (vgl. III, S. 11) sei kein Grund zur Annahme vorhanden, daß eine solche Er
klärung etwas fruchten würde.
In der Sitzung vom 22. Juli 1915 war es dann der Liberale Sir William Bylis, der
wissen wollte, ob die gewünschten Ziele nicht auch jetzt noch auf friedlichem Wege zu er
reichen seien, und am 23. Juli fragte Snowden von der Arbeiterpartei, ob Asquith bereit
sei, von jeder Bewegung für die Friedenszwecke Gebrauch zu machen. Asquith ant
wortete beiden, er habe die Gründe für Englands Kamps bei Kriegsanfang und in seiner
Guildhallrede am 9. November 1914 (vgl. III, S. 292 u. 293) klargelegt.
Auf einer Versammlung der unabhängigen Arbeiterpartei, die am 4. April 1915 in
Norwich stattfand, legten der Abgeordnete Ramsay MacDonald, der den Vorfltz führte,
und Charles Trevelyan, der bei Kriegsausbruch sein Regierungsamt niedergelegt hatte
(vgl. I, S. 317) dar, daß England sobald als möglich die Bedingungen des Friedens er
wägen müsse. Mit 243 gegen 9 Stimmen wurde dann eine Resolution angenommen,
die auf das schärfste die Beteiligung von Mitgliedern an der Rekrutenanwerbung ver
urteilt und den Parlamentsmitgliedern wie anderen Rednern der Partei verbietet, für
den Krieg und die Politik der jetzigen Regierung einzutreten.
Um den Ansichten der unabhängigen Arbeiterpartei entgegenzutreten, veranstalteten
englische Sozialisten unter Führung Ben Tilletts und Hyndmans am 21. Juli 1915
in Queenshall eine Versammlung, in der, allerdings unter stürmischen Protesten, für
die Fortsetzung des Krieges mit allen Mitteln eingetreten wurde.
Aus dm englischen Kolonien
Meldungen aus Kanada
12. Februar 1915.
Der kanadische Finanzminister empfahl dem Parlament bei der Vorlage des Budgets
eine allgemeine Erhöhung der Eingangszölle mit wenigen Ausnahmen, wodurch
eine Mehreinnahme von 20 bis 25 Millionen Dollars ermöglicht werde; gleichwohl werde
der Verlust der Staatseinnahmen im Finanzjahr aus 33 Millionen Dollars und die
Vermehrung der Staatsschuld auf 110 Millionen Dollars geschätzt.
26. März.
Das kanadische Unterhaus hat einen Kriegskredit von 20 Millionen Pfund ge
nehmigt. Auf die Aufforderung des Bauernbundes von Saskatschewan, spendeten die
Bauern 25000 Acres ihrer Ernte für die Ernährung der englischen Truppen.
9. Juli 1915.
Der kanadische Ministerpräsident Sir Robert Borden traf in London ein zur Be
ratung von Gegenleistungen für die Erhöhung des kanadischen Kontingents auf 150000
Mann. Borden, der auch der französischen Regierung und den kanadischen Truppen
an der Front einen Besuch abstattete, ist dem englischen Kabinettsrat zugezogen worden,
an dem bisher nur Kabinettsmitglieder teilnehmen durften.
Meldungen aus Australien
Anfang Juli 1915.
Da sich die australische Produktion von Kupfer, Zink und Blei fast ausschließlich in
den Händen von Deutschen befand und die australischen Zinkgesellschasten die Annullierung
ihrer Kontrakte in England nicht erreichen konnten, nahm das Common-Wealth-Parlament
ein Gesetz zur Annullierung feindlicher Kontrakte an.
Zweite Hälfte Juli 1915.
Nach den Erklärungen des Premierministers Fisher im australischen Repräsentanten
haus kostete der Krieg Australien bis Ende Juni 1915 30 Millionm Pfund Sterling.