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Die große Offensive südöstlich der oberen Weichsel bis zum Fall von Warschau 139 
Auch Erwin Berghaus, der Verfaffer des trefflichen Buches »Vier Monate mit 
Mackensen" (Verlag Julius Hoffmann, Stuttgart), hat die Schlacht miterlebt und die 
Teilnahme seines Feldartillerie-Regiments in seiner so frischen und anschaulichen Art 
geschildert. Er schreibt: Die Batterie feuert! Zur Rechten, zur Linken die Batterien 
feuern. Die Brigade feuert. Dunkle Wolken lagern über den Zielen. In dem qualmen 
den Chaos krepieren die schweren Kaliber; aus den Trichtern, die das Eisen wühlt, 
quellen Vulkane. Das Auge unterscheidet nichts mehr.... Was denen da drüben die 
Hölle auf Erden ist, uns bietet's ein Bild von überwältigender Schönheit. Wenn für 
Augenblicke des Atemholens »Feuerpause" kommandiert wird, eilen die Kanoniere hinter 
die Batterie, wo von erhöhter Stelle das ferne Schauspiel zu sehen ist und die rauchende 
Spur der roten Granaten, die sie vor Sekundensrist in die heißen Rohre schoben. In 
seinem in den Hang, der nach Feindesseite terrassenförmig abfällt, geschanzten Ausguck 
steht der General, der Verantwortliche dieser Schlacht. Das Auge am Fernrohr, den 
Mund an den Fernsprechkästen, das Ohr an dem donnernden Schall.... Ein Wort 
und Batterien brüllen, Batterien schweigen, und Regimenter bewegen sich. 
Daß dann und wann Gewehrfeuer durch das Tosen knattert, feindliche Schrapnells 
zischen und in der Nähe platzen, achtet keiner. Da vorn sind die Sinne, wo die Hölle 
schwelt, wo die nächsten Viertelstunden über den Tag entscheiden müssen.... In diesem 
Augenblick werfen die Unsern den letzten Trumps in das Spiel: in den deutschen Schützen 
gräben arbeiten die Minenwerfer. Was und wieviel sie drüben verheeren, wissen wir 
nicht. Wir sehen allein die schweren Rauchballen, die aus dem Boden wachsen, plastisch 
und riesengroß, die sich dem dunklen Gewölk vermischen, das aus dem Westen gezogen 
kommt, gewitterschleppend —: wir wissen genug. 
Da — sie ergeben sich! Es ist 11 Uhr vormittags. Recken die Arme, schwenken 
Tücher. Aber nicht alle: das war nur ein Häuflein, das in dem vordersten Erdwerk 
stak und dann abgeschnitten wurde... Denn unsere Infanterie ging vor ... hat in 
Qualm und Pulverdampf die Höhe besetzt. Es knattert schon tief im Walde. Die 
Schlacht bewegt sich. 
Das Tal hinunter, durch Ostrowez rasselt die Batterie. Haufen von Schutt und Asche 
weisen den Weg. Vom Dorf blieb ein Halbdutzend kahler Mauern stehen. Aus der 
einen griffelt ein Sanitäter: „Verbandplatz". Malt einen Pfeil darunter. Und Sani 
täter tragen die ersten Verwundeten. Viele Opfer hat gottlob der Sturm heute nicht 
gefordert — Blut aber kostet das Vorwärts allerwegen ... Da fängt der Regen an; 
es gießt in Strömen. Die Gummimäntel streiken, es sickert bis auf die Haut. Durch 
den nassen, dampfenden Schauer galoppieren wir die eben erstürmte Höhe hinan. An 
dem ersten, gänzlich zerschossenen Erdwerk ein kurzer Halt, während es vom Himmel 
immer unerbittlicher prasselt. Tote Russen liegen am Wege. Das Blut der warmen 
Leiber zerrinnt in den Regenlachen. Auch Verwundete hocken da noch, frösteln in ihrem 
nassen Rock. Stäbe sprengen vorüber; unter den Pferden spritzt das Wasser. 
Wir traben weiter durch den hochstämmigen Wald, in dem unsere Geschosse hausten, 
über Wurzeln und abgeschlagenes Geäst, durch dick und dünn. Das Unwetter hat sich 
besänftigt, und der Himmel über uns ist wieder klar. In den Granatlöchern steht der 
Schlamm kniehoch. Da führt der Weg am Walde entlang, die tropfenden Zweige 
zischen uns um die Ohren, wie eine kalte Traufe schlägt uns das Blättergewirr ins 
Gesicht, daß wir die Köpfe auf den Pferdehals und die nasse Mähne ducken. Irgendwo 
in der Nähe kracht ein Schrapnell. Galopp ... Galopp ... Der Fuß federt im Bügel, 
das ist eine wilde, wonnige Jagd ... Rechts dehnen sich Aehrenfelder. Eine wunder 
same Klarheit liegt über der Weite; als hätten wir die Welt bislang durch verstaubte 
Brillen gesehen. Ein silbrig Schimmern schwebt über den Haferflächen, über dem Weizen