Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

316 Großbritannien während des zweiten Kriegshalbjahres 
ein brüderlicheres Gefühl vereint gewesen wären als jetzt, und wo sie mehr Vertrauen 
in den Sieg gehabt hätten. Ich will Zeit oder Stunde des Sieges nicht vorhersagen. 
Das Ende wird die Belohnung sein. 
Was die Operationen an den Dardanellen anlangt, die wir gemeinsam mit 
den Franzosen unternommen haben, so bitte ich, heute noch nicht zu sehr auf genaue 
Erklärungen zu drängen. Ich kann nur wiederholen, was ich das letzte Mal sagte, 
daß unser Vertrauen in den Erfolg der Operationen keineswegs geschwächt ist. 
Nächste Woche wird genau ein Jahr verstrichen sein seit dem Ausbruch des Krieges, 
und man wird in der Geschichte der Menschheit keine vollständigere, ich möchte fast 
sagen, wunderbarere Umgestaltung finden als diejenige unseres Landes, nicht nur in Be 
zug aus seinen Geist, sondern auch in Bezug auf seine äußeren Kundgebungen während 
der letzten zwölf Monate. Was die Flotte anlangt, so brauche ich nichts hinzuzu 
fügen, als das: Wenn sie zu Beginn des Krieges stark war, so ist sie heute noch stärker. 
Die Freiheit der Meere besteht dank ihrer Macht und ihrer doch so diskret ausgeübten 
Tätigkeit; denn schließlich kann diese Bedrohung durch die Unterseeboote, so 
ernst sie auch erscheinen mag, dem britischen Handel keine verhängnisvollen oder auch 
nur wesentlichen Verluste zufügen, noch unsere Verproviantierung mit Lebensmitteln 
und Rohmaterialen schmälern. Ein ruhmvoller Kampf war bisher unserer Flotte nicht 
beschieden. Wir müssen ihr aber nichtsdestoweniger unseren Dank aussprechen, denn 
wir wissen, daß nur infolge ihrer unablässigen Wachsamkeit das Land heute über jede 
Jnvasionsbedrohung spotten kann und wir im Gegensatz zu den anderen Kriegführenden 
von den Verheerungen und Gefahren des Krieges verschont bleiben. Wir sind immer 
eine große Seemacht gewesen, aber wir wissen jetzt auch, wie groß die Stärke unseres 
Heeres ist. Das Unterhaus bietet heute ein seit Jahrhunderten nicht dagewesenes Schau 
spiel wegen der vielen Abgeordneten, die in militärischer Uniform erschienen sind. Es 
gibt keine hier vertretene Familie, die nicht Söhne oder Brüder als Kämpfer gestellt 
hätte. Ich bin glücklich, sagen zu können, daß die Rekrutierung während der letzten 
zwölf Monate nicht einen Moment nachgelassen hat. Die letzten Ziffern gehören zu 
den günstigsten, die seit langem zu verzeichnen waren. 
Kommen wir nun zu unserer Industrie! Lloyd George organisierte mit Hilfe her 
vorragender Industrieller die Produktion aller zur Weiterführung des Krieges notwen 
digen Dinge aus einer Grundlage, die man niemals bei uns ins Auge gefaßt hatte, die 
aber, wie ich glaube, unseren Bedürfnissen vollständig entspricht. Aber wir fühlen uns 
nicht befriedigt in dem Gedanken, daß wir unsere nationale Pflicht getan hätten, wenn 
wir dem Heer und den Industrien, die sich mit der Munitionserzeugung befassen, die 
nötigen Rekruten schicken. Die Pflicht des Landes besteht nicht nur darin, die 
Freiheit der Meere aufrecht zu erhalten und eine große Anzahl Soldaten auf die 
Schlachtfelder zu senden, sondern auch darin, das nötige Geld für die Fortsetzung 
des Krieges vorzuschießen. Wenn ich unsere Stellung von heute mit der vor einem 
Jahre vergleiche, so darf ich wohl sagen: Man hat unser Volk nie mehr verleumdet, 
sowohl hier wie jenseits der Meere als durch die Behauptung, daß es sich nicht auf die 
Höhe der außergewöhnlichen Umstände zu erheben vermöchte. Und doch gibt es noch 
eine größere Verleumdung, nämlich die, welche andeutet, daß unsere Verbündeten un 
sere Mitwirkung zum schließlichen gemeinsamen Triumphe nicht voll gewürdigt hätten. 
Parlament und Volk treten das zweite Kriegsjahr in derselben Stimmung an. Wir 
liefern den Kleinmütigen und insbesondere den Uebelredenden, die unsere Verbündeten 
entmutigen und unsere Feinde ermutigen, keine Waffen. Mögen Parlament und Volk 
denselben Geist der Entschiedenheit bewahren, der uns während zwölf Monaten beseelt 
hat und der uns gestattet, bis zum siegreichen Ausgang des Ringens auszuharren."
	        
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