Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Vom Parlament und der Regierung 
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Die Registrierungsbill, durch die alle Männer und Frauen von 15 bis 65 
Jahren zur Eintragung in ein nationales Register verpflichtet werden, ist vom Präsi 
denten der Lokalverwaltung, Walter Lang, am 30. Juni 1915 im Unterhause eingebracht 
worden, mit der Begründung, daß es dringend notwendig sei, Englands industrielle und 
finanzielle Stellung zu wahren. Das Gesetz bezwecke, die Mittel zur Organisation zu 
schaffen, um das Höchstmaß der nationalen Produktion bei einem Mindestmaß von Kosten 
zu erreichen. Es werde darnach getrachtet, alle Arbeitskräfte so intensiv wie möglich für 
den Staat zu verwenden. 
In der Debatte erklärte der Minister ferner, daß durch das Gesetz die Frage des Heeres 
dienstes in keiner Weise berührt würde, wogegen Sir Thomas Wittaker (liberal), der 
einen der sechzehn, größtenteils von Liberalen gegen den Entwurf gestellten Anträge befür 
wortete, den Zusammenhang der beabsichtigten Volkszählung mit der heimlich erstrebten 
Wehrpflicht hervorhob. Snowden (Arbeiterpartei) bezeichnete das Gesetz als beispiel 
losen Eingriff in die Rechte des Volkes und warf der Regierung vor, ihre Mitglieder 
seien in der Frage der allgemeinen Wehrpflicht uneinig, deshalb keine freien Männer, 
sondern Drahtpuppen des Mannes, der die vorige Regierung gestürzt und der neuen 
seine Befehle erteile, des Verlegers der „Times", „Daily Mail" und anderer Blätter 
des Lord Northcliffe. Trotzdem wurde die Vorlage in dritter Lesung am 9. Juli 1915 
einstimmig vom Unterhaus angenommen. 
Als Termin für den Beginn der Registrierung der arbeitsfähigen Bevölkerung ist der 
15. August 1915 festgesetzt worden. 
Nachdem am 19.Juli 1915 vom ersten Kronjuristen eine Novelle zu dem Gesetz von 1914 
über den Handel mit dem Feind eingebracht worden war, die bezweckt, jegliches feind 
liche Eigentum im Lande unter Zwangsverwaltung zu bringen und Besitzübertragungen 
hinter dem Rücken der Behörden wirksam zu verhindern, wurden in den letzten Sitzungen 
dieser Session noch Wünsche über die Verbesserung des Fliegerwesens, über das im 
Land Besorgnis herrsche, ausgesprochen und die Geschäftsführung der Regierung 
besprochen. Die Verschwendung bei den Unterhaltskosten für die Soldatenfrauen wurde 
beanstandet, ebenso das Ausbleiben der versprochenen halbwöchentlichen Berichte Frenchs. 
Higham (liberal) sprach die Ueberzeugung aus, daß im Kriegsamt keine Besserung zu 
erwarten sei, bevor nicht einige Beamte in Whitehall als abschreckende Beispiele ge 
henkt worden seien und Gawley (liberal) fand es unerklärlich, daß Lord Kitchener die 
Anklagen gegen das Kriegsamt nicht beantwortet habe. 
In der Schlußsitzung vom 28.Juli 1915 gab Ministerpräsident Asquith einen Ueber- 
blick über die allgemeine Lage, in dem er u. a. ausführte: „Das letzte Mal, als ich 
mich an das Parlament wandte, sagte ich, daß der Krieg wenigstens noch während 
einiger Zeit einen Kamps der Geduld darstellen werde. Wir würden wahrhaft un 
dankbar oder gleichgültig sein, wenn wir nicht die heldenmütigen Anstrengungen, die 
gegenwärtig unsere russischen Verbündeten machen, zur Aufhaltung eines an 
dauernden feindlichen Stromes und zur Aufrechterhaltung der Integrität ihrer Stel 
lungen, verkennen wollten. Ich glaube nicht, daß es je in den militärischen An 
nalen ein kräftigeres Beispiel von Ausdauer, Disziplin und Initiative sowohl gemein 
sam wie individuell gegeben hat als dasjenige, das während der letzten Wochen von 
der russischen Armee an den Tag gelegt wurde. Unsere neuen Verbündeten, die Ita 
liener, das erkennen wir milder größten Befriedigung an, gewinnen durch eine sorg 
fältig vorbereitete Taktik beständig Boden und setzen ihren Marsch gegen den Ziel 
punkt fort, der, wie wir hoffen, über kurzem in ihrem Bereiche sein wird. 
In Frankreich gab es, glaube ich, seit Beginn des Krieges niemals eine Periode, 
wo die beiden verbündeten Armeen durch einen besseren kameradschaftlichen Geist und
	        
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