Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Vom Parlament und der Regierung 
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„Wir setzen kleinliche persönliche Zänkereien fort. Um Gottes Willen betragt euch als 
Briten!" Sir Richard Cooper ries in den Lärm hinein: „Wir leben im Schlaraffen- 
lande und verbergen den Kopf im Sande. Ich sage Ihnen, wir gewinnen den Krieg 
nicht." Abgeordnete fragten den Sprecher, ob die Diskussion zulässig sei. Der Sprecher 
sagte, sie sei zulässig, aber Geschmackssache. Markham bemerkte: „Es ist die Teilung 
der Beute." Nationalist Swift Menell rief dazwischen, ohne das wäre die Koalition 
nicht einig. Asquith sagte: „Ich habe die Debatte mit Ueberraschung und Schmerz 
verfolgt." Er weigerte sich durchaus, dem Hause Rechenschaft darüber zu geben, wie 
er sein Gehalt ausgäbe. Er deutete jedoch an, daß er an der Verteilung der Gehälter 
nicht teilnehme und setzte sich mit einer Gebärde äußerster Verachtung für die Erörterung 
solcher Trivialitäten nieder." 
So sah sich Asquith genötigt, in der Sitzung vom 16. Juni über die Bildung und die 
Absichten der Koalition beruhigende Zusicherungen zu geben. Er sagte: „Ich habe durch 
aus nicht unter dem Druck außerparlamentarischer Einflüsse, vorübergehender Verlegen 
heit oder augenblicklicher parlamentarischer Bedürfnisse gehandelt. Die Aufgabe war 
unwillkommen und widerwärtig. Es war die schmerzlichste Erfahrung meines politischen 
Lebens, mich von Kollegen zu trennen, die unter dem Druck neuer, unvorhergesehener 
Verantwortlichkeiten mit unermüdlicher Loyalität und, meiner Meinung nach, mit beispiel 
losem Erfolg die schwerste Ausgabe erfüllten, die jemals auf den Schultern britischer 
Staatsmänner gelastet hat. Keine Körperschaft konnte nach meinem wohlüberlegten Urteil 
mehr tun, oder es besser tun." Asquith betonte, daß er seinen politischen Grundsätzen 
durchaus treu geblieben sei, nichts davon aufgegeben habe, und auch in Zukunst, wenn 
er eine Zukunst habe, dafür wirken werde. Dasselbe gelte von den neuen unionistischen 
Kollegen. „Weshalb wurde dann diese Umwälzung unseres ganzen politischen Lebens 
herbeigeführt? Weil ich langsam, mit Widerstreben, und schließlich doch ohne Zweifel 
und Zaudern zu dem Schluß gekommen bin, daß eine solche Verbreiterung der Grundlage 
der Regierung notwendig wäre. Dadurch verliert sie den Anschein eines einseitigen oder 
Parteicharakters, und es wird nicht nur unserem Volke daheim und jenseits des Meeres, 
sondern auch der ganzen Welt, den Verbündeten, den Feinden und den Neutralen, 
zweifellos bewiesen, daß das britische Volk nach fast einem Jahre des Krieges ent 
schlossener ist als je, alle Unterschiede zu vergessen, alle persönlichen, politischen, sitt 
lichen und sachlichen Kräfte zur Verfolgung des Zieles zu vereinen. Allen jetzigen 
Ministern ist der Gedanke der Koalition unangenehm. Aber die große nationale Not 
forderte von uns allen sichtbare Zusammenarbeit, an der Männer aller Richtungen und 
Parteien teilnehmen. Es ist ein großes und, wie viele glauben, gefährliches Wagnis, 
das keiner von uns gewünscht hat." Asquith sagte weiter, er persönlich habe keinen 
politischen Ehrgeiz. Der Gedanke, daß das englische Volk Teilnahmslosigkeit beweise, 
sei die bösartigste Verleumdung. Der Augenblick sei nicht geeignet, die militärische und 
internationale Lage zu erörtern. Und er schloß: „Wir müssen fortfahren, den blinden 
Ratschlägen der Hysterie und der Furcht kein Gehör zu geben. Wir haben im Augenblick 
die eine einfache und überragende Pflicht zu erfüllen, den Diensten des Staates die bereit 
willige und organisierte Hilfe jeder Klasse der Bevölkerung zuzuführen." 
Von militärischen Maßnahmen ist die einstimmige Annahme des Marine-Nachtragsetat 
in der Sitzung vom 30. Juni 1915 zu erwähnen, der eine Vermehrung des Personals 
der Marine von 50 000 aus 300 000 Mann vorsieht. 
Von den übrigen in dieser Session erledigten Gesetzesvorlagen sind zwei von ganz 
besonderer Wichtigkeit, das Gesetz über die Errichtung eines Ministeriums 
für Kriegsmunition und die Registrierungsbill. In der Begründung des 
Gesetzes über das Munitionsministerium erklärte der Staatssekretär des Inneren,
	        
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