Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Kundgebu ttgen englischer Staatsmänner 303 
Massenproduktion ungeheuer zu vermehren, und durch den Mangel an gelernten Ar 
beitern, der durch die Rekrutierung gesteigert worden sei. 217000 Bergleute seien in 
die Armee und 70000 ungelernte Arbeiter in die Bergwerksindustrie eingetreten. Ar 
beiter und Arbeitgeber müßten zusammenwirken. Die Munitionsfirmen dürften keine 
abnormen Profite machen, die Gewerkschaften sollten während der kritischen Zeit vorüber 
gehend auf ihre Gewohnheiten und Regeln verzichten. Die Arbeitgeber und Arbeiter 
müssen, wie es bereits im Maschinenbau geschehen sei, durch Kommissionen gemeinsam 
zu dem Ziele hinwirken, die Herstellung von Kriegsvorräten zu vermehren. 
* * * 
Die konservativen „Evening News" stellten unter der Ueberschrift „Verblüffende Reden, 
Verwirrung im Lande, ein vielstimmiges Kabinett" folgende Aeußerungen der Minister 
Asquith, Lloyd George und Kitchener nebeneinander. Asquith sagte: „Ich begegnete 
unlängst der Behauptung, daß die Kriegführung der britischen Truppen und unserer 
Bundesgenossen durch unsere Unfähigkeit, die nötige Munition herzustellen, aufgehalten 
wird. An der Behauptung ist kein Wort wahr." Lloyd George sagte: „Wir haben 
eine enorme Vermehrung von Granaten, Gewehren und aller übrigen Munition und 
Ausrüstung nötig. Das unnötige Trinken tut der Produktion ernstlichen Abbruch." 
Lord Kitchener sagte: „Die Produktion wird unserem Bedarf an Kriegsmaterial 
nicht gerecht. Das beunruhigt mich sehr. Es ist nötig, daß der Rückstand aufgearbeitet 
wird. Der Fortschritt in unserer Ausrüstung wird durch die Ohnmacht, genug Arbeiter 
auszutreiben, ernstlich behindert." 
Die weitere Behauptung Asquiths, England habe den Krieg nicht gewollt, ist eine so 
offenkundige Unwahrheit, daß sich ihre Widerlegung hier erübrigt. 
Reden von Asquith und Bonar Law 
in der Guildhall am 19. Mai 1915 
In einer am 19. Mai 1915 in der Guildhall zu London abgehaltenen Versammlung, 
die einberufen worden war, um den Dominions, Indien und den Protektoraten für ihre 
Kriegshilfe den Dank Englands auszusprechen, herrschte große Begeisterung. Der Lordmayor 
und die Sheriffs erschienen in Gala, ihnen folgten das Kabinett, die Spitzen der Behörden 
und die Botschafter. Die Versammlung sang die Nationalhymne. Der Lordmayor hielt 
die Eröffnungsrede. Hierauf erhob sich der Ministerpräsident Asquith zu einer längeren 
Ansprache, in der er fragte, warum wohl die Dominions, obwohl sie weit vom Kriegs 
schauplatz entfernt seien und keine Invasion zu fürchten hätten, trotzdem ihrem Mutter 
lande so zugetan seien und solche Opferwilligkeit und Hingabe an den Tag legten, auch 
bereit seien, willig Beschwerden aus sich zu nehmen, ja selbst dem Tode ins Auge zu 
blicken. Das könne nicht durch egoistische Motive erklärt werden. Der Hauptgrund 
hierfür sei die kluge, weitblickende Politik des Reichs. Wir gaben, so fuhr er fort, 
längst die altmodische Auffassung aus, daß die Selbstverwaltung der Kolonien mit der 
Einheitlichkeit des Reichs unvereinbar sei. Sie ist die beste Rechtspolitik, die hier und 
in den Kolonien seit Jahren positiv aufbauend wirkte. Die Dominions würden lieber 
vernichtet werden, als ihre Treue gegen Großbritannien einer anderen Souveränität zu 
opfern. Wir und sie wurden uns in logischer Weise bewußt, daß wir Mitglieder einer 
Gemeinschaft sind, die aus der ganzen Welt unter derselben Flagge die Grundsätze der 
Freiheit und Gerechtigkeit aufrecht erhält. 
Asquith fuhr fort: Man behauptete, daß die Dominions nicht für uns, sondern für 
die eigenen Ideale kämpfen, das ist sehr richtig. Der Feind machte sich, als er den 
Krieg mutwillig anfing, kaum eine Vorstellung davon, was für Kräfte er in allen Teilen 
der Welt entfesseln würde, wo englisch gesprochen wird und die freien Traditionen der
	        
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