Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

302 Großbritannien während des zweiten Kriegshalbjahres 
dem Festland für immer den Rücken kehren, als unter solchen Umständen leben. Nach 
dem Krieg müssen wir und die anderen Völker Europas frei sein, ohne andauernd be 
droht zu werden durch das Gerede von einem obersten Kriegsherrn, durch das Funkeln 
von Waffenrüstungen, Gerassel von Säbeln und Scheiden und das fortwährende An 
rufen des Himmels als Mitschuldigen Deutschlands, jedoch sicher im Recht der unab 
hängigen Selbstbestimmung und Gleichberechtigung." 
„Die Rede Greys," schreibt das „Berliner Tageblatt", „ist offenbar dazu bestimmt, der 
Agitation gegen Deutschland bei den Neutralen neue Nahrung zu geben. Sie soll das 
Eingeständnis der englischen Presse, vor allem der „Times" vom 8. März 1915, daß England 
nicht um Belgien willen, sondern zur Lahmlegung des deutschen Rivalen in den Krieg ein 
getreten ist, vergessen machen. Dabei scheut Grey nicht davor zurück, die kindischsten 
Argumente, das Gerede vom „Uebervolk" und dem obersten „War-Lord" vorzubringen, 
Dinge, an die nur die krassesten englischen Ignoranten in kontinentalen Dingen, aber 
kein Neutraler glaubt." 
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" hat dann am 26. März 1915 eine ausführliche 
halbamtliche Richtigstellung der Behauptungen des englischen Ministers des Auswärtigen 
gebracht, in der mit aller wünschenswerten Deutlichkeit nachgewiesen wird, daß England 
die von Deutschland angestrebte direkte Verständigung zwischen Oesterreich-Ungarn und 
Rußland zu verhindern wußte, daß England unter der sogenannten Aufrechterhaltung 
des Gleichgewichts der Kräfte nur die Niederhaltung Deutschlands durch die russisch- 
französisch-englische Koalition verstanden und schon lange weitgehende Vorbereitungen 
für einen Vernichtungskrieg gegen Deutschland getroffen habe. Auch die Verantwortung 
für die Beteiligung Belgiens am Kriege trage einzig und allein Sir Edward Grey, der 
die belgische Regierung aufgefordert habe, sich dem Einmarsch der deutschen Truppen 
zu widersetzen (englisches Blaubuch Nr. 155), während der König der Belgier lediglich 
um diplomatische Intervention zur Sicherung der belgischen Integrität gebeten habe 
(englisches Blaubuch Nr. 153). Die Erklärung schließt, das deutsche Volk kämpfe nicht 
um die Herrschaft über die Völker des Kontinents, sondern um zwei Dinge, „einmal in 
ausgezwungenem Verteidigungskampf um die Erhaltung seiner Unabhängigkeit und gegen 
die ihm von England angedrohte Vernichtung; es kämpft aber auch um ein ideales 
Ziel im Interesse der ganzen Welt; es kämpft um die Freiheit der Meere, es kämpft 
um die Befreiung aller Völker, insbesondere aber auch der kleinen und schwachen Staaten 
von der Gewaltherrschaft der englischen Flotte." 
Asquiths Rede in Newcastle 
am 21. April 1915 
Der englische Ministerpräsident Asquith hielt am 21. April 1915 in Newcastle eine 
Rede, in der er ausführte, er spreche nicht allein zu den Arbeitern Newcastles und des 
Tynebezirkes, sondern ganz Nordostenglands, da der britische Erfolg in dem großen 
Kampfe nirgends mehr auf den Anstrengungen, der Energie, dem Patriotismus und der 
Selbstverleugnung sowie der Fähigkeit der Bevölkerung beruhe, dem Staate die besten 
Dienste zu leisten, als hier. Asquith wiederholte, daß England den Krieg nicht ge 
wollt und bis zuletzt alles getan habe, um den Ausbruch des Krieges zu verhindern und 
seinen Umfang einzuschränken. Der unsinnige Ehrgeiz und die wohlüberlegten Pläne 
Deutschlands seien für den Krieg verantwortlich. 
Asquith sprach sodann seine Befriedigung über die Ergebnisse der Werbung aus und 
bestritt, daß die Armee durch Mangel an Munition beeinträchtigt werde. Die 
Schwierigkeit der Lage sei durch die Notwendigkeit entstanden, die Munitions- und
	        
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