Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Deutsch-Südwestafrika 
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einmal zu einem heftigen Gefecht bei Otawi gekommen, wo Teile der Truppe unter 
Major Ritter eine Art Vorstellung eingenommen hatten, dem übermächtigen Feinde aber 
nach scharfem Gefecht weichen mußten. Die Lage war nun folgende: in Kor ab lag in 
wenig günstiger Stellung, teilweise verschanzt, die Schutztruppe. Der Gegner schloß 
mit mehreren Abteilungen, von denen jede stärker war als die gesamte Schutztruppe, 
mit zahllosen Geschützen, Maschinengewehren, Panzerkraftwagen Korab in weitem Um 
kreise ein. Otawi, Gaub, Tsumeb, Namutoni waren vom Feinde besetzt. Letztere beiden 
Orte waren mit den ganzen Vorräten in Feindeshand gefallen. Die Pferde und Maul 
tiere der Truppe, die schon lange kein Kraftfutter mehr erhalten hatten, waren nicht 
mehr verwendungsfähig, ein Durchbruch also unmöglich. Munition war noch vorhan 
den, aber die Verpflegung ging zu Ende. 
Da entschloß sich der bei der Truppe befindliche Gouverneur Dr. Seitz zur Vermei 
dung von weiterem aussichtslosem Blutvergießen, namentlich mit Rücksicht auf die hohe 
Zahl von in die Truppe eingestellten Ansiedlern des dünn bevölkerten Landes und zur 
Erzielung möglichst günstiger Uebergabebedingungen, zu unterhandeln, woraus am 9. Juli 
1915 die gesamte Truppe und das Schutzgebiet übergeben wurde." 
Nach dem Telegramm, in dem der Gouverneur Dr. Seitz und der Kommandant der Schutz 
truppe Oberstleutnant Franke durch Vermittlung der Botschaft der Vereinigten Staaten 
von Nordamerika dem deutschen Kaiser die Uebergabe meldeten, wurden alle Personen 
des Beurlaubtenstandes und des Landsturms, auch die in Südafrika Kriegsgefangenen, 
auf ihre Farmen und zu ihren Berufstätigkeiten entlassen. Offiziere behielten Waffen 
und Pferde und konnten aus ihr Wort frei im Schutzgebiet bleiben. Die aktive Schutz 
truppe, noch rund 1300 Mann stark, behielt die Gewehre und wurde an einem bestimmten 
Platze im Schutzgebiet konzentriert. Danach waren für die deutschen Truppen durchaus 
ehrenvolle Bedingungen erlangt worden. 
Die Engländer hatten keinen Grund, diesen tragischen Abschluß der kriegerischen Er 
eignisse in Deutsch-Südwestasrika als außerordentliche Waffentat zu preisen. Denn nur 
eine 200 Offiziere und wenig über 3000 Mann starke Truppe hatte nach fast einjährigem 
ehrenvollen Kampfe — rund 400 Mann, darunter 51 Offiziere und Sanitätsoffiziere, 
waren gefallen oder verwundet — die Waffen gestreckt, nachdem jede Aussicht aus Sieg 
zur Unmöglichkeit geworden war. 65 000 Mann, ausgerüstet mit reichem und modernstem 
Kriegsgerät, hatte die Südafrikanische Union nach ihrer eigenen offiziellen Angabe mit 
einem Kostenaufwand von 300 Millionen Mark gegen die schwache, nur zur Aufrecht 
erhaltung der öffentlichen Ordnung bestimmte deutsche Schutztruppe ins Feld führen 
müssen, uni den „Erfolg" von Korab zu erreichen. Die kleine Schutztruppe ist von der 
feindlichen Uebermacht einfach erdrückt worden. 
In London herrschte gleichwohl große Freude über den endlichen Sieg. Mit Begeiste 
rung nahm das Unterhaus folgende Resolution des Ministerpräsidenten Asquith an: 
„Das Parlament spricht im Namen des ganzen Reichs seine Bewunderung und Dank 
barkeit aus zunächst gegenüber dem berühmten General und Premierminister der Union, 
Botha, der dem Reiche unschätzbare Dienste geleistet hat, zu dessen geliebtesten und ge- 
achtetsten Söhnen er gehört; sodann gegenüber den unerschrockenen Soldaten, seien sie 
Buren oder Engländer von Geburt, die Seite an Seite wie Brüder für die allen gleich 
teuere Sache, für die Verbreitung der Freiheit und der Menschlichkeit gekämpft haben." 
Auch dem südafrikanischen Minister für Landesverteidigung General Smuts sind 
Anerkennung und Dank für seine Förderung des Unternehmens ausgesprochen worden. 
In Kapstadt schließlich wurde Botha in der Sitzung des Stadtrats vom 22. Juli 
1915 mit einer Dankesadresse ein Ehrensäbel überreicht, auf dem die Worte: „Draw for 
God and the King“ und „Justice and Truth“ eingraviert sind.
	        
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