Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Deutsch-Südwestafrika 
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rückgegangenen Verteidiger doch dabei noch gelungen zu sein, auch Gefangene zu machen. 
Die Reste der Abteilung Wehle wurden nun mit der schleunigst nach Kubas vor 
gezogenen Abteilung Ritter, unter Führung des letztern, vereinigt und auch die Abtei 
lung des Majors Bauszus von Aus Anfang April herangezogen. Mitbestimmend für 
die Aufgabe von Aus war der Umstand, daß starke feindliche Abteilungen mit „Hun 
derten von Kraftwagen" — die deutschen Schutztruppen verfügten im ganzen über vier 
Autos! — im südöstlichen Teil des Schutzgebiets und auch von Süden her vorgingen, 
so daß die Grenzschutzabteilungen der Hauptleute Medding und Schoepffer und die des 
Oberleutnants Frhr. v. Hadeln dem Drucke weichen mußten, wodurch die Truppen in 
Aus Gefahr liefen, abgeschnitten zu werden. Auch Keetmanshoop wurde geräumt. 
Den Befehl über die Nachhut der nach Norden abziehenden Südtruppen übernahm 
Hauptmann a. D. v. Kleist. Bei Kabus nördlich Keetmanshoop und bei Gibeon hatte 
diese Nachhut in der zweiten Aprilhälfte 1915 dann noch gegen weit überlegene Kräfte 
die bereits erwähnten (vgl. S. 291) Gefechte zu bestehen, von denen das bei Gibeon für die 
deutschen besonders verlustreich war. Indes gingen kein Geschütz oder Maschinengewehr 
verloren. Bon ungünstigem Einfluß auf den Verlauf dieses Rückzugs war, daß im 
April auch die etwa in der Mitte des Schutzgebiets wohnenden 400 bis 500 Gewehre 
starken Rehobother Bastards, wohl von Agenten aufgewiegelt, sich erhoben. Es gelang 
jedoch, die Aufständischen durch die gegen sie entsandten Abteilungen unter Major Gras 
v. Saurma-Jeltsch und Hauptmann Hensel in Schach zu halten. 
Wie bereits erwähnt (S. 292) sollen die Streitkräfte Bothas am 2. Mai Otjimbingwe 
erreicht haben. Das Gefecht bei Pforte und Riet fand am 20. März statt. Mithin 
haben die Bothaschen Truppen für die rund 90 Kilometer betragende Strecke bis Ot 
jimbingwe 43 Tage gebraucht. Daraus ist zu entnehmen, daß deutscherseits ihrem Vor 
dringen weiterer Widerstand geleistet worden ist, oder — die Schäden der Unions 
truppen in den Treffen von Pforte und Riet stärker waren, als „Reuter" berichtet. 
Gegen Ende April 1915 scheinen auch die an der Bahn Swakopmund —Oma- 
ruru vorrückenden südafrikanischen Streitkräfte mit einer Abteilung der Schutztruppe 
zusammengestoßen zu sein. Nach Reuter soll es diesen, bis zur Station Trekkoppjes 
gelangten Streitkräften gelungen sein, dort den Angriff einer 700 Mann und zwölf Ge 
schütze starken deutschen Abteilung abzuweisen. 
Einen ausführlichen Bericht eines deutschen Mitkämpfers über das Gefecht an den 
Trekkoppjebergen hat die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" am 5. Dezember 1915 
veröffentlicht. Es heißt darin: „Nachdem sich am 24. April 1915 fünf Kompanien mit 
zwei Batterien in unserem Lager bei Kilometer 124 (der Bahn Swakopmund—Karibik) 
unter dem Befehl des Majors Ritter versammelt hatten, rückten wir am Abend des 
25. April ab. Es galt, den Feind an der Bauspitze der von den Engländern wieder 
hergestellten Bahn bei Kilometer 80 anzugreifen. Nach einem Anmarsch von 60 Kilo 
metern erreichten wir gegen 3 Uhr morgens über Eboni und Karub unseren Sammel 
punkt an den Trekkoppjebergen, in gleicher Höhe mit zwei feindlichen Lagern an der 
Bahn. Kurz nach 4 Uhr ertönten mehrere starke Detonationen, eine unserer Patrouillen 
hatte im Rücken der Engländer die Bahn bei Kilometer 74 gesprengt. 
Nun rückten wir vor, unsere Feldgeschütze gingen etwa sechs Kilometer von den feind 
lichen Lagern entfernt in Stellung. Der Feind schien bis dahin von unserem Anmarsch 
noch nichts entdeckt zu haben. Als es hell wurde, verrieten uns aber die unvermeidlichen 
Staubwolken, und bald war das Gefecht in vollem Gange. Ich befand mich bei der 
am weitesten nach Westen vorgeschobenen Flügelkompanie. Von hier aus konnten wir 
beobachten, wie der Feind eifrigst an der Wiederherstellung der gesprengten Bahnstrecke 
arbeitete, und zwar, wie wir bald darauf zu unserem Leidwesen sehen mußten, mit
	        
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