Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Deutsch-Südwestafrika 
291 
So gelang es der von Südosten über Hasuur, Plattbeen und Ukamas vorgehenden 
feindlichen Kolonne, in den Besitz der Gegend östlich der Karasberge zu gelangen; von 
wo aus sie dann den Vormarsch in Richtung Kabus, etwa 30 Kilometer nördlich Keet- 
manshoop, fortsetzte. Die vom Süden anrückende Kolonne gelangte über Warmbad nach 
Kalkfontein, dem Endpunkt der Südbahn, von wo sie weiter über Seeheim auf Keet- 
manshoop vorstieß, das sie am 20. April besetzte, nachdem der Ort angeblich am 
19. April von den Deutschen bis auf 100 weiße Bewohner geräumt worden war. Die 
Stadt soll unbeschädigt sein; nur wurden Telephon- und Telegraphenämter zerstört. 
Die dritte, von Lüderitzbucht seinerzeit bis Garub gelangte Kolonne hatte nach dem 
mißglückten Vorstoß Ende Februar 1915 (vgl. S. 290) am 2. April Aus erreicht und war 
von dort, ohne auf Widerstand zu stoßen, über Schakalskuppe und Kuibis auf Brackwasser 
und Bethanien vorgerückt, um von da aus den Vormarsch über Berseba auf Gibeon fort 
zusetzen. Inzwischen hatte am 24. März 1915 bei Garub ein (zweiter) deutscher Luftangriff 
auf das Lager der Unionstruppen stattgefunden, von dem das Flugzeug unversehrt zurück 
kehrte. Gegen Ende April 1915 befand sich demnach der ganze Süden in den Händen des 
Feindes, vor dessen konzentrischem Vordringen sich die deutschen Streitkräste weiter nach 
Norden an die Bahnlinie Keetmanshoop—Gibeon zurückzogen. 
Bei Kabus, etwa 30 Kilometer nördlich Keetmanshoop, kam es anscheinend am 
24. April zu einem Gefecht mit der von letzterem Ort vorgehenden Kolonne des Obersten 
Deventer. Der Kampf scheint zunächst einen für die Unionstruppen ungüstigen Verlauf 
genommen zu haben, und erst das Eingreifen von 300 Berittenen der von Osten 
kommenden Kolonne des Obersten Berange zwang die deutsche Abteilung zum Rückzug 
nach Norden über Jtsawisis. Zwei Feldlazarette mit vier und fünf Verwundeten so 
wie drei Gefangene sollen dabei den Unionstruppen in die Hände gefallen sein. 
Nach dem Gefechte von Kabus ging die deutsche Abteilung gleich bis Gibeon zurück, 
wo sie in den ersten Tagen des Mai in einen Kampf mit den über Berseba vorgerückten 
Truppen des Generals Mackenzie geriet. Der aus Kapstadt stammende amtliche 
Reuterbericht gibt darüber folgende Darstellung: „Aus die Meldung hin, daß die 
durch das Vorgehen der Obersten Deventer und Berange von Süden bzw. Osten her 
zum Aufgeben von Seeheim und Keetmanshoop gezwungenen deutschen Streitkräfte mit 
der Bahn von Gibeon aus abzufahren gedächten, entsandte Mackenzie eine kleine Ab 
teilung mit dem Aufträge, die Eisenbahn nördlich Gibeon zu zerstören. Gleichzeitig gab 
er der 9. Brigade den Auftrag, die Deutschen auszuhalten, während er selbst mit der 
Hauptmacht, der 7. und 8. Brigade und der 12. Batterie zwei englische Meilen (3,2 Kilo 
meter) südlich der Station Gibeon zum Angriff bereit stand. Die in der Nacht an 
greifende 9. Brigade wurde in einen heftigen Kampf verwickelt und gezwungen, unter 
schweren Verlusten zurückzugehen, wobei sie 70 Gefangene in den Händen der Deutschen 
ließ. Beim Morgengrauen griff Mackenzie mit der Hauptmacht an. Die deutschen 
Kräfte wurden zersprengt und etwa zwölf Meilen weit verfolgt. Hierbei wurden die 
in der Nacht vorher verlorenen Gefangenen wieder befreit und außerdem sieben deutsche 
Offiziere und ungefähr 200 Mann gefangen, sowie zwei Feldgeschütze und mehrere 
Maschinengewehre erbeutet. Die Engländer verloren drei Offiziere, 20 Mann an Toten, 
acht Offiziere, 47 Mann an Verwundeten. Die deutsche Truppe zog sich längs der Straße 
zurück. Infolge der Zerstörung der Bahn fiel ein Eisenbahnzug mit einer großen 
Menge Vieh, aber wenig anderen Nahrungsmitteln in die Hände der Uniontruppen." 
Es wird noch hinzugefügt, daß wenn nicht die schwierige Beschaffenheit des Bodens 
eine Umfassungsbewegung der Truppen unmöglich gemacht hätte, die gesamte deutsche 
Streitmacht, die sowohl bei Kabus als bei Gibeon gefochten hatte, ungefähr 800 Mann, 
gefangen genommen worden wäre. Diesen geringen deutschen Kräften gegenüber hatte
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.