Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

290 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten im zweiten Kriegshalbjahr 
Faktoreien ihr Leben. Schließlich gelang es aber Hauptmann Eymael, dem Führer der 
Ostabteilung, Ende Februar 1915 den Feind unter Oberstleutnant Morisson durch Umgehung 
seiner rechten Flanke während ununterbrochener Angriffe auf die Mitte zur Räumung 
von Bertua zu zwingen. Zur Entscheidung beigetragen hatte das Vorgehen des Haupt 
manns v. der Marwitz von Jukaduma auf Njasst und der dadurch bewirkte Druck auf 
die linke feindliche Flanke. Auch Nj assi wurde nach heftigem Kampfe vom Feinde ge 
räumt, der sich hinter den Kadei zurückzog. Baturi wurde von ihm besetzt, Gasa stark 
befestigt. Eintreffende Verstärkungen ermöglichten es dann dem Oberstleutnant Morisson, 
Mitte März 1915 seine Truppen den Dume-Fluß aufwärts vorzuschieben und Mo- 
lambi zu besetzen. Im April 1915 mit stärkeren Kräften unternommene feindliche An 
griffe auf unsere Stellungen bei Gadji, Beri, Kilusfu, Bimbo und im Mensime-Gebiet 
wurden zurückgewiesen. 
Nach Eintreffen von weiteren Verstärkungen überschritten die Franzosen im Juni 1915 
den Kadei, nahmen am 23. Juni Gadji und drängten schließlich die deutschen Truppen 
in die allgemeine Linie Tschetschari (östlich Bertua)—Njassi —Bokiesse (etwa 
15 Kilometer östlich Ngangela) zurück. Anfang Juli fanden Geplänkel am Dume zwischen 
Ndungo und Njasst statt; ein Vorstoß aus der Straße Beri—Bertua wurde zurückgewiesen. 
Bei Gadji wurde der Feind geworfen. Am 20. Juli wurde Tschetschari vom Feinde 
besetzt und am 20. und 21. Juli fanden erbitterte Kämpfe um die Stellung am Nsingi- 
Fluß östlich Bertua statt. Hauptmann v. Briefen fand in ihnen den Heldentod. Den 
deutschen nach Räumung der Nstngi-Stellung auf Bertua zurückgehenden Truppen 
folgten unmittelbar starke feindliche Kräfte, denen am 22. Juli abends der Ort abermals 
überlassen werden mußte. Nach vergeblichen Versuchen, bei Sikul, etwa 7Kilometer östlich 
Dume an der Straße nach Bertua, den nachdrängenden Gegner aufzuhalten, wurde die 
Dume-Station von den deutschen Truppen zerstört und geräumt. Eine Ausnahme 
stellung bei Sibita aus dem rechten Dume-Ufer sicherte den Abmarsch auf der Straße 
nach Abong—Mbang. Der Rückzug erfolgte unter fortgesetzten Kämpfen mit dem hart 
nachdrängenden Gegner, weshalb auch Abong—Mbang von den deutschen Truppen nicht 
gehalten werden konnte, vielmehr in der Nacht vom 28. auf den 29. Juli zerstört und 
geräumt werden mußte. Der weitere Rückzug der deutschen Truppen scheint auf Akono— 
Linga erfolgt zu sein. Auf diesem Wege folgten feindliche Streitkräfte bis zum Ndunge- 
Sumpf, auf der südlich des Njong nach Westen führenden Straße erreichten sie Mbido- 
long. Auf der Straße Dume-Station—Gele Menduka endlich drangen französische 
Truppen bis Fos halbwegs Gele Menduka vor. 
All diese Kämpfe sind, wie das Reichskolonialamt betont, ein Beweis für den unbeug 
samen Willen der Verteidiger Kameruns, durchzuhalten bis zum äußersten. 
Deutsch-Südwestaftika 
Nach der vierten und fünften Mitteilung des deutschen Reichskolonialamtes 
(abgeschloffen am 14. Mai und Ende Juli 1915) sowie ergänzenden Berichten 
(vgl. Karte Bd. H, S. 303). 
Nach den vorhandenen ausländischen, zumeist englischen Berichten, die infolge ihrer 
einseitigen Darstellung nur ein ungefähres Bild der Lage zu geben vermögen, mußten 
sich die nur schwachen deutschen Abteilungen, denen es im Lause des Februar und in 
der ersten Hälfte des März 1915 gelungen war, die aus der Richtung Lüderitzbucht, vom 
Oranje über Warmbad und ferner über die Südostgrenze vorrückenden feindlichen Streit 
kräfte (vgl. IV, S. 301) aufzuhalten, in der zweiten Märzhälfte vor der andringenden 
Uebermacht allmählich nach Norden zurückzuziehen.
	        
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