Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

286 Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten im zweiten Kriegshalbjahr 
erwidern. Nach mehrtägiger Beschießung waren daher die Befestigungen zerstört, die 
nur schwach eingedeckten Unterstände zertrümmert. Die Widerstandskraft der nunmehr 
schutzlos dem schweren Feuer ausgesetzten farbigen Besatzung begann zu erlahmen. Ein 
am 9. Juni 1915 unternommener Durchbruchsversuch mißlang. Nur einem Teil der 
farbigen Soldaten gelang der Uebergang über den Hochwasser führenden Benue im 
feindlichen Feuer und der Rückzug auf Ngaundere. Eine große Anzahl ertrank in den 
reißenden Fluten oder fiel im feindlichen Maschinengewehrfeuer. Der Rest mußte in 
die zerschossenen Werke zurückkehren. Nach abermaliger heftigster Beschießung wurde 
in Garua am 10. Juni die weiße Flagge gehißt. Die noch vorhandenen Kriegsbestände 
und Munition, von der übrigens ein Teil noch nach Banyo abgeschoben werden konnte, 
waren zuvor nach Möglichkeit zerstört worden; 37 Europäer gerieten in Kriegsgefangen 
schaft. Der Gegner ehrte den Heldenmut der Besiegten dadurch, daß er den Offizieren 
die Degen beließ. 
Die durch den Fall von Garua frei gewordenen feindlichen Streitkräfte traten auf 
den von Garua nach Ngaundere und Kontscha führenden Hauptstraßen den Vormarsch 
nach Süden an. Aus der Ngaundere-Straße folgten stärkere Truppen den aus Garua 
entkommenen farbigen Soldaten, deren Zahl auf etwa 200 Köpfe angegeben wurde. 
Ngaundere, dessen schwache Besatzung die Stadt nicht zu halten vermochte, wurde am 
27. Juni geräumt und darauf vom Feinde mit etwa zwei Kompagnien besetzt. 
Am 18. Juli 1915 wurde auch das etwa 100 Lin westlich Ngaundere an der nach Banyo 
führenden Straße gelegene, nur schwach besetzte Dorf Tingere überraschend von etwa 
zwei feindlichen Kompagnien angegriffen und nach einstündigem Kampfe erobert. Süd 
wärts Tingere vordringende feindliche Aufklärungstruppen wurden am 20. Juli zurück 
geworfen; aber ein deutscher Gegenangriff aus Tingere scheiterte. 
Die auf der Straße Garua—Kontscha vorrückenden feindlichen Streitkräste waren am 
25. Juni 1915 vor Kontscha erschienen. Hier befand stch nur eine schwache Sicherung 
der vom Hauptmann a. D. Schipper geführten, mit ihren Hauptkrästen bei Banyo 
stehenden Truppen. Von ihnen war eine schwache Abteilung zur Besetzung des an der 
englischen Grenze am Taraba gelegenen Postens Karbabi vorgeschoben. Von hier und 
von Kontscha aus hatte die Abteilung des Hauptmann Schipper manchen erfolgreichen 
Einfall in die Provinzen Zola und Muri van Nord-Nigerien ausgeführt. Gegen die 
weit stärkeren feindlichen Truppen vermochte indessen die schwache deutsche Besatzung 
Kontscha nicht zu halten. Nach kurzem Gefecht überließ sie den Ort dem Gegner, zog sich 
über Dodo aus Banyo zurück und besetzte den Genderu-Paß. Ihr folgten nur schwache 
feindliche Vortruppen, während die Hauptkräfte des Gegners zunächst bei Kontscha verblieben. 
Als Anfang Januar 1915 die aus sechs Kompagnien mit zehn Maschinengewehren 
bestehende englische Croßfluß-Abteilung unter Hauptmann Mar nach Ossidinge zurück 
gegangen war (vgl. IV, S. 308) und hier und in Nsata feste Stellungen bezogen hatte, 
folgten die deutschen Truppen unter Hauptmann Adametz und verschanzten sich Ossidinge 
gegenüber. Im Lause des Sommers fanden hier nur unbedeutende Patrouillengefechte 
statt; Hauptmann Adametz selbst stieß weit in die Calabar-Provinz Nigeriens vor, 
überfiel ein englisches Lager und erbeutete Munition. 
Auch die auf das Hochland von Dschang vorgedrungenen englischen Truppen zogen 
sich am 10. Januar 1915 (vgl. IV, S. 308) auf Bare zurück, bezogen in Bare und in 
Nkongsamba starke Feldbefestigungen zum Schutze der Nordbahn und unternahmen 
von hier heftige Vorstöße, die von der deutschen Westabteilung erfolgreich abgewiesen 
wurden. Die deutsche erste Kompagnie, die dem Vormarsch der Westabteilung gefolgt 
war, hatte das Ende 1914 aufgegebene Jabassi wieder besetzt und die Nordbahn bei 
Susa zerstört. Im Juli 1915 mußte Jabassi jedoch wieder geräumt werden.
	        
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