Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

262 Die österreichisch-ungarische Monarchie während des zweiten Kriegshalbjahres 
24. Juni 1915. 
Die patriotischen Kundgebungen anläßlich der Wiedereroberung Lembergs er 
reichten ihren Höhepunkt in der großartigen Huldigung, die Kaiser Franz Joses von 
der Wiener Bevölkerung im Schönbrunner Schloßpark dargebracht wurde. Als der 
Kaiser, gefolgt von dem Thronfolger und der Erzherzogin Zita, die ihren ältesten 
Sohn auf dem Arme trug, auf dem Balkon erschien, erhob sich ein nicht endenwollender 
Jubel. Bürgermeister Weißkirchner richtete namens der Wiener Bevölkerung eine An 
sprache an den Kaiser, die mit einer Huldigung für den Monarchen schloß. Die Musik 
kapellen stimmten die Volkshymne an, die von der Menge mitgesungen wurde. In seiner 
Erwiderung sagte der Kaiser u. a.: „Nicht nur mit Freude, auch mit berechtigtem 
Stolze können die Einwohner Wiens auf diese bedeutsame Waffentat blicken, an der 
ihre schon in den früheren Kämpfen ruhmvoll bewährten Söhne wesentlichen Anteil haben. 
Mit dankbarer Anerkennung gedenke Ich bei diesem Anlasse neuerlich des selbst 
losen Opfermutes, mit welchem der in der Hauptstadt zurückgebliebene Teil der Be 
völkerung die Sorgen und Mühseligkeiten dieser schweren Zeit erträgt und die Wunden 
des Krieges zu heilen bestrebt ist. 
Ich bin überzeugt, daß die Einwohner Wiens in dieser patriotischen Haltung aus 
harren werden bis zu dem Tage, an welchem ein — so Gott will — siegreicher und 
ehrenvoller Frieden Meinen Völkern die dauernden Bürgschaften jener Wohlfahrt ge 
währen wird, deren Förderung die schönste Aufgabe Meines Lebens bildet.* 
Die Ansprache des Kaisers entfesselte einen ungeheuren Jubel. Nicht endenwollende 
Hochrufe erbrausten. Das Publikum stimmte die Volkshymmne an und jubelte auch 
der Erzherzogin Zita zu. Die Hochrufe erneuerten sich immer wieder, bis sich der 
Kaiser und die Mitglieder des Kaiserhauses in die inneren Gemächer begaben. 
18. Juli 1915. 
Als am 18. Juli ein Regiment der den Namen des Kaisers tragenden Tiroler Kaiser- 
jäger auf der Fahrt nach dem südwestlichen Kriegsschauplatz Wien passierte, war es 
dem Kaiser ein Herzensbedürfnis, diese brave Truppe, die in zahllosen Schlachten und 
Gefechten Zeugnis davon abgelegt hatte, daß die Enkel ihrer Ahnen wert seien, zu 
sehen und ihr seinen Kaiserlichen Gruß zu entbieten. Das Regiment zog unter dem 
Kommando seines Obersten v. Soös, umjubelt von der Bevölkerung, in das Schön 
brunner Schloß. Bei strömendem Regen schritt der Kaiser, nachdem der Kommandant 
die Meldung erstattet hatte, vom Thronfolger begleitet, langsam von Mann zu Mann, 
sprach zahlreiche Soldaten an und musterte mit geübtem Auge die Ausrüstung und 
Waffen, von denen einige Spuren des heißen Kampfes trugen. Hieraus befahl der 
Kaiser die Ofiziere um sich und begrüßte sie mit Worten der Zufriedenheit für ihre 
opferwillige Tapferkeit. 
Auszeichnungen 
4. Februar 1915. 
Kaiser Franz Josef hat dem Landesverteidigungsminister General der Infanterie 
Freiherrn v. Georgi und dem Honvedminister Baron Hazai in Anerkennung ihres 
Wirkens bei der Einstellung der Rekruten und der Truppenergänzung das Militär 
verdienstkreuz erster Klasse mit der Kriegsdekoration verliehen. 
1. März 1915. 
Kaiser Franz Josef hat dem Oberdirektor der Kruppwerke A.-G., Herrn Krupp 
v. Bohlen und Halbach (Bildnis III, vor S. 33), das Großkreuz des Franz Josef 
ordens und Professor I)r. Fritz Rausenberger (Bildnis III, vor S. 33), dem Kon 
strukteur der 42-Zentimetermörser, das Komturkreuz desselben Ordens verliehen.
	        
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