Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

234 Serbien, Montenegro und Albanien während des zweiten Kriegshalbjahres 
Paget überreichte dem Kronprinzen Alexander in einer Sonderaudienz im Namen König 
Georgs das Großkreuz des Bath-Ordens. 
8. Juli 1915. 
Der russische Gesandte, Fürst Trubetzkoi, wurde seines Amtes enthoben (vgl. S. 218). 
Serbien, Italien und der Balkan bis zum Eintritt Italiens in den Krieg 
Trotz aller Bemühungen der Presse und der Diplomatie der Tripel-Entente, den Kon 
flikt, der zwischen serbischen und italienischen Bestrebungen in der Adria 
bestand, wenigstens für die Dauer des Krieges zu vertuschen, ist er schon anfangs Mai 
1915, als die Nachricht vom vollendeten Uebereinkommen zwischen Italien und der 
Tripel-Entente bekannt wurde (vgl. VI, S. 283) hervorgetreten und hat sich nicht nur 
der serbischen Presse und der Oeffentlichkeit, sondern auch der serbischen Regierungs» 
und Militärkreise bemächtigt. „Die Serben waren," so wurde der „Frankfurter Zeitung" 
Ende Mai 1915 von einem Kenner der slawischen Verhältnisse aus Sofia geschrieben, „be 
sonders getroffen durch die Nachricht, daß die Tripel-Entente den Italienern nebst 
Triest und Pola auch die ganze Ostküste Istriens, Fiume und einen Teil Dalmatiens 
„zusichert", obgleich diese Gebiete, ausgenommen eine kleine Oase in Fiume, aus 
schließlich von Serbo-Kroaten bewohnt sind. Die Erbitterung der serbischen Oeffent 
lichkeit, die in einer großen Protestversammlung in Risch bereits am 7. Mai besonders 
deutlich wurde, war umso größer, als das Uebereinkommen mit Italien ohne Zustim 
mung, ja sogar ohne Wissen der serbischen Regierung zustande gekommen war, die sich 
nun mit ihrem Programm der Befreiung und Vereinigung der Serben, Kroaten und 
Slowenen, in unhaltbarer Lage befand. Noch in den ersten Tagen des Mai hatte 
Pasitsch in der Skupschtina auf eine Anfrage des Abgeordneten Pawlovic erklärt, 
Italien sei bemüht, seine Interessen in der Adria in einer Weise zu regeln, die für 
Italien wie für Serbien keine schlimmen Folgen haben werde; denn nur die Eintracht 
beider Völker vermöge den deutschen Stoß gegen das Mittelmeer mit Erfolg zu hemmen. 
Nun aber sahen sich die jungradikalen Kabinettsmitglieder Dawidowitsch und Draschko- 
witsch, die in enger Verbindung mit serbo-kroatischen irredentistischen Kreisen stehen, 
genötigt, ihren Austritt aus dem Kabinett anzukündigen, worauf der Präsident des 
Ministeriums Pasitsch am 6. Mai 1915 die Demission der ganzen Regierung über 
reichte. Dies geschah gerade in der Zeit, als sich der alte und der neue russische Bot 
schafter in Rom, die Herren Krupensky und von Giers, auf der Durchreise in Risch 
befanden. Zwischen Kronprinz Alexander und Pasitsch, sowie zwischen diesen beiden 
und dem russischen Gesandten in Risch, Prinzen Trubetzkoi und dem Botschafter von 
Giers fanden lange und häufige Konferenzen statt, die zum Ergebnis hatten, daß der 
Kronprinz-Regent die Demission des Kabinetts Pasitsch ablehnte, in dem auch die 
beiden jungradikalen Minister verblieben. 
Die Gründe dieser Wandlung sind nicht bekannt geworden: möglich daß die Aeußerung 
des Botschafters von Giers, ein Vertrag sei ja nur ein Vertrag und könne beim Frie 
densschluß immer noch Aenderungen erfahren (vgl. VI, S. 267) durch überzeugende 
Belege gestützt wurde. Von der serbischen Regierung selbst kam am 10. Mai 1915 den 
Zeitungen folgendes charakteristische Dementi zu: „Alle Nachrichten und Behauptungen 
über eine angebliche erfolgte Verständigung zwischen Serbien und Italien über Dal 
matien sind vollkommen unbegründet, ebenso kam der serbischen Regierung über wie 
immer geartete Uebereinstimmung in dieser Sache zwischen der Tripel-Entente und 
Italien keine Nachricht zu." Demnach betrachtete die serbische Regierung einen Vertrag 
zwischen der Tripel-Entente und Italien für nicht existierend und für sich als unverbind 
lich. Allerdings hatte auch die Reise eines der Führer der jungradikalen Partei,
	        
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