Volltext: Der Völkerkrieg Band 6 (6 / 1916)

Maßnahmen des Zaren und der Regierung 215 
Finanzielle Maßnahmen 
Da der Bericht über Rußlands wirtschaftliche Verhältnisse in Band IV, S. 253 bis 
Anfang März 1915 weitergeführt ist und der Budgetentwurf für 1916 mit den Erläute 
rungen des Finanzministers erst in der nach dem 1. August 1915 tagenden Dumasession 
beraten wurde, ist über die hier zu behandelnde Periode nur wenig mehr zu berichten. 
Die zweite innere russische Kriegsanleihe von 500 Millionen Rubel (vgl.IV, 
S. 254) ergab bis Ende März 1915 nur 400 Millionen, so daß die Zeichnungssrist für 
Teile des Landes bis zum 14. April 1915 verlängert wurde, ohne damit einen nennenswerten 
Erfolg zu erzielen. Angesichts dieses Mißerfolgs hat das Finanzministerium Mitte April 1915 
die Ausgabe von 300 Millionen neuer russischer 4proz. Schatzscheine, die in 12 Serien 
eingeteilt sind und vier Jahre Laufzeit haben, angeordnet. Ferner wurden zur Deckung 
der am 14. April fällig werdenden 5proz. kurzfristigen Schuldverschreibungen im Betrage 
von 400 Millionen Rubeln neue Schuldverschreibungen im gleichen Betrag bis zum 
14. Oktober 1915 ausgegeben. Am 3. Juli 1915 ist dann das Finanzministerium wiederum 
zur zweimaligen Ausgabe von je 500 Millionen Rubel 5proz. kurzfristiger Schatzobliga 
tionen ermächtigt worden und am 15. (28.) Juli abermals zur Ausgabe von drei weiteren 
Serien 5proz. sechsmonatiger Schatzwechsel von je 500 Millionen Rubel, wovon 1000 
Millionen der Erneuerung verfallender Serien und rund 500 Millionen zur Verstärkung des 
Staatsschatzes dienen sollten. Insgesamt waren Ende Juli 1915 seit Kriegsbeginn im 
Inneren Rußlands 5200 Millionen Rubel aufgenommen und 2900 zurückbezahlt worden. 
Zur Beschaffung weiterer Geldmittel beschloß der Ministerrat Ende April 1915 die 
bereits erwähnte (S. 207) Erhebung einer nach dem Einkommen gestaffelten Kri egs 
steuer aller vom Militärdienst Befreiten unter 44 Jahren und ermächtigt die russische 
Reichsbank zur Ausgabe einer weiteren Milliarde Noten, so daß sie nun, 
da sie satzungsgemäß 300 Millionen und durch Regierungsbeschluß nach Ausbruch des 
Krieges weitere 1200 Millionen metallisch nicht gedeckter Banknoten ausgeben durfte, 
insgesamt 2500 Millionen Rubel emittieren konnte. Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 
Juni 1915 betrug der Notenumlauf 3755 Millionen Rubel, der Goldbestand 1578 Millionen 
Rubel, so daß die Emissionsreserve auf 323 Millionen Rubel zusammengeschmolzen war. 
Vorausgesetzt daß der Goldschatz in voller Höhe in den Kassen lag, wären die Noten 
damals mit etwa 40 Prozent gedeckt gewesen. Die russische Finanzwelt zeigte gleichwohl 
große Unruhe über die Ausgabe so großer Beträge von metallisch ungedecktem Papiergeld, 
die man als eine starke Beeinträchtigung der russischen Währung betrachtete. Schon im 
April 1915 sprach man davon, daß eine „Ehescheidung zwischen dem Kreditrubel und 
dem Goldrubel" erfolgt sei. Andererseits traf das Finanzministerium außerordentliche 
Vorkehrungen zur Vergrößerung des Goldschatzes der Reichsbank, verbot Mitte 
Juli 1915 alle Ausfuhr von Gold und versuchte die Kassierer durch Aussetzen von Prämien 
zur Auslieferung aller eingehenden Goldstücke an die Filialen der Reichsbank zu 
veranlassen. 
Das befreundete Ausland ist auch in dieser Periode abermals verschiedentlich zur 
Zahlung, wenigstens der im Ausland bestellten Kriegslieferungen und der Zinsen der 
ausländischen Anleihen Rußlands zugezogen worden. Aus Grund der Beschlüsse der Kon- 
serenz der Finanzminister der Entente-Staaten in Paris und London im Februar und 
März 1915 (vgl. IV, S. 255,256) eröffneten Frankreich und England Rußland einen 
Kredit von 650 Millionen Franken. Am 4. Mai 1915 verordnete ein Ukas des Zaren die Aus 
gabe von 200 Millionen Rubel 5proz. Schatzscheine aus den Märkten des Auslands und 
am 30. Juni wurde der Finanzminister abermals ermächtigt, auf dem Londoner Markt 
kurzfristige Schatzscheine für 50 Millionen Pfund Sterling auszugeben, wohl der Erfolg 
einer neuen Bittfahrt, die der Finanzminister Bark Anfang Mai 1915 unternommen hatte.
	        
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