Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

244 Die Ereignisse an der Westfront von Mai bis August 1915 
Die festgestellten Ergebnisse beweisen die Wirksamkeit der Beschießung. Mehrere Ge 
bäude wurden getroffen und zahlreiche Feuersbrünste verursacht. Die Flieger blieben 
beinahe sechs Stunden in den Lüften, wobei sie mehr als 400 Kilometer durchflogen. 
Die Expedition gegen dieses bedeutende Militäretabliffement diente als Antwort auf die 
Versuche der deutschen Flugzeuge, Paris anzugreifen. 
Nach den deutschen amtlichen Feststellungen wurden bei dem Bombenangriff der 
feindlichen Flieger in der Anilinsabrik vier Personen getötet und 15 schwer verletzt. In 
Mundenheim wurden drei getötet, einer schwer verletzt und in Friesenheim zwei getötet 
und fieben schwer verletzt, im ganzen neun Tote und 23 Schwerverletzte. Amtlich 
wurde weiter gemeldet: Ein feindlicher Flieger, der hier angeschossen wurde, ist auf dem 
Rückflug in Geinsheim wegen Beschädigung zur Landung gezwungen worden. Die beiden 
Insassen wurden gefangen genommen. Nach einer Meldung des „Berliner Tageblatts" 
stürzten bei dem Fliegerangriff auf Ludwigshasen noch zwei weitere feindliche Flugzeuge, 
die durch Geschosse getroffen worden waren, ab. Die beiden Insassen des einen Flug 
zeuges waren tot, die des anderen schwer verletzt. 
Nach dem amtlichen Havasbericht vom 28. Mai 1915 warfen die französischen Flug 
zeuge 47 90er und 200 55er Granaten aus den ersten Zielpunkt, die Badische Anilin- 
und Sodasabrik in Ludwigshafen und 36 90er Granaten auf die Werkstätten von Oppau, 
drei Kilometer von Ludwigshafen. Der Bericht schließt: „Die Expedition, die zeigt, zu 
welchem Grade von Geschicklichkeit und Mut unsere Flieger gelangt sind, ist die schönste 
in den Lüften je vollbrachte Waffentat." 
1. Juni 1915. 
Meldung der deutschen obersten Heeresleitung: Als Antwort aus die 
Bewerfung der offenen Stadt Ludwigshafen belegten wir heute Nacht die Wersten 
und die Docks von London ausgiebig mit Bomben. 
15. Juni. 
Meldung der deutschen obersten Heeresleitung: Heute ist die offene Stadt 
Karlsruhe, die in keinerlei Beziehung zum Kriegsschauplatz steht und nicht die geringste 
Befestigung aufweist, von einem feindlichen Flugzeuggeschwader mit Bomben beworfen 
worden. Soweit bisher bekannt fielen elf tote und sechs verwundete Bürger dem Ueber- 
fall zum Opfer. Militärischer Schaden konnte natürlich nicht angerichtet werden. Bon 
einem unserer Kampfflugzeuge wurde ein Flugzeug aus dem feindlichen Geschwader 
herausgeholt; die Insassen sind tot. 
Amtliche französische Abendmeldung: Zur Vergeltung der Beschießung 
offener französischer und englischer Städte durch die Deutschen wurde heute morgen 
Befehl gegeben, die Hauptstadt des Großherzogtums Baden zu bombardieren. Um 
3 Uhr morgens gingen 23 Flugzeuge nach Karlsruhe ab. Obwohl sie durch Ost 
wind gehemmt wurden, kreisten sie von 5 Uhr 60 bis 6 Uhr 20 über der Stadt. 
Sie schleuderten 130 90er und 150er Geschosse auf die Zielpunkte, die ihnen angegeben 
worden waren, besonders auf das Schloß, auf die Waffenfabrik und auf den Bahnhof. 
Während unsere Flugzeuge die Stadt überflogen, entstand eine große Zahl von Feuers 
brünsten. Eine große Panik war im Bahnhof zu konstatieren, wo die Züge eiligst weg 
führen, indem sie sich in östlicher Richtung in Bewegung setzten. Die Apparate wurden 
heftig mit Kanonen beschossen, besonders aus der Hinfahrt in Zabern, Straßburg, Ra 
statt und Karlsruhe, und auf der Rückfahrt in Blamont, Pfalzburg und Zabern. Mit 
Ausnahme von zwei Flugzeugen kehrten alle zurück. 
17. Juni 1915. 
Halbamtliche deutsche Meldung: „In ihrem amtlichen Bericht vom 15. Juni 
abends brüstet sich die stanzösische Heeresleitung mit dem bekannten Fliegerangriff auf
	        
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