Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

120 Die Ereignisse an der Ostfront nach der Wiedereroberung von Przemysl 
Morgen aus der Kasernenstadt, die sich am rechten Ufer hochzieht, geworfen werden 
konnten. Anfangs waren sie über die Schnelligkeit des Angriffs überrascht, aber dann 
leisteten sie nachhaltigen Widerstand, so daß es zum wütenden Handgemenge kam, aber 
die Pommern bewährten ihren alten Ruhm im Dreinschlagen. An einer Stelle zählte 
man 900 tote Russen. Am gleichen Tage noch arbeiteten sich die Truppen bis in die 
Stellungen längs des Bahndamms der Bahn Warschau—Ostrolenka vor. .... 
Aus dem ziemlich dichten Wald, der sich zwischen Goworowo und dem Bahndamm 
ausdehnte, begann am Vormittag des 3. August 1915 nach sorgfältigster Vorbereitung 
das deutsche Wirkungsschießen, das sich gegen Mittag zum Sturmschießen steigerte. Der ganze 
Wald von Rozan schien Granaten zu speien, und gleichzeitig bedeckte sich der Himmel 
mit weißen Schrapnellwolken, weil deutsche und russische Flieger aufklären wollten und 
die gegenseitigen Abwehrkanonen in Tätigkeit traten. Um 12% Uhr begann der Jn- 
santeriesturm. Trotz des schweren deutschen Artilleriefeuers, das stundenlang auf den 
Verteidigungswerken gelegen hatte, hielten sich die Russen hartnäckig. Ihre Artillerie 
griff diesmal mit großer Lebhaftigkeit ein. Bald brannten auf deutscher und russischer 
Seite die Dörfer und Gehöfte; von der Höhe einer Strohmiete sah ich die flackrigen 
Brände, die ziehenden Rauchschwaden, die Wirkung der deutschen Artillerie, die hoch 
spritzenden gelben und grauen Erdwolken und die unaufhörlich auftauchenden und zer- 
flatternden russischen Schrapnellwolken. 
Plötzlich springt die schwarzgraue deutsche Linie über ein Roggenfeld, mit rasender 
Eile geht es vorwärts. Jetzt sind sie im toten Winkel des Bahndamms. Die russische 
Artillerie schießt ununterbrochen in vollen Salven. Eine kleine herzschwere Pause! Da, 
sie sind auf der Höhe, sie tauchen hinab, Leuchtkugeln steigen auf, das Zeichen für die 
deutsche Artillerie, ihr Feuer weiter nach vorwärts zu verlegen. Trotzdem nimmt das 
rasende Geknatter, das wie Brandung aus- und abschwillt, nicht ab, in der Bahn 
krümmung halten sich die Russen mit verzweifelter Tapferkeit. Sie wissen auch, um 
was es sich handelt. Hier wird das Schicksal von Warschau und der russischen Armeen 
mitentschieden, denn keine 30 Kilometer in gerader Richtung zieht die Hauptrückzugs 
straße der Russen, die Bahn Warschau—Petersburg. Dieser Stoß hier längs der 
Straße Rozan—Ostrom bedroht die russische Rückwärtsverbindung so stark, daß nur die 
Wahl zwischen Verzweiflungskamps oder Aufgabe von Warschau bleiben kann. Das 
wissen die Russen natürlich ebensogut wie die Stürmenden, und die sonst so sparsam 
arbeitende russische Artillerie treibt geradezu Munitionsverschwendung. Mit unvergleich 
licher Tapferkeit gehen die preußischen Regimenter vor, und trotz aller Energie der 
Russen ist gegen 5 Uhr abends die ganze Stellung in deutschem Besitz." 
Wie Lomza fiel 
Vom 7. bis 10. August 1915 
Nach der Erstürmung des jenseitigen Narewusers fluteten die in ihrer Widerstands 
fähigkeit vollständig erschöpften gegnerischen Truppen in der Richtung Nowogrod—Mjast- 
kowo—Desebenin zurück. „Die entlang des Rußbaches vorbereiteten Ausnahmestellungen 
sind," wie dem „Berliner Lokalanzeiger" aus dem Felde geschrieben wurde, „unter der 
Wucht des deutschen Anpralles gar nicht bezogen worden: erst in der ebenfalls vor 
bereiteten Stellung Szablak—Montwiza—Slawiec—Lubykurki — Tarnowa—Kleczkow 
machten die Russen Halt. 48 Stunden ohne Unterbrechung donnerten entlang der 
ganzen Front die schweren Geschütze. Unzählige Schüsse, unendliche Mengen Eisen, 
hagelten in den leichten Sandboden der russischen Stellungen, und zu Ehren der gegne 
rischen Truppen sei es gesagt: sie hielten diesen tödlichen Geschoßhagel heldenmütig aus 
und wehrten sich aus Leibeskräften. Furchtbar waren die gegnerischen Verluste, denn
	        
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