Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Südlich der oberen Weichsel von der WiedereroberungLembergs bis zur großen Offensive 65 
Die Deutschen im Verbände der K. u. K. 4. Armee bei Idalin 
Am 6. und 7. Juli 1915 
Am 7. Juli 1915 telegraphierte der Kommandeur der 4. Armee, General der In 
fanterie Erzherzog Josef Ferdinand an den Generalleutnant v. Besser: „Der helden 
mütige Kampf der 47. Reservedivision, welche unter der zielbewußten Führung Eurer 
Exzellenz die starken feindlichen Stellungen bei Idalin erstürmte und reiche Kriegsbeute 
gewann, erfüllt mich mit Bewunderung und aufrichtiger Freude. Ich spreche Eurer Ex 
zellenz und Ihren braven Truppen meinen Dank aus und anerkenne ganz besonders das 
stets bewiesene kameradschaftliche aufopfernde Zusammenarbeiten der deutschen Reserve 
division mit den Waffenbrüdern der österreichisch-ungarischen Wehrmacht. Ihnen und 
Ihrer Division meine wärmsten Grüße." 
Folgende Schilderung, die von einem Verwundeten stammt und in der „Frankfurter 
Zeitung" zuerst veröffentlicht wurde, mag den Inhalt dieses Telegramms ergänzen und 
erläutern: „Unsere Reservedivision, die einzige, die unmittelbar einem österreichisch 
ungarischen Armeekommando unterstand, war im Dezember 1914 in Krakau ausgeladen 
worden, hatte dann an der sogenannten Schlacht von Limanowa-Lapanow als einzige 
deutsche Division hervorragend teilgenommen, später, während des Winters, immer noch 
im Verbände der vierten österreichischen Armee, treue Wacht am Dunajec gehalten und 
sich an der Maischlacht in Galizien beteiligt. Und im Juli 1915 kam die Kunde, daß 
sie eine Stellung erstürmte, die seit Monaten ausgebaut einer Festung glich: Alle Gräben 
in den Kalkboden gehauen, drei bis vier Gräben hintereinander, 15 bis 30 Meter 
breite Drahthindernisse vor der Front, alle Mannschaftsdeckungen unter die vordere 
Wand der Gräben eingesprengt. Alle Gräben gegenseitig flankierend, vor der Front 
Sumpf der Wysnica, in den der Mann bis an die Hüfte versank. 
Am 2. Juli 1915 abends kam die Division mit den Patrouillen bis zum Sumpf 
abschnitt der Wysnica und im Laufe des 3. und 4. Juli wurde der Feind unter unsag 
baren Schwierigkeiten aus seinen Vorstellungen am Sumpsabschnitt zurückgedrückt, so daß 
eine Angriffstruppe am 5. Juli am Nordrande des Sumpfes festen Fuß gefaßt hatte. 
Eine russische Elitetruppe, die 3. Division, lauter Grenadierregimenter, stand gegen 
über, 7 Uhr abends begann unser Artillerieseuer in mustergültiger Weise, 7 Uhr 30 Mi 
nuten begann das Vorbrechen der Infanterie, 7 Uhr 45 Minuten waren die Gräben 
vorderster Linie in der Hand der Deutschen, 8 Uhr 10 Minuten die zweite Linie. 
Wütende Gegenangriffe an den nicht angegriffenen Stellen der russischen Front brachen 
im Artilleriefeuer zusammen. Zwischen 8 und 9 Uhr waren die letzten Gräben ge- 
räumt. Bis zum Morgen waren etwa 1400 Mann, neun Maschinengewehre und ein 
Minenwerfer erbeutet. 
Am andern Morgen war durchgestoßen bis zum jenseitigen Fuße der befestigten Höhe, 
und nun gingen alle drei bis vier Stunden wütende Gegenangriffe der Russen, die von 
allen Seiten Verstärkungen heranzogen, gegen die Division an. Doch die Division stand 
wie eine Mauer! Der unerschütterliche Wille des Führers, sein Vertrauen auf die brave 
deutsche Mannschaft, das Vertrauen der Mannschaft aus ihren Führer, das Bewußtsein, 
daß deutsche Infanterie in der Front unangreifbar ist, das enge Zusammenarbeiten 
zwischen Infanterie und Artillerie — das sind die Felsen, an denen sich auch die stärkste 
Woge russischer Uebermacht stets so auch hier gebrochen hat. 
Eine neu zusammengestellte russische Division greift am 7. Juli abermals an. Sie 
bricht am Tage im Artilleriefeuer zusammen! In der Nacht kommen einzelne Kräfte 
bis an die Infanterie. Arme Leute! Die Kugel, das Bajonett oder der Kolben ist ihr 
Schicksal. An einzelnen Stellen brechen die Russen durch. „Laßt sie, wir bleiben 
stehen," sagt der Mann, der es hört. „Wozu hat denn mein Bataillonskommandeur 
VöUerkrieg. IX. 5
	        
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