Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Die Kämpfe in Lothringen, in den Vogesen und im Sundgau 233 
Kinder! Vorwärts zum Sturm, Zorn im Herzen, mit dem eisernen Willen, den Feind 
an der Kehle zu packen, ihn zu beißen und ihn zu zerreißen. Kein Hindernis wird euch 
aushalten, ihn zu erreichen und ihn zu vernichten. Denkt daran, daß das Vaterland in 
diesem Augenblick auf euch rechnet. Jäger! Wir werden die Ehre haben zu stürmen! 
Vorwärts! Es lebe Frankreich!" 
Aehnlich lautete der Befehl des Obersten Lacapelle, des Kommandeurs der 4. Brigade, 
vom 19. Juli 1915, in dem die Stadt Münster und der Reichackerkopf als Angriffsziel 
genannt und auf die Unterstützung einer gewaltigen Artillerie hingewiesen wird. Es heißt 
dann weiter: „Vorwärts also zum Sturm mit dem Bajonett, sobald ihr die Hörner 
zum Sturm blasen hört. Dringt geschlossen so tief wie möglich in die Linien des Feindes 
ein, stark und kühn, ohne an das Zurückliegende zu denken. Er wird vor eurem nieder 
schmetternden Angriff fliehen. Marschiert vorwärts, bleibt geschlossen in der Hand 
eurer Führer, gebt acht auf Ueberraschungen. Seid ihr auf nahe Entfernungen heran 
gekommen, so stürzt euch aus ihn mit dem Bajonett, vernichtet ihn mit Handgranaten. 
Wenn sie flch ergeben wollen, mißtraut ihnen, entwaffnet sie und laßt sie in kleinen 
Trupps nach hinten bringen." 
Der französische Angriff begann am 20. Juli 1915 und wurde vom 21. bis 23. Juli 
erneuert; nach sechs- bis siebenstündigem Trommelfeuer stürmten französische Alpenjäger 
am Lingekopf, Schratzmännle, Barrenkopf und Reichackerkopf, sowie bei Sondernach mit 
größter Tapferkeit und Todesverachtung gegen die deutschen Linien vor. Aber sie trafen 
ans Truppen mit noch höheren kriegerischen Tugenden. Zwar gelang es den Franzosen, 
an zahlreichen Stellen in unsere gänzlich zerschossenen Linien einzudringen, sie wurden 
aber von den deutschen Truppen, die trotz stundenlangen Ausharrens im schwersten Feuer 
unverzüglich die Kraft zum Gegenstoß fanden, nach erbitterten Bajonettkämpfen unter 
ungeheuren Verlusten zurückgeworfen. Ganz besonders glücklich trug die Artillerie der 
angegriffenen Divisionen in mustergültigem Zusammenwirken mit der Infanterie zur sieg 
reichen Abwehr der französischen Angriffe bei. 
Wesentlich anders allerdings lautet der französische zusammenfassende Bericht 
vom 3. September 1915, der behauptet: „Seit einem Monat wird in den Vogesen eine Reihe 
glänzender militärischer Aktionen, die eine ununterbrochene Schlacht darstellen, um den Besitz 
der das Lingemassiv beherrschenden Stellungen fortgesetzt, deren wir uns zum größten Teil 
bemächtigt haben, trotz erbitterten Widerstands und zahlreicher Gegenangriffe des Feindes. 
Die Ausgabe war besonders schwer wegen des gebirgigen Geländes und der wenigen Fuß 
wege für die Maultiere, die rasche Truppenbewegungen und genügende Verproviantierung 
nicht gestatteten; es mußte daher zunächst eine Straße von zwölf Kilometern Länge gebaut 
werden. Das Angriffsgelände bot außerordentliche Schwierigkeiten, die den Widerstand des 
Feindes sehr erleichterten. Der erste Angriff fand am 20. Juli statt. Die Alpenjäger 
bataillone griffen mit unbeugsamem Elan und einem Mut an, dem die Deutschen oft 
Lob spendeten. Sie rückten Schritt um Schritt gegen den Feind vor, den das Bom 
bardement vor unserem Ueberschreiten der Schützengrabennetze in Verwirrung gebracht 
hatte. Der zweite Angriff wurde am 22. Juli unternommen. Die Artillerie aller Kaliber 
setzte die Tätigkeit während der Nacht fort. Die deutschen Reserven erlitten sehr ernste 
Verluste. Der Sturmangriff entwickelte sich in wirkungsvoller Weise. Die Angriffs 
truppen bestanden wesentlich aus jungen Leuten, die sich zum erstenmal an einem eigent 
lichen Kampf beteiligten. Als der kommandierende General sah, mit welchem Mut sie 
unter dem feindlichen Feuer vorwärts stürzten, empfand er einen Schauer des Stolzes. 
Mit einem Sprung überrannten sie die feindlichen Gräben, indem sie buchstäblich auf 
Deutschen marschierten, besetzten diese Gräben und langten auf dem Kamme an. In ihrem 
Eifer drangen sie über diesen hinaus vor, ohne den nachrückenden Truppen Zeit zu lassen.
	        
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