Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

304 Der türkische Krieg von Ende Februar bis Anfang August 1915 
lang unter Wasser, so daß es für uns keine andere Möglichkeit gab, als mit Booten 
anzugreifen. Das ortsübliche Boot ist 35 Fuß lang, hat einen Tiefgang von 2 1 / i Fuß, 
und seine Handhabung erfordert sehr große Uebung. Die ganze in Korna garnisonierende 
Brigade mußte sich, ehe man am 31. Mai 1915 mit einigen hundert Fahrzeugen zum Angriff 
vorging, mit den Besonderheiten dieses Bootlenkens vertraut machen. Die unter Leitung 
eines halben Dutzend Deutscher von Türken und Kurden besetzten feindlichen Stellungen 
wurden, ehe man durch hohes Schilfdickicht zum Sturm vorging, vom Tigris her durch 
britische und indische Fahrzeuge bombardiert. Sehr kam uns zustatten, daß unsere Gegner 
keine Maschinengewehre hatten, und daß ihre Munition minderwertig war. Um den 
Fluß zu sperren, hatten die Türken oberhalb Kornas mehrere große Barken im Tigris 
versenkt. Aber am 1. Juni gelang es unsern Dampfern, des Hindernisses Herr zu 
werden, und am 3. Juni besetzten wir das etwa 10 000 Einwohner zählende Amara, 
den wichtigsten Ort zwischen Bagdad und Bassora. Unter den von uns Gefangenen be 
fanden sich drei deutsche Unteroffiziere während fünf Deutsche, von denen zwei später 
von Beduinen getötet wurden, in das Sumpfland entkommen waren." 
Der Versuch, auch längs des Euphrat Gelände zu gewinnen, führte zunächst am 
14. Juli 1915 zu einer Schlappe der Engländer, bei der das 24. Pundschab-Regiment 
besonders schwere Verluste erlitt, dann aber am 24. Juli 1915 zur Besetzung von 
Nasrije. Von da ab bis Anfang August 1915 hat das Kriegsglück, soweit sich aus 
den knappen türkischen und den mindestens nicht sehr zuverlässigen englischen Berichten 
ein Urteil fällen läßt, öfter gewechselt. Sicher ist, daß die Engländer mit Hilfe ihrer 
bewaffneten Fahrzeuge am Tigris weiter flußaufwärts vorgedrungen sind. 
Nach der Besetzung von Bassora und Korna war eine Abteilung der britisch-indischen 
Armee den Fluß Karun entlang in persisches Gebiet eingedrungen und hatte Ahwaz 
besetzt zum Schutz der Anlagen der englisch-persischen Oelkompagnie. Den irregulären 
türkisch-arabischen Truppen gelang es jedoch den britischen Streitkräften, sobald sie sich 
von ihrer am Fluß gelegenen und unter dem Schutz von Kanonenbooten stehenden 
Garnison ins Innere wagten, im März, April und Anfang Juli 1915 schwere Verluste 
beizubringen und sie zum Rückzug zu zwingen. 
Die Ereignisse auf den ägyptischen und 
arabischen Kriegsschauplätzen 
Türkische Kundgebungen 
22. März 1915. 
Die Blätter in Syrien veröffentlichen eine Proklamation des Oberbefehlshabers der 
Expeditionsarmee gegen Aegypten, Dschemal Pascha an die Syrier, in der den vielen, 
von böswilliger Seite verbreiteten Gerüchten über einen Mißerfolg der ägyptischen 
Expedition entgegengetreten wird. Die Proklamation führt die Ergebnisse des ersten 
Erkundungszuges (vgl. IV, S. 221) an und erklärt dann: „Nachdem die Erkundung der 
feindlichen Verteidigungsmittel erfolgt ist, trifft die vierte Armee ihre Vorbereitungen 
zum Zuge gegen Aegypten über die demnächst Näheres bekanntgegeben werden soll. 
Darum werden alle jene, die ungünstige Gerüchte über die Aktion gegen Aegypten 
verbreiten, auf das schwerste bestraft werden." 
Die Proklamation besagt außerdem, daß die türkischen Verluste bei der erwähnten 
Erkundung folgende waren: 14 Offiziere wurden getötet, 18 verwundet, 18 Offiziere 
werden vermißt; 109 Mann wurden getötet, 296 verwundet, 446 werden vermißt, 
die wahrscheinlich gefangen genommen worden seien.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.