Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

Kundgebungen 
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Auf das Huldigungstelegramm des Bürgermeisters von Rom, erwiderte der König 
Viktor Emanuel: „Am Tage der Feier des Paktes, der König und Volk in gemeinsamer 
Treue verbindet, erreicht mich der willkommenste Gruß aus der Hauptstadt des Reiches 
inmitten unseren tapferen Truppen, die bewunderungswürdige Beispiele ihrer Tüchtig 
keit geben. Ich danke und erwidere von Herzen den freundlichen Gruß der Stadt Rom, 
der Schutzherrin der angeflehten Ziele." 
Die Reden Giolittis und Barzilais 
Die mit so großer Spannung erwartete Rede Giolittis, die er als Vorsitzender 
des Provinzialrates von Cuneo bei dessen Eröffnung am 6. Juli 1915 hielt, war 
lediglich ein Versuch des Expremiers, sich vor der Kriegspartei und der öffentlichen 
Meinung zu rehabilitieren. Giolitti wies auf die Notwendigkeit hin, einmütig hinter dem 
König und der Regierung zu stehen; das Volk müsse die feste Absicht haben, zu siegen, 
was es auch koste, und dem heldenhaften Heere und der Flotte die notwendigen Mittel 
zum Siege zur Verfügung stellen. 
Im Römischen Presseverein ist dem Abgeordneten Barzilai, der als Vorsitzender 
zurücktrat, am 13. Juli 1915 eine kunstvoll gestickte Fahne von Triest überreicht worden, 
für die durch Ausgabe von Zehncentestmischeinen gesammelt worden war. Patriotische 
Reden wurden gehalten, der Vizebürgermeister von Rom, der Bildhauer Apolloni, 
früher ein lärmender Bewunderer des deutschen Kaisers und Ritter vieler deutscher 
Orden, gab dem Triestiner Barzilai den Kuß Roms, worauf der Republikaner Barzilai 
den König als den ersten Soldaten des Reichs feierte. 
Die Rede Barzilais in Rom hatte, wie die „Stampa" schreibt, eine Bedeutung, die 
über den Charakter einer persönlichen Kundgebung hinausgeht, und zwar, weil sie in dem 
für Italien entscheidenden Augenblick gehalten worden ist, in dem das mit den Ver 
bündeten getroffene Uebereinkommen in die Tat umgesetzt wird. Barzilai hat außer von 
Oesterreich, auch von anderen Feinden Italiens gesprochen. Sicher ist, daß die Un 
gewißheiten bald verschwinden werden und unser Krieg sich ausdehnen wird. Die En 
tente wird fester begründet erscheinen und die militärischen Kräfte der vier Mächte werden 
harmonisch zusammenwirken. Sie werden die Zentralmächte und die Türkei in einen 
furchtbaren Kreis von Eisen einschließen und damit die Kriegsdauer abkürzen. 
Die Entgegnung auf das österreichisch-ungarische Rotbuch 
Das österreichisch-ungarische Ministerium des Aeußeren veröffentlichte 
am 13. Juli 1915 ein umfangreiches Rotbuch, das „diplomatische Aktenstücke, betr. 
die Beziehungen Oesterreich-Ungarns zu Italien in der Zeit vom 20. Juli 1914 bis 
23. Mai 1915" enthält (vgl. das Kapitel „Oesterreich-Ungarn im zweiten Kriegshalb 
jahr" in Band IL). Darauf hat die „Agenzia Stefani" nach einer feierlichen, von Son- 
nino nahestehender Seite abgegebenen Erklärung, daß erst die vollständige Kenntnis des 
Originaltextes über eine Meinungsäußerung der italienischen Regierung zu dieser diplo 
matischen Veröffentlichung Oesterreich-Ungarns entscheiden werde, am 19. Juni geglaubt, 
in zwei völlig unwesentlichen Punkten ein Dementi vorwegnehmen zu sollen, das so 
wenig überzeugend ausfiel, daß es, wie der „Neuen Zürcher Zeitung" geschrieben wurde, 
„die Wirksamkeit dieser Dokumentensammlung zur Vorgeschichte des italienisch-öster 
reichischen Krieges nicht wesentlich zu beeinflussen vermag." In der italienischen 
Ministerrats-Sitzung vom 23. Juli 1915 wurde der Inhalt des österreichisch 
ungarischen Rotbuchs besprochen; dabei ist es dem Minister des Aeußeren, Sonnino, über 
lassen worden, in einer ihm formell und zeitlich geeignet erscheinenden Weise eine etwa 
nötig werdende Richtigstellung der österreichisch-ungarischen Veröffentlichung zu geben.
	        
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