Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

D i e Kämpfe zwischen Maas und Mosel 211 
zösische Infanterie konnte dem Ansturm nicht standhalten. Stellung auf Stellung 
fiel. Am Abend waren alle französischen Stellungen in einer Breite von 1500 w ge 
nommen. Zwölf Offiziere, über 1000 unverwundete Gefangene, drei Geschütze, sieben 
Minenwerfer, sieben Maschinengewehre, ein Pionierpark mit reichlichem Gerät waren 
unsere willkommene Beute. Was die Franzosen in monatelangem Ringen erworben, 
hat unsere stürmende Infanterie, unterstützt durch die vortreffliche Artillerie, ihnen in 
wenigen Stunden wieder entrissen. Wo man hobelt, fallen Späne. Ohne Verlust ist 
solch ein Erfolg nicht zu erreichen. Unsere Gesamtverluste einschließlich der nur vor 
übergehend ausfallenden Leichtverwundeten erreichten aber nicht einmal die Zahl allein 
der gefangenen Franzosen. Deren Verluste an Toten waren außerordentliche. Nach 
Aussage der Gefangenen waren die Kompagnien schon vor unserem Angriff nur durch 
unser Artilleriefeuer auf 60 bis 70 Mann zusammengeschmolzen. In dem eingangs er 
wähnten amtlichen Bericht ist betont, daß die französischen Soldaten den Priesterwald 
als „unsern Wald" ungleich sinniger bezeichnen als die Deutschen, die ihn „Todeswald" 
oder „Wald der Witwen" nennen. Die Phantasie des Berichterstatters in Ehren. Uns 
ist indessen von einer derartig geschmackvollen Benamsung nichts bekannt. Am 4. Juli 
ist aber der Priesterwald den Franzosen zum „Todeswald" geworden. 
Selbstverständlich mußten wir damit rechnen, daß der Feind uns den Gewinn bald 
streitig machen würde. Schon in der Nacht zum 5. Juli setzte er zu dem erwarteten 
Gegenangriff an. Wir konnten diesen, wie auch die späteren, abweisen. Unter den Ge 
fangenen befinden sich auch farbige Franzosen. Söhne der Insel Reunion sind es, die 
zum Kampfe für Zivilisation und Kultur herangeholt sind. Nicht nur in ihrer Uniform 
sind sie französische Soldaten geworden, sondern auch in ihrer Gesinnung. Denn gleich 
diesen sagten sie bei ihrer Vernehmung aus, daß sie den französischen Zeitungen keinen 
Glauben mehr schenken, daß sie, des Krieges müde, den Frieden wollen, sei er zugunsten 
Frankreichs oder nicht. Anscheinend ist diese Stimmung auch in der Bevölkerung nicht 
selten. In Pont-^-Mousson sollen Frauen das Automobil des Präsidenten der Republik 
mit Steinen beworfen haben unter dem Rufe, sie wollten den Frieden, sie wollten ihre 
Söhne zurückhaben." 
Der Kriegsberichterstatter Wilhelm Hirsch, der die deutschen Stellungen im Priester 
wald unmittelbar nach den heißen Kämpfen vom 4. und 5. Juli besuchte, hat im „Neuen 
Wiener Tagblatt" die Mitteilungen eines Mitkämpfers, eines Beobachtungsoffiziers, 
veröffentlicht, die als wertvolle Ergänzung des vorstehenden Berichtes aus dem deutschen 
Großen Hauptquartier folgen sollen. Der Offizier, der mit sechs freiwilligen Artilleristen 
zusammen mit der stürmenden Infanterie vorging, erzählte: „Ich hatte am Sonntag den 
4. Juli 1915, am Tage des Sturmes, den Auftrag, mich bei dem Bataillonsstab eines 
Gefechtsabschnittes aufzuhalten, um beim Sturm der Infanterie mit zwei Artilleristen 
trupps vorzugehen und die volle Verbindung zwischen dem Bataillonskommandeur des 
betreffenden Gefechtsabschnittes und dem Artilleriekommandeur herzustellen, um immer 
nach rückwärts berichten zu können, wie weit die Artillerie zulegen müsse. Schon in der 
Nacht vorher hatte ich bis nach vorn, wo unsere Horchposten lagen, drei Fernsprech 
leitungen auf verschiedenen Wegen von dem Punkt legen lassen, an dem sich der Bataillons 
stab während des Gefechtes zuerst aufhalten sollte. 
Vormittags bezog ich mit meinen Leuten — Telephonisten und Telephonarbeitern — 
meinen Posten im vordersten Schützengraben. Das Artilleriefeuer begann morgens in 
ruhigem, gemächlichem Tempo. So blieb es bis zur Mittagstunde. Auf einmal ging 
ein kolossales Geschützfeuer los, als wenn ein eiserner Wolkenbruch niederginge. Das 
dauerte eine Viertelstunde, dann schwieg unsere Artillerie, und dann schoß sie ruhig 
weiter wie an gewöhnlichen Tagen. Plötzlich neuerliches Trommelfeuer — fünf Mi
	        
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