Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

120 Der italienische Krieg bis zur dritten Jsonzoschlacht 
zeigen aber eine ganz bedeutende Größenzunahme, denn ihre Wasserverdrängung beträgt 
bereits 1500 Tonnen, die Geschwindigkeit erreicht 30 bis 32 Seemeilen. Die Hochsee 
torpedoboote, von denen bei Kriegsausbruch 69 fertig waren, weisen eine Wasserver 
drängung von je 130 bis 200 Tonnen aus, mit einer Schnelligkeit von 23 bis 27 See 
meilen. An Torpedobooten 2. Klasse, die aber nur eine Wasserverdrängung von 
80 Tonnen bei 16 Seemeilen Geschwindigkeit besitzen, sind nur 15 vorhanden. 
Zu diesen aufgeführten Schiffen treten noch eine ganze Reihe älterer Schiffe, die 
nicht mehr als ganz kriegsbrauchbar bezeichnet werden können, sowie Schul- und Spezial 
schiffe wie Streuminenschiffe, Werkstättenschiffe, Ballonschiffe, Kohlenschiffe, Vermessungs 
schiffe, Dockschiffe für Unterseeboote und Heizöltransporter. 
An Unterseebooten waren bei Kriegsbeginn zwanzig fertiggestellt. Sie zerfallen 
in eigentliche Hochseeboote und in Küstenboote. 
Bei dem Geschütz wesen ist es bemerkenswert, daß die italienische Marine in der 
letzten Zeit von der Drahtkonstruktion zur Mantelringkonstruktion übergegangen ist. Da 
mit ist die Abkehr von der bisherigen englischen Geschützkonstruktion ausgesprochen. Auch 
die neuen Geschütze werden vollkommen im Lande selbst hergestellt. Die mit ihnen vor 
genommenen Schießversuche haben gute Ergebnisse gezeigt. 
Das Personal der Flotte ist ständig vermehrt worden. So wurde die Stelle eines 
Flottenchefs geschaffen, dem die in Friedenszeiten früher selbständigen beiden Geschwader 
dauernd unterstellt wurden. Die Stärke des Unterpersonals ist in den letzten Jahren von 
35 000 auf 38 000 Mann gesteigert worden. Davon sind 8000 Mann Kapitulanten. 
Dem Ausbau der Marine brachte auch das Königshaus lebhaftes Interesse entgegen; der 
Kronprinz wurde mit Vollendung seines zehnten Lebensjahres nicht wie üblich in die 
Armee, sondern in die Marine eingestellt. 
Trotzdem befindet sich die italienische Marine in der Adria in einer schwierigen Lage 
gegenüber der österreichisch-ungarischen Flotte und zwar, wie der „Neuen Zürcher 
Zeitung" geschrieben wurde, aus folgenden Gründen: Zunächst sind die Strömungs 
verhältnisse des Adriatischen Meeres für Italien äußerst ungünstige, da sie wie 
eine Fortsetzung der großen, im Norden dieses Meeres einmündenden Alpenströme 
Etsch und Po von den Lagunen weit hinab ins Jonische Meer, längs Italiens Ost 
küste, nach Süden treiben. Jede Mine, die man bei Venedig oder Ravenna den Wogen 
der Adria übergibt, wird von der Strömung nach Süden getrieben und wird dann im 
östlichen Mittelmeer eine schwere Gefahr für die freilich auch hier äußerst reduzierte 
Schiffahrt. So bleibt den Italienern nichts anderes übrig, als durch Wachschiffe oder 
Tauchboote ihre Küsten zu schützen. 
Wie in der Anwendung von Minen Italien sich gegenüber seinem Gegner tn einer 
ungünstigen Lage befindet, ebenso auch in bezug auf fein Unterseebootmaterial. 
Trotzdem Italien beim Ausbruch des Krieges eine nicht unbedeutende Unterseeflotte be 
saß, so waren doch die meisten dieser Boote nur für einen ganz beschränkten Wirkungs 
kreis verwendbar, was Italien zur Besetzung des einsamen Felseneilandes Pelagosa zwang, 
um hier eine Station für jene seiner Unterseeboote einzurichten, die von den italienischen 
Adriahäfen nicht imstande sind, die dalmatinischen Gewässer zu erreichen. 
Ein dritter Nachteil besteht in dem Mangel einer Flottenbasis. Die Häsen 
der italienischen Küste leiden nämlich durchweg an Versandung durch die Schutt 
massen, die Po und Etsch in der Adria ablagern. So kommt es, daß die italienische 
adriatische Flotte ihre Basis in dem entfernten, jenseits des Kap von Santa Maria di 
Leuca gelegenen Tarent findet. Man hat zwar jetzt Brindisi ebenfalls als Flottenbasis 
benutzt, aber bei einigem Hochgang des Meeres wird seine Bedeutung wieder eine ganz 
sekundäre, so daß man dann wieder auf Tarent angewiesen bleibt. Dieses aber ent-
	        
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