Volltext: Der Völkerkrieg Band 5 (5 / 1916)

208 Die Ereignisse an der We st front von Mai bisAugust1915 
Von den Kämpfen um Saint-Mihiel 
Von Saint-Mihiel, dem deutschen Bollwerk an der Maaslinie, und von den verzwei 
felten französischen Versuchen, diesen störenden Einbruch in ihre Front zurückzudämmen, 
erzählt der Kriegsberichterstatter G. H. Perris im „Daily Chronicle" Anfang August 
1915 folgendes: „Der Keil von Saint-Mihiel sollte in England besser bekannt sein, als 
es der Fall ist, denn die Kämpfe, die in diesem Abschnitt stattgefunden haben, sind 
ebenso wichtig und vom militärischen Standpunkt noch interessanter, als die von Neuve- 
Chapelle, Ipern und Arras. Auf halbem Wege zwischen den französischen Festungen 
Toul und Verdun warf sich im Herbst 1914 die Armee des Generals von Strantz von 
Metz aus gegen die Maashöhen. Sie kam nicht weiter als bis Saint-Mihiel und Chau- 
voncourt, der Vorstadt am linken Maasufer; aber diesen Vorsprung hielt sie, durch alle 
Wechselfälle des Krieges hindurch, seit dem 23. September 1914 fest. Die Stadt selbst 
ist ohne Bedeutung. Sie könnte von den höherliegenden französischen Stellungen aus 
in ein bis zwei Tagen in Atome zerschossen werden, wenn es einen Zweck hätte. Die 
deutschen Schützengräben laufen um den Ort herum, und am westlichsten Punkte, in 
der Schleife des Flusses unterhalb Paroches, waren die „Boches" dreist genug, auf 
ihren Brustwehren drei große Flaggen, die deutsche, die österreichische und türkische, 
aufzupflanzen, die lustig im Winde flattern. 
Die Laufgräben nähern sich einander an einigen Stellen bis auf 200 Fuß, und da 
zwischen hängen die Ueberreste der Gefallenen in den Stacheldrähten, in denen sie sich 
vor Monaten verfangen hatten. Die Stärke beider Parteien liegt in dem amphithea 
tralisch angelegten Kreis der umliegenden Hügel. Auf der deutschen Seite reichen diese 
bis zu einem Punkte, der seit urdenklichen Zeiten befestigt wurde und als Fort Camp 
des Romains bekannt ist. Dieses liegt unmittelbar zwischen den Ruinen des franzö 
sischen Forts Paroches und dem noch intakten Fort Liouville. Die Deutschen haben 
ihre eigenen Werke auf dem Gipfel der alten römischen Festung gebaut oder in dieselbe 
eingegraben. Obwohl diese Stellung aus drei Seiten von französischer Artillerie um 
geben ist, und obwohl von einem Dutzend Punkten aus Tonnen von Explosivstoffen auf 
sie geschleudert wurden, scheint die Wirkung eine recht unbedeutende gewesen zu sein. 
Das ist sicher eine der bezeichnetsten Tatsachen des Feldzuges. 
Als die Franzosen gefunden hatten, daß der Keil nur auf Kosten ungeheuerer Ver 
luste gebrochen werden könnte, unternahmen sie eine Reihe von Versuchen, die Seiten 
einzudrücken. Zwischen Etain und Fresnes im Norden und zwischen Flirey und Pont- 
»-Mousson im Süden machten sie bald erhebliche Fortschritte, obwohl in der Umgebung 
des Priesterwaldes und des Waldes Mort-Mare die Erfolge seit April 1915 nicht von 
Bedeutung waren (vgl. die Karte Band V, S. 79). 
Viel verzweifelter und kostspieliger waren die Kämpfe um die Punkte, wo die Maas 
höhen in das Tal der Wosvre abfallen, zwischen Les Eparges und der Schlucht von 
Spada, die zum Ziel hatten, an die Feldbahn zwischen Vigneulles und Saint-Mihiel zu 
kommen. Ein anderer Kampf von furchtbarer Heftigkeit und Hartnäckigkeit war der um 
den Hügel von Ailly, einen Teil des Waldes von Apremont, drei oder vier Meilen süd 
östlich von Saint-Mihiel." 
Unter den ununterbrochenen blutigen Kämpfen, die hier tobten, waren die vom 5. bis 
7. Juli 1915 für die angreifenden deutschen Truppen besonders erfolgreich. Wie die fran 
zösische Heeresleitung daraus für sich einen Erfolg konstruierte und wie sich die Ereignisse 
in Wirklichkeit abspielten, das schildert Friedrich Freksa in einem in der „Frankfurter 
Zeitung" veröffentlichten Feldpostbrief. Er erzählt: „Das wunderlichste Gefühl hat 
doch der Mensch, wenn er etwas durch Miterlebnis, das gesteigert wurde durch Span 
nung und Hoffnung, genau weiß und hinterher erfährt: Das, was Du alles weißt und 
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